Potsdamer Genossenschaften für Potsdams Mitte

In der Roten Info-Box auf dem Alten Markt sind auch Entwürfe der Genossenschaften zu sehen
Wie Potsdams Mitte in Zukunft aussehen könnte, davon kann man sich gegenwärtig ein Bild in der „Roten Infobox“ auf dem Alten Markt machen. Zehn Tage lang sind die 37 Entwürfe der Bieter, die auf den so genannten Block III in Potsdams Mitte bauen wollen, zu sehen und anzufassen. Besucher können ihre Favoriten wie bei einem Puzzle in ein Holzmodell einsetzen, und so plastisch erfahren, wie das Quartier künftig aussehen wird und darüber hinaus ihr Feedback zu den Entwürfen geben.

Auf jedes der neun zu bebauenden Grundstücke kommen drei bis fünf Bieter. Welcher Bieter hinter welchem Entwurf steht, bleibt streng geheim. Neben Genossenschaften und Selbstnutzern haben auch große Projektentwickler und private Investoren ihre Entwürfe abgegeben. Bodo Jablonowski, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam schätzt ein: „Alle Entwürfe haben eine gute gestalterische und architektonische Qualität. Auch unsere Architekten haben da hervorragende Arbeit geleistet. Umso interessanter ist es nun, welche Nutzungen geplant sind und welche Nutzungsprivilegien die Bewerber einräumen.“

In der Infobox am Alten Markt sind nicht allein die architektonischen Entwürfe ausgestellt, auch das Nutzungskonzept für das jeweilige Grundstück wird vorgestellt. Trotzdem ist den einzelnen Entwürfen und Modellen nicht ohne weiteres die Idee anzusehen, die dahintersteckt. „Unsere insgesamt neun Entwürfe, die von drei Genossenschaften eingereicht wurden, bilden einen in sich stimmigen Mix aus Wohnen und Gewerbe“, erläutert Matthias Pludra, Vorstand der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956. „Mit unserem gemeinsam erarbeiten Nutzungskonzept für den gesamten Block legen wir den Schwerpunkt auf dauerhaft bezahlbaren Wohnraum und Wohnungsgrößen, die sowohl für Singles und Paare als auch Familien geeignet sind“. Deshalb werden die Genossenschaften für die Potsdamer Mitte Mieten von 5,50 €/m² bis 9,50 €/m² aufrufen. „Mit dem Oberwert liegen wir mit 10 % unter der ortsüblichen Miete nach dem Mietspiegel.“, ergänzt Jablonowski.

Neben den Wohnungen setzen die Genossenschaften in ihren Entwürfen vor allem auf kleinteiliges und regionales Gewerbe, aber auch Angebote für Kunst, Begegnung und Bildung sind angedacht. Das gemeinsam für den gesamten Block erarbeitete Nutzungskonzept sieht typisch genossenschaftliche Angebote vor, darunter auch Begegnungsräume für die Bewohner und Mitglieder der Genossenschaften. Bodo Jablonowski erläutert: „Wir planen hier Möglichkeiten für Kultur, Bildung und Kommunikation, die öffentlich nutzbar sind, also von jedem Potsdamer und jeder Potsdamerin in Anspruch genommen werden kann.“

Die Zusammenarbeit zwischen den drei Genossenschaften sei sehr produktiv gewesen, berichtet Matthias Pludra von der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956: Zwar habe jede Genossenschaft autonome Entwürfe eingereicht, die jedoch alle aufeinander abgestimmt seien. So habe man nicht nur ein facettenreiches und harmonisches Gesamtbild der Fassaden entwickelt, sondern auch ein grundstücksübergreifendes Konzept zur Gestaltung des Innenhofes, der am Tage auch der Öffentlichkeit offenstehen soll. Auch an ein quartiersbezogenes Energiekonzept und an ein spezifisches Mobilitätskonzept habe man gedacht. „In der partnerschaftlichen Zusammenarbeit der Potsdamer Genossenschaften liegt eine große Chance für die Potsdamer Mitte“, so Matthias Pludra: „Unsere Gesamtlösung wäre nicht nur städtebaulich und architektonisch etwas Besonderes, sondern auch sozial und wirtschaftlich.“ Außerdem sei sie eine Potsdamer Lösung: „Wir sind Potsdamer Genossenschaften, die für Potsdamer bauen.“

Ob das die Vertreter der Auswahlkommission überzeugt, wird sich Anfang Dezember zeigen, wenn die Auswahlkommission an zwei Tagen zusammenkommt, um die Entwürfe zu bewerten und eine Auswahl zu treffen. Die erste Entscheidung darüber, welche Entwürfe weiterkommen und unter Umständen nachgebessert werden müssen, wird am 8. Dezember in der Infobox öffentlich gemacht. Welche Entwürfe umgesetzt werden, soll im März 2018 entschieden werden.

(Vorabdruck aus dem KM-Magazin 6/2017 der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam eG, Autoren: Anke Ziebell)