Mehr als die Hälfte der Deutschen wohnt zur Miete

In kaum einem anderen europäischen Land wohnen so wenige in den eigenen vier Wänden, zeigt eine aktuelle Studie des IW.

Nur rund 45 Prozent der Deutschen leben in Wohneigentum. Foto: Michael Gaida/Pixabay

Deutschland ist ein Mieterland: Weniger als die Hälfte der Deutschen leben in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus. Das zeigt ein aktuelles Gutachten des Kölner Instituts der deutschen Wiortschaft (IW). Demnach sei dieser Wert in kaum einem anderen europäischen Land so niedrig. Nach der Jahrtausendwende sei die sogenannte Wohneigentumsquote lediglich von 41 Prozent auf 45,5 Prozent gestiegen – seit sieben Jahren stagniere sie. Vor allem junge Menschen leben laut der Studie wieder häufiger zur Miete: 1999 habe die Wohneigentumsquote der 25- bis 34-Jährigen 23 Prozent betragen– im Jahr 2017 waren es nur noch zwölf Prozent. Bei den 65- bis 74-Jährigen dagegen liege die Eigentumsquote bei 58 Prozent. Das ergibt eine Analyse auf Grundlage der Haushaltsbefragung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).

Bildungsstand und Partner entscheidend: Dass die jungen Generationen immer öfter zur Miete wohnen, habe mehrere Gründe. Zum einen gebe es vor allem in den Großstädten immer mehr Singlehaushalte, und Singles wohnen aufgrund der hohen Kosten, die mit dem Erwerb einer Eigentumsimmobilie verbunden sind, meist zur Miete. Zudem würden immer mehr junge Menschen studieren und somit erst in einem späteren Lebensabschnitt arbeiten gehen, weshalb sie sich die eigenen vier Wände noch nicht leisten könnten. Bei Paaren sei die Wahrscheinlichkeit, ein Eigenheim zu besitzen, etwa dreimal höher als bei Singles. Zudem habe die Vermögenssituation wieder einen gesteigerten Einfluss auf die Möglichkeit, Wohneigentum zu erwerben.

Lieber ein Haus als eine Wohnung: Auch der Andrang auf die Großstädte habe eine direkte Auswirkung auf die Wohneigentumsquote, heißt es weiter. Die meisten Immobilienkäufer träumen vom Ein- oder Zweifamilienhaus, die aber seien in den Städten rar. „In Zukunft werden immer mehr Menschen in die Städte ziehen wollen“, sagt Studienautor Michael Voigtländer. „Die Wohneigentumsbildung wird deshalb auch weiterhin stagnieren.“ Auch die hohen Erwerbsnebenkosten in Deutschland würden es erschweren, Eigenheim zu erwerben. Tendenziell sei der Zugang zu Wohneigentum trotz günstiger Finanzierungsbedingungen restriktiver geworden. Das dürfe die Politik nicht außer Acht lassen, schlussfolgern die Experten.

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft