„Integration ist kein Karneval der Kulturen“

Der Arbeitskreis StadtSpuren begrüßte am heutigen Mittwochabend im Friedenssaal der Gemeinde der Friedenskirche 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medien und Verwaltung sowie viele Kooperationspartner aus den Wohngebieten der Landeshauptstadt.

Herausragendes Thema des Abends war sicherlich die Unterbringung von Flüchtlingen in Potsdams Stadtteilen und Wohngebieten.

Uwe MAK_Neujahrsempfang_webarz, Vorstand des GWG Bauverein Babelsberg, begrüßte im Namen des Arbeitskreises die Gäste und nahm in seiner Rede das Thema des Abends auf: „Bei der Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen geht es nicht allein darum, den Flüchtlingen eine adäquate Unterkunft zu geben. Es muss darum gehen, dass die Unterbringung so erfolgt, dass sie von allen Beteiligten zufriedenstellend und adäquat erlebt wird. Oder anders ausgedrückt: Nicht nur der Bezieher der Wohnung muss zufrieden mit der Wohnung sein, auch die Nachbarn im Haus mit ihrem neuen Nachbarn oder ihrer neuen Nachbarin“, sagte Marz und betonte: „Es geht um die Lebensqualität aller Bewohner eines Hauses, einer Siedlung oder eines Stadtteils. Hier stehen wir als Wohnungsunternehmen zuerst einmal in der Pflicht gegenüber unseren Mietern, Mitgliedern und Nutzern, die sich auch weiterhin bei uns geborgen und sicher fühlen sollen.“

Man dürfe die Entwicklung in den Quartieren, in denen die Flüchtlinge eine neue Heimat finden, nicht dem Selbstlauf überlassen, betonte Marz. „Wir benötigen in diesen Stadtteilen eine Infrastruktur, die in der Lage ist, Begegnungen und Austausch zu ermöglichen, wir brauchen dort starke soziale und interkulturelle Kompetenzen sowie kommunikative und konfliktschlichtende Ressourcen. Letztlich brauchen wir auch Räume, in denen das alles angeboten werden und stattfinden kann“, sagte Marz. „Wenn einzelne Stadtteile überdurchschnittliches leisten sollen, dann müssen sie auch überdurchschnittlich ausgestattet sein“, sagte Marz und rief dazu auf, sich auf ein Stück harter Arbeit gefasst zu machen: „Integration ist keine Übung und Folklore. Integration ist kein Karneval der Kulturen, wo man mal hingeht, wenn die Sonne scheint. Integration ist harte Arbeit.“

Uwe Marz verwies in seiner Rede auf die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt: „Mit dem steten Zuzug erhöht sich die Nachfrage nach Wohnraum. Das ist nicht nur eine Frage der Versorgung von Flüchtlingen, sondern auch von Zuzugswilligen und gestandenen Potsdamern. Hier brauchen wir faire und transparente Verfahren, die wir den Potsdamerinnen und Potsdamern auch erklären können.“

Marz erklärte, dass die Potsdamer soziale Wohnungswirtschaft optimistisch sei, dass die beschriebenen Herausforderungen zu meistern seien. Er versicherte: „Wir werden unseren Teil dazu leisten. Immer in der Verantwortung gegenüber den rund 60.000 Potsdamerinnen und Potsdamern, die bei uns wohnen. Und immer auch als Teil der Potsdamer Stadtgesellschaft.“

Maren Kern, Vorstand des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, hob in ihrem Beitrag hervor, dass sich die Potsdamer Wohnungsunternehmen dem Problem der Integration mit einer Verantwortung und Offenheit stellten, die beispielhaft sei. Die Konstruktivität, mit der in Potsdam das Thema Unterbringung von Flüchtlingen diskutiert werde, finde man anderswo eher selten. Es sei nicht neu, sagte Kern, dass die Potsdamer Wohnungsunternehmen im Arbeitskreis StadtSpuren Beispielhaftes leisten. Nun würden sie ein weiteres Mal beweisen, dass sie konstruktiv und kooperativ mit schwierigen Themen umgehen können und damit ihrer Verantwortung gerecht werden.

Die Potsdamer Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger dankte in ihrer Rede den Mitgliedern des Arbeitskreises StadtSpuren für die Unterstützung bei der Bereitstellung von Wohnungen als Nutzungswohnungen und bei der zügigen Versorgung von Flüchtlingen mit Wohnraum. Ihr ganz besonderer Dank galt den Genossenschaften, die sich für die Vermietung von Wohnungen an die neuen Nachbarn geöffnet haben. „Angesichts der besonderen Mitgliederorientierung war dies eine sehr mutige, aber auch durchaus zeitgemäße Entscheidung“, betonte Müller-Preinesberger.

Im Arbeitskreis StadtSpuren kooperieren Potsdamer Wohnungsunternehmen seit 1997 auf verschiedenen Themenfeldern. Mit rund 34.000 Wohnungen verfügen sie über rund 40 Prozent aller Mietwohnungen in Potsdam. In Stadtspuren wirken die kommunale GEWOBA WVP mbH, die GWG Bauverein Babelsberg eG, die Gewoba eG Babelsberg, die Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft eG, die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG, das Studentenwerk Potsdam, die Wohnungsbaugenossenschaft 1903 Potsdam eG, die Wohnungsbaugenossenschaft „Daheim“ eG und die Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam eG mit.