EWP: „Tiefengeothermie bringt mehr Wärme“

Probebohrungen an der Heinrich-Mann-Allee übertreffen Erwartungen bei Weitem.

Probebohrungen der EWP in der Heinrich-Mann-Allee bei Nacht. Foto: Stadtwerke Potsdam

Die Tiefengeothermie an der Heinrich-Mann-Allee bringt deutlich mehr Wärme als erwartet, teilten die Energie und Wasser (EWP) am 21. Juli auf einer Pressekonferenz mit. „Sie wird mehr als doppelt so viel Leistung bringen, als wir zu Beginn unseres Projektes erwartet hatten“, so Christiane Preuß, kaufmännische Geschäftsführerin der EWP, bei der Präsentation der Testergebnisse. „Das ist angesichts des Risikos, das unser Haus mit diesem Projekt eingegangen ist, eine sehr erfreuliche Nachricht.“

Das Ergebnis zeige, dass Tiefengeothermie eine Lösung für Potsdam sei, meinte Preuß. „Deshalb wollen wir weitere Projekte umsetzen. Damit uns das gelingt, brauchen wir dringend mehr Rückenwind aus allen politischen Ebenen. Bürokratische Hürden müssen abgebaut, Genehmigungsprozesse verschlankt werden und wir brauchen Instrumente, um das enorme wirtschaftliche Risiko, das mit jeder Tiefengeothermiebohrung verbunden ist, abzusichern.“ An der Heinrich-Mann-Allee sei der Mut mit einem Erfolg belohnt worden. „Zur Wahrheit gehört jedoch, dass beim nächsten Projekt alles wieder ganz anders aussehen könnte.“

Die EWP hatte ihren Angaben zufolge von Dezember bis Juni mitten im Potsdamer Stadtgebiet die erste Tiefengeothermiebohrung der Region abgeteuft. Der Energieversorger ging mit etwa 20 Millionen Euro ein hohes finanzielles Risiko ein. Es sei nicht absehbar gewesen, ob die unterirdischen Gesteinsschichten tatsächlich für die geothermische Nutzung in der gewünschten Leistungsfähigkeit geeignet seien.

„Tiefengeothermie kann auf der Grundlage dieser Daten zu einem zentralen Baustein für unsere Wärmeversorgung der Zukunft werden“, sagte dazu Oberbürgermeister Mike Schubert. „Damit kommen wir unserem Ziel, die CO2-Emissionen zu senken, einen großen und wichtigen Schritt näher.“

„Die Tests haben uns die Daten geliefert, auf deren Basis wir nun die Leistungsfähigkeit der zukünftigen Anlage ermitteln konnten“, ergänzte Eckard Veil, technischer Geschäftsführer der EWP. Untersucht wurde dafür unter anderem, welche Temperatur das Thermalwasser aus der Tiefe hat, wie seine chemische Zusammensetzung ist und wie hoch die Durchströmbarkeit des Zielhorizontes ist. „Unsere Anlage wird deutlich über 4 Megawatt Leistung bringen.“ Im Dezember habe man noch gehofft, mit einer Leistung von 1,8 bis 2 Megawatt arbeiten zu können. „Wir haben also mehr als doppelt so viel Leistung. Das bedeutet, wir können nicht nur die geplanten etwa 700 Wohneinheiten des neuen Quartiers mit Wärme versorgen, sondern auch noch in das Potsdamer Wärmenetz einspeisen.“ Das Wohnquartier wird von der ProPotsdam gebaut. „Legen wir den durchschnittlichen Potsdamer Haushalt zugrunde, liefert allein diese Tiefengeothermieanlage die Wärme für bis zu 6.900 Haushalte.“

Die Forschenden des Deutsche GeoForschungsZentrums (GFZ) standen der EWP von der Grundlagenermittlung bis zur Ergebnisauswertung beratend und beobachtend zur Seite. „Wir haben umfassende Erkenntnisse zum Potsdamer Untergrund und zum Norddeutschen Becken gewonnen“, erläuterte die Wissenschaftliche Vorständin des GFZ, Prof. Dr. Susanne Buiter. „Die wichtigste ist wohl, dass Tiefengeothermie in dieser Region eine verlässliche Quelle für Wärmeenergie sein kann. Mit jeder weiteren Bohrung wird unser Wissen größer und wir verbessern das Potsdamer Strukturmodell.“