Gemeinsam vielfältige Lösungen finden

Am 21. September fand der diesjährige Potsdamer Genossenschaftstag statt.

Unter dem Motto „Grün und sozial – sind wir doch längst?“ diskutierten am gestrigen Donnerstag Mitglieder der Potsdamer und Berliner Wohnungsgenossenschaften gemeinsam mit Vertretern aus Politik und Verwaltung, mit Experten, Mitgliedern von Nachhaltigkeits-Initiativen und -Projekten sowie aus der Wohnungswirtschaft, was Genossenschaften aktiv für die ökologische Wende tun können.

An sechs Tischen, den World Cafés, wurden Ideen, Meinungen und Wissen zu verschiedenen Themen ausgetauscht: Nachhaltig bauen und erneuern, Energie nachhaltig erzeugen und nutzen, den Aufbau einer nachhaltigen Unternehmensstrategie und -bilanzierung, zu Nachhaltigkeit und Solidarität oder: Wer bezahlt das alles?, die Etablierung einer nachhaltigen Unternehmenskultur sowie die gemeinsame Entwicklung nachhaltiger Quartiere.

Vortrag von Klaus-Dieter Boshold vom Vorstand der Wohngenossenschaft PWG 1956 eG
Klaus-Dieter Boshold vom Vorstand der Wohngenossenschaft PWG 1956 eG auf dem Genossenschaftstag 2023 (c) Josephine Braun

Wie ernst die Genossenschaften das Thema Nachhaltigkeit nehmen, wurde bereits zu Beginn der Veranstaltung deutlich: In seiner Begrüßungsrede erklärte Klaus-Dieter Boshold vom Vorstand der Wohngenossenschaft PWG 1956 eG, es ginge um das Schicksal der Erde und es gelte nichts weniger als unsere Zukunft zu sichern. Er skizierte die großen Anstrengungen seiner und anderer Genossenschaften der vergangenen Jahre sowie die anstehenden schwierigen Aufgaben, von der Reduzierung des Energieverbrauchs, über energetische Sanierungen bis hin zum heiß diskutierten Gebäudeenergiegesetz (GEG). Dabei gelte es insbesondere die ökologischen, ökonomischen und sozialen Bereiche in Einklang zu bringen.

Gregor Jekel vom Fachbereich Wohnen, Arbeit und Integration sah auch die große Chance der Genossenschaften. Denn, so Jekel, sie sind bereits angewandte Nachhaltigkeit, etwa im sozialen und ökonomischen Sinne und könnten dies auch im ökologischen sein. Auch er gab zu bedenken, dass der anstehende Transformationsprozess nicht den sozialen Zusammenhalt und die Wirtschaftlichkeit bedrohen dürfe.

Mahnend, aber nicht ohne Hoffnung war der anschließende Impulsvortrag von Prof. Dr. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber. Der renommierte Klimaforscher und -experte, Gründer und langjährige Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sowie Initiator und Co-Geschäftsführer des „Bauhaus der Erde“ erläuterte, warum eine Bauwende unumgänglich ist, will man die Klimakrise und ihre Auswirkungen abwenden oder zumindest noch abmildern. Eine klimapositive Baubranche könnte dazu einen entscheidenden Beitrag leisten. Eine Baubranche die mehr Energie erzeuge als verbrauche, sei möglich, so Schellnhuber. Er appellierte für eine Wende zum organischen Bauen, vor allem mit Holz. So könnte der Atmosphäre CO2 entzogen werden. Ohne eines solche Wende sei es nicht möglich, die Pariser Klimaziele zu erreichen, so Schellnhuber.

Genossenschaftstag 2023 (c) Josephine Braun

Im Anschluss an den Vortrag diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den World-Cafés wie und in welchen Bereichen die Wohnungsgenossenschaften das Thema Nachhaltigkeit konkret umsetzen oder angehen können. Die Teilnehmer nahmen zahlreiche Ideen und Denkanstöße mit. Weitestgehend einig war man sich etwa dabei, dass der Ressourcenverbrauch reduziert und der Flächenverbrauch optimiert werden müsse, aber auch, dass es ganzheitliche Herangehensweisen und langfristige Lösungen brauche. Dabei müssten die Mitglieder und Mitarbeiter beim Thema Nachhaltigkeit mitgenommen und die Gemeinschaft und Solidarität gestärkt werden, um die schweren Aufgaben überhaupt in die Tat umsetzen zu können. Dafür sei auch eine offene und transparente Kommunikation notwendig.

Appelliert wurde immer wieder, mutig voranzuschreiten. Die eine Lösung für sämtliche in ihrer Struktur und Größe teilweise sehr unterschiedlichen Wohnungsgenossenschaften gebe es nicht, stattdessen brauche es vielfältige, bedarfsgerechte Maßnahmen. Und: Was einer nicht alleine schafft, das schaffen viele.

Der Potsdamer Genossenschaftstag wird von den Genossenschaften Wohnungsbaugenossenschaft 1903 Potsdam eG, Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam eG, Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG, Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft eG, Wohnungsbaugenossenschaft Potsdam-West eG, Gewoba eG Babelsberg, Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Bauverein Babelsberg eG und der Wohnungsbaugenossenschaft „Daheim“ eG veranstaltet.

Genossenschaftstag 2023 (c) Josephine Braun