Ausblick auf die Wohnraumversorgung 2024

Rückgang der Baugenehmigungen und Baufertigstellungen. Experten sehen ernüchternd in die Zukunft.

Foto: Pixabay/Alina Kuptsova

Die PNN berichten heute, dass sich in Potsdam möglicherweise ein Engpass beim Wohnungsbau abzeichne. Das gehe aus der aktuellen Baugenehmigungsstatistik hervor. Von Januar bis Oktober 2023 seien insgesamt 689 Wohnungen genehmigt worden, darunter 675 Neubauwohnungen – ein Rückgang um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Falls sich dieser Trend bis zum Jahresende fortsetze, könnte Potsdam auf weniger als 1000 genehmigte Wohnungen für das gesamte Jahr 2023 kommen. Dies wäre das dritte schwache Jahr in Folge und könnte langfristig zu Problemen führen, da die Genehmigungssituation den Wohnungsbau beeinflusse und die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt in Potsdam weiter verschärfen könnte. Klar sei, dass derzeit vor allem die ProPotsdam in großen Stückzahlen Wohnungen baue, etwa am alten Tramdepot und an der Georg-Hermann-Allee. Landesweit zeige sich mit einem Rückgang von 22,7 Prozent bei den Baugenehmigungen für Wohnungen in Brandenburg in den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 im Vergleich zum Vorjahr ein ähnlicher Trend.

Der Tagesspiegel fragte dieser Tage in seiner Rubrik 3 auf 1 Wolfgang Schubert-Raab, Präsident beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Ludwig Dorffmeister, Fachreferent für Bau- und Immobilienforschung am Ifo-Institut, sowie Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), wie viel neuen Wohnraum der Bund 2024 schaffen könne.

Alle drei sehen ernüchternd in die Zukunft. So gehe Schubert-Raab für 2023 mit einer Fertigstellung von 271.000 Wohneinheiten (WE) und in 2024 nur noch die Fertigstellungen von 235.000 WE aus. Dabei sei der Wohnraumbedarf riesig; es mangele allein an Aufträgen. So rücke nicht nur das unstrittige Ziel der Ampel von 400.000 WE pro Jahr in weite Ferne. Im Wohnungsbau drohen Kurzarbeit und Beschäftigungsabbau. Er fordere daher schnellstens Planungssicherheit, vor allem bei den Rahmenbedingungen.

Dorffmeister rechne laut Tagesspiegel für 2024 mit nur 225.000 Fertigstellungen. Bis Ende September 2023 wurden 42 Prozent weniger Wohnungen in neuen Ein- und Zweifamilienhäusern bewilligt als im Vorjahreszeitraum, so Dorffmeister. Bei Mehrfamiliengebäuden betrug das Minus 26 Prozent. Zusammen mit den übrigen Genehmigungen (minus 6 Prozent) sei das ein Rückgang um 32 Prozent gewesen. Er kritisiert, dass die Politik bislang keine Lösungen auf den Tisch gelegt habe, die den Neubau nach dem Zins- und Baukostenschock in der Breite wieder attraktiv machen könnte. Er rechnet damit, dass der Druck auf die Rohbaufirmen weiter zunehmen, weil die Auftragspolster zuletzt geschrumpft seien. Auch sinkt die Zahl der Baugenehmigungen bundesweit.

Gedaschko erklärte: „Es bewahrheitet sich, wovor wir seit Langem warnen: Unter den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen können die sozial orientierten Wohnungsunternehmen nicht mehr in bezahlbaren Wohnungsbau investieren.“ Er rechnet mit einer Fertigstellungszahl von nur 200.000 neuen Wohnungen jährlich. Und die Lage werde sich wohl weiter verschlimmern: 2024 seien weitere 22 Prozent und 2025 sogar 38 Prozent der bereits eingedampften Neubaupläne nicht realisierbar. Über zwei Drittel der GdW-Wohnungsunternehmen würden demnach in den kommenden beiden Jahren nach gegenwärtiger Lage gar keine Wohnungen mehr bauen können. „Der bezahlbare Wohnungsbau befindet sich im freien Fall“, so Gedaschko.

In einem Interview der PNN mit Stadtpräsident Pete Heuer (SPD), kritisiere dieser den Kurs des Oberbürgermeisters Mike Schuber (SPD). „In Zeiten des absoluten Wohnungsmangels und der explodierenden Mieten ist es oberste Pflicht, und dazu haben wir auch viele Beschlüsse gefasst, vor allem für Wohnungsbau zu sorgen. Dabei ist ganz nüchtern zu konstatieren: Ohne Schuberts Kurs hätten wir heute vielleicht bereits 2000 Wohnungen mehr im Angebot. Zum Beispiel an der Pirschheide und der Heinrich-Mann-Allee. Darunter wären sehr viele Sozialwohnungen, die zu einer Entspannung des Wohnungsmarkts führen könnten.“

Lesen Sie auch: Zahl der Immobilientransaktionen eingebrochen

Quelle: Tagesspiegel, PNN