ProPotsdam: Wohnungsverkauf für Neubau

MAZ: Neue Investitionen nicht möglich wegen hoher Kosten

Die ProPotsdam-Geschäftsführer Bert Nicke (links) und Jörn-Michael Westphal auf der Baustelle an der Heinrich-Mann-Allee. Foto: Jessica Beulshausen

Die ProPotsdam plane den Verkauf von Bestandswohnungen. Dies berichtete die MAZ online am 15. Januar, in der Druckausgabe einen Tag später. Die Mittel würden für das geplante Bauprogramm benötigt. „Wir gehen davon aus, dass wir für neue Investitionen eine Reihe von Altbaubeständen verkaufen müssen“, erklärte Geschäftsführer Bert Nicke auf Anfrage der Zeitung. „Es handelt sich um etwas weniger als 100 Wohneinheiten in Potsdam West, Babelsberg und der Brandenburger Vorstadt, die wir in den nächsten drei, vier Jahren verkaufen wollen.“ Bei den genannten Wohneinheiten, die rund ein halbes Prozent des Gesamtbestandes ausmachten, stünden Modernisierungen mit hohen Kosten an, die sich gerade nicht finanzieren ließen.

Zu den Gründen der schwierigen Finanzierungslage zählen laut MAZ die gestiegenen Bau- und Instandhaltungskosten und hohe Zinsen, die Neubauten derzeit sehr teuer machen und damit einhergehend bezahlbare Mieten erschweren würden. Die Mieten seien die wesentlichen Einnahmen der ProPotsdam, aktuell würden sie jedoch „nahezu vollständig für die Bezahlung der Bau- und Förderkredite und für die Bewirtschaftung des Gebäudebestands verwendet“, so Co-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal. Auch das insgesamt drei Jahre dauernde Mietenmoratorium sei laut Westphal und Nicke für die fehlenden Eigenmittel verantwortlich. „Das hat uns an die Grenze der wirtschaftlichen Belastbarkeit geführt. Die dadurch fehlenden Mieteinnahmen haben uns mehrere Millionen Euro gekostet“, so Bert Nicke. Folge sei, dass für manche geplante Modernisierung, etwa am Schlaatz, die Finanzierung aktuell ungeklärt sei.

Wegen ungeklärter Finanzierungsfragen lehnten die beiden Geschäftsführer laut MAZ besonders hohe und teure energetische Standards ab. Um ihre Häuser bis 2045 dennoch CO2-neutral zu bewirtschaften und gleichzeitig sozialverträgliche Mieten zu gewährleisten, setze die ProPotsdam aktuell auf die Wärmeversorgung der Stadtwerke Potsdam. „Es ist sozialverträglicher, mit grüner Fernwärme zu arbeiten, als höhere Energiestandards umzusetzen, die zu hohen Mieten führen“, etwa mittels Geothermie, so Westphal.

Westphal rechne künftig mit noch deutlich teureren Mieten, die allein den Bau und die folgenden Betriebskosten und Kreditzahlungen decken, aber keinen Gewinn abwerfen. Sie hätten zuletzt schon bei 12 bis 14 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter gelegen. Ohne Förderung würden bezahlbare Mieten unmöglich. „Ab 2028 können wir Baumaßnahmen nur durchführen, wenn sie gefördert oder vollständig von Banken finanziert werden“, so Westphal. „Die Eigenmittelfinanzierung von zusätzlichen Neubauvorhaben müsste nach derzeitigem Stand über Bürgschaften durch die Stadt Potsdam abgesichert werden“, erklärte Nicke. Das wäre allerdings eine weitere Belastung für den städtischen Haushalt. Der Etat sei schon jetzt durch die hohen Bürgschaften an das städtische Klinikum „Ernst von Bergmann“ sowie das Investitionsprogramm des Kommunalen Immobilienservice und stetig steigende Kosten in anderen Bereichen ausgereizt, so die MAZ.