Wärmewende in Potsdam nicht gesichert

Mieterinnen und Mietern drohen deutlich höhere Wohnkosten, wenn die Stadt die finanzielle Unterstützung zum Ausbau erneuerbarer Energien weiter blockiere.

Heizen Energie Kosten
Foto: Pixabay/Alexander Stein

Potsdams städtischer Energieversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) wolle die Wärmewende in der Landeshauptstadt mit gut 350 Millionen Euro Investitionen innerhalb weniger Jahre stemmen und werbe derzeit um Unterstützung bei der Stadtspitze, in der Politik und im Aufsichtsrat, berichtet der Tagesspiegel am Sonntag und die PNN heute online.

Bis 2029 sollen rund zehn Geothermiekraftwerke in Potsdam am Netz sein. Die Geothermie-Pilotanlage in der Heinrich-Mann-Allee in Potsdam solle im September in Betrieb gehen, kündigte die EWP an.

Die Entscheidungen für das Wärmewende-Konzept in den zuständigen Gremien müsse schnell fallen, damit man auf Förderprogramme zurückgreifen könne, fordere die EWP. Dann könne das Unternehmen bis zu 85 Prozent der Investitionssumme aus Fördermitteln tragen. Allerdings brauche die EWP eine Bürgschaft der Stadt und müsse ihr Eigenkapital vorübergehend selbst nutzen können, heißt es. Wegen einem drohenden Minus im städtischen Haushalt lehnen Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und der Finanzbeigeordnete das Szenario einer Bürgschaft für die Wärmewende derzeit jedoch ab.

Vor höheren Wohnkosten warne die Spitze des Unternehmens, Vertreter der Wohnungswirtschaft und Stadtverordnete. Die Fraktion Die Andere schrieb via X: „Wer jetzt nicht mit Krediten die Wärmewende umsetzt, wird das mit hohen Verbrauchspreisen in der Zukunft bezahlen.“ Lehne die Stadt eine Unterstützung weiter ab, könne die EWP auf Förderprogramme des Bundes nicht zugreifen. „Die nicht vereinnahmten Fördermittel könnten deshalb Konsequenzen für den zukünftigen Wärmepreis haben“, so die Geschäftsführung der EWP.

Matthias Brauner, Landesgeschäftsstellenleiter des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) erklärte, dass die Energiewende ohne eine CO₂-neutrale Versorgung „nicht nur die Mieterinnen und Mieter wirtschaftlich zu überfordern, sondern am Ende sogar zu scheitern“, drohe. Laut einer BBU-Studie sei es fünfmal effizienter, in eine CO₂-neutrale Energieerzeugung zu investieren, als in immer mehr Energieeffizienz von Wohnungen. „Solange diese Energie nicht CO₂-neutral ist, kann es auch das Wohnen nicht sein“, so Brauner.

Vertreter von Potsdamer Wohnungsunternehmen warnten gegenüber den PNN hinter vorgehaltener Hand, bleibe die EWP entgegen ihren bisherigen Plänen bei fossilen Energien, müssten die Wohnungsunternehmen wegen der Gesetzeslage im schlimmsten Fall ab 2030 selbst Wärmepumpen parallel zum Fernwärmenetz legen, heißt es. Das sei jedoch unwirtschaftlich und die dadurch höheren Mietkosten würden die soziale Ungleichheit in Potsdam weiter verschärfen, hieß es weiter. Grünen-Fraktionschef Gert Zöller habe auf Anfrage erklärt, dass „die aktuellen Prognosen zur Haushaltslage lassen noch keine endgültige Bewertung der finanziellen Möglichkeiten“, zulassen.

Wie eine Stadtsprecherin erklärte, sei es die Aufgabe der EWP für die kommenden Monate ein „Finanzierungskonzept, das die Ausfinanzierung der geplanten Investitionen erkennen lässt und sicherstellt“, aufzustellen. Auf PNN-Anfrage teilte sie mit, wegen der Finanzlage könne eine Bürgschaftsfähigkeit der Stadt für den EWP-Plan für die Wärmewende nicht angenommen werden.

Quelle: PNN