Das STADT FORUM POTSDAM befasste sich mit der kommunalen Wärmeplanung.
Mit dem Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze (Wärmeplanungsgesetz) wird die Umsetzung der Energiewende kommunale Pflichtaufgabe. Gleichzeitig wurde das Gebäudeenergiegesetzes verabschiedet, dass die Reduzierung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor vorsieht. Die Frage, wie die Umsetzung dabei aussieht und wie die Energieversorgung, aber auch das Wohnen bezahlbar bleiben, gilt es im Rahmen der Aufstellung der kommunalen Wärmeplanung bis 2026 zu klären.
Baubeigeordneter Bernd Rubelt, der die Veranstaltung einleitete, sieht dabei sowohl die Wohnungswirtschaft als auch die Energiewirtschaft als die „kraftvollen Arme“ für diese Aufgabe. Dabei gelte es jedoch, beide Wirtschaftszweige nicht an dieser Aufgabe zerbrechen zu lassen, sondern einen finanziell machbaren Rahmen zu schaffen. Der Umbau auf Erneuerbare Energien als auch die energieeffiziente Anpassung gehen mit hohen Investitionssummen einher. Investiere die Wohnungswirtschaft, so habe dies Auswirkungen auf das Wohnen. Wenn die EWP investiere, habe das Auswirkungen auf die SWP. Herr Rubelt plädierte für ein gemeinsames und integriertes Handeln. „Wir sitzen in einem Boot und müssen dieses leisten.“
Dekarbonisierung der Wärmeversorgung
Eckard Veil, Geschäftsführer Energie und Wasser Potsdam GmbH, berichtete über das Dekarbonisierungskonzept für die Wärmeversorgung in Potsdam. Veil gehe davon aus, dass in Zukunft bis zu 60 Prozent der Wärme aus Geothermie kommen könnte. Gleichzeitig müsse das Heizkraftwerk Potsdam Süd in den kommenden Jahren ersetzt werden. „Wenn alles gut geht, können 80 Prozent der Wärme aus regenerativen Energien erzeugt werden“, sagt Veil. Allerdings reiche die Leistung aus technischer Sicht noch nicht aus, um an kalten Wintertagen die Versorgung zu sichern. 20 Prozent der Wärme müssten weiterhin aus Verbrennungsanlagen, idealerweise aus Wasserstoff, kommen, so Veil. Gleichzeitig werde die EWP versuchen, die Fernwärme auszubauen, um weitere Stadtteile mit der Fernwärme zu Versorgung. Die Wärmeversorgung in Potsdam soll dezentral ausgebaut werden. Bis 2035 habe die EWP rund 25 Projekte in der Umsetzung und wolle allein für die Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien bis 2030 über 350 Mio. € investieren.
Investitionen in die Energieerzeugung
Bis 2035 habe die EWP rund 25 Projekte in der Umsetzung und wolle allein für die Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien bis 2030 über 350 Mio. € investieren. Die EWP bewerbe sich bei Förderprogrammen, die derzeit nur noch bis 2025 laufen, jedoch gute Förderquoten haben. Es gebe noch vier Ausschreibungen, welche eine Förderung von bis zu 80 Prozent bis 2030 ermöglichen würden. „Dann würden die Bürger fast nichts von der Preisentwicklung durch Investitionen mitbekommen“, so Veil. Veil sieht den Zeitplan als realistisch an und betonte, dass die EWP an der Finanzierung dran sei.
Grüne Wärmeversorgung senkt die Kosten der Wohnungswirtschaft
Gregor Heilmann, Geschäftsführer der GEWOBA Wohnungsverwaltungsgesellschaft Potsdam mbH, stellte Herausforderungen und Stellschrauben der Wärmewende auf Seiten der Wohnungswirtschaft vor.
„Der Preis für CO2 wird und muss steigen“, erklärt Heilmann. Wenn nichts passiere, werde der Wärmepreis durch die CO2-Kosten von 1 Mio. € auf über 4 Mio. € pro Jahr bis 2033 anwachsen, werde die Wärmeversorgung nicht grüner. Durch das Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz bleibe ein großer Teil der Kosten bei der Wohnungswirtschaft hängen.
Durch energetische Sanierungen können die CO2-Emmissionen im Gebäudebestand um rund 45 – 50 Prozent reduziert werden. Die ProPotsdam plane durch Sanierung ihrer Gebäudebestände und Optimierung der Haustechnick 1,5 Prozent pro Jahr an CO2 einzusparen. Bis 2040 können 33 Prozent CO2 reduziert werden. Um die restlichen Prozent zu erreichen, brauche es den Energieversorger und dessen Bereitstellung von erneuerbaren Energien. Schon heute führe der mangelnde Anteil erneuerbarer Energien in der Wärme zu Einschränkungen der Wohnungswirtschaft bezüglich der Nutzung von Fördermitteln. Laut des Gebäudeenergiegesetzes müssten 65 Prozent Erneuerbare Energien für die Verwendung von Fördermitteln nachgewiesen werden.
Was nicht durch die Energiegewinnung erreicht werden könne, versuche man oft durch die Erhöhung der Sanierungsquote abzufangen. Aktuell liege die durchschnittliche Sanierungsquote bei 1 Prozent. Vor einer Erhöhung der Sanierungsquote warne Heilmann, da dies wirtschaftliche Grenzen der Unternehmen überschreite und bezahlbare Mieten gefährde. Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung brauche es eine realistische Bewertung des Gebäudebestands und eine sozial verträgliche und leistbare Annahme der Sanierungsquote.
Mit dem Ausbau Erneuerbarer Energie würden die Kosten für CO2-Zertifikate wegfallen und die lokale Wertschöpfungskette gestärkt werden, betont Heilmann.
Beispiel aus Treuenbrietzen
Michael Knape, Bürgermeister von Treuenbrietzen, stellte das Projekt in Feldheim vor. Das Gesamtkonzept setzte dabei auf eine dezentrale regenerative Energieversorgung durch Wind-, Sonnen- und Bioenergie. Die Umsetzung des Projekts beruhe dabei auf der Zusammenarbeit aller relevanten Akteure, von der Kommune, Unternehmen und Anwohnenden. Knappe betont, dass Projekte dieser Art Zeit, Geduld und eine gute Diskussionskultur brauchen.
Weitere Infos zum Projekt in Feldheim
Transformation im Land Brandenburg
Im letzten Jahr stellte die Investitions- und Landesbank Brandenburg 1,6 Milliarden € für die klimaneutrale Transformation im Land bereit, erklärte Martin Müller, Referent Nachhaltigkeit. Die ILB versteht sich dabei als Motor der Umsetzung des EU-Ziels „Green Deal“. Der europäische Grüne Deal ist ein Paket politischer Initiativen, mit dem die EU auf den Weg gebracht werden soll, einen grünen Wandel zu vollziehen, um bis 2050 klimaneutral zu werden.
Fördermechanismen für Erneuerbare Energien
Sophie Haebel, Sprecherin Klimabeirat und Initiative BraVo Wärmewende, sieht die Geothermie als Game-Changer. In Anbetracht der Herausforderung und der Zeitpläne bis 2045, könne von Geduld nicht mehr geredet werden. Man müsse schnell in die Umsetzung kommen.
Haebel erläuterte zudem den Fördermechanismus, welcher aus drei Komponenten bestehe. Dabei werden Kraft-Wärme-Kopplung-Anlage (KWK), Tiefengeothermie und die Anlagen zur Umwandlung von Strom zusammen betrachtet. Die Förderung erfolge über die Vergütung des erzeugten Stroms in der KWK-Anlage. Der Wert der Vergütung werde im Wettbewerb festgelegt. Zweimal im Jahr werde ein solcher Wettbewerb gestartet, bei dem Gebote eingereicht werden können. „Die Zeit ist günstig, um sich zu bewerben“, so die Sprecherin.
Dass es derzeit nicht das nötige Eigenkapital gebe, um die Projekte in Potsdam zu fördern, müsse überwunden werden. Haebel sei zuversichtlich das die Stadt eine Lösung finden werde, um die offenen Finanzierungsfragen zu lösen. Die Projekte böten die Chance, Energiesicherheit, Energieunabhängigkeit und Klimaneutralität zu erreichen. Laut Haebel sei der Ausbau des Fernwärmenetzes das Wirtschaftlichste für die Unternehmen. Diese Entscheidung müsste jedoch schnell getroffen werden.
Als städtebauliches Mittel setzt sie auf die Etablierung energetischer Sanierungsgebiete. Dies fordere auch die Initiative BraVoWärmewende in der Brandenburger Vorstadt.