Mieter*innen zwei Jahre lang vor den drohenden Preisschwankungen und -steigerungen geschützt

MAZ und PNN berichten heute ausführlich über das gestrige Pressegespräch des Arbeitskreises StadtSpuren rund um das Thema Nebenkosten.

Zehntausende Mieter der ProPotsdam und der Genossenschaften müssten ab 2023 mit rund 63 Prozent höheren Betriebskosten rechnen, heißt es. Betroffen seien rund 70 000 Potsdamer*innen, die bei einem der im Arbeitskreis zusammengeschlossenen Unternehmen lebten, die zusammen über 40 Prozent aller Mietwohnungen in der Stadt besäßen. Zur Erhöhung der Betriebskosten komme in vielen Fällen noch die von der Bundesregierung beschlossene Gasumlage hinzu, die bereits ab Oktober greife. Die Betriebskosten stiegen damit im nächsten Jahr insgesamt um 86 Prozent.

Es hätte aber noch schlimmer kommen können, hätten die Unternehmen betont. Man habe mit der Energie und Wasser Potsdam (EWP) innerhalb von fünf Tagen „im Juli einen festen Preis für 2023 und 2024 verhandelt, der konstant sein wird und besser als der ist, den man auf dem Markt erzielt“, wird Stadtspuren-Sprecher Carsten Hagenau von der MAZ zitiert. Damit würden Mieter zwei Jahre lang vor den drohenden Preisschwankungen und -steigerungen geschützt. Schon die Turbulenzen bei den Gaspreisen seit Ende 2021 seien an den Mietern vorbeigegangen, „weil wir alle gemeinsam bei der EWP einkaufen“, so Hagenau. Damit habe man einen Schutz der Bewohner vor weiteren plötzlichen Kostensteigerungen erreicht, habe Bodo Jablonowski, Vorstand der WG „Karl Marx“, erklärt. „Wir wollen auch in unberechenbaren Zeiten für bezahlbaren Wohnraum sorgen.“

Anhand einer Modellrechnung für eine 60-Quadratmeter-Wohnung habe Jablonowski vorgerechnet, wie sich die dennoch drastisch steigenden Betriebskosten zusammensetzen, schildert die MAZ detailliert. In der energetisch modernisierten Beispiel-Plattenbau-Wohnung zahle ein Mieter rund 2,20 Euro pro Quadratmeter für Betriebskosten, Heizung und Wasser. Nun kämen mindestens 1,38 Euro hinzu – und solange die Gasumlage gelte, noch weitere 0,52 Euro pro Quadratmeter und Monat. So würden aus den bisherigen 2,20 Euro plötzlich 4,10 Euro – eine Steigerung um 86 Prozent. Selbst wenn die Nettokaltmiete gleichbleibe, steige die Warmmiete für die gesamte Wohnung von rund 458 auf 572 Euro um insgesamt 25 Prozent. Was die Mieter tatsächlich für Abschläge bekämen, liege an vielen Faktoren, etwa Sanierungsstand, Lage oder Heizgewohnheiten. „Wer sich einschränkt, spart“, habe Anja Ronneburg, Vorstand der WBG 1903, erklärt.

Angesichts der im Juli schon aufgrund der Unsicherheit über potenziell ausbleibende russische Gaslieferungen dynamischen Preisentwicklungen auf dem Markt hätten die Unternehmen im Arbeitskreis vieles richtig gemacht, sage Matthias Brauner vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen. Bei den Mitgliedsfirmen des BBU seien durchweg Preissteigerungen bei den Betriebskosten zu verzeichnen, zwischen 50 und 400 Prozent. Damit liege Potsdam mit rund 63 Prozent noch am unteren Ende der Skala, so Brauner.

Nicht nur Warmwasser und Heizung seien betroffen, sondern alle Betriebskostenarten, bedingt auch durch die Anhebung des Mindestlohns und allgemeine Gehaltssteigerungen zum Beispiel für Hausmeister. Man treffe bereits Vorkehrungen, um die Zahlungsfähigkeit zu sichern, sage Bodo Jablonowski. Doch diese Sicherungsmaßnahmen könnten sich negativ auf schon geplante Investitionen auswirken.

Alle Unternehmen hätten erklärt, dass man sich unabhängiger machen wolle, zum Beispiel mit neuen Photovoltaikanlagen. Für die ProPotsdam sei zudem bereits ein Verzicht auf Mieterhöhungen bis Oktober 2023 ausgerufen worden. Für Mieter in Zahlungsschwierigkeiten wolle man „individuelle Lösungen“ suchen, habe ProPotsdam-Chef Jörn-Michael Westphal betont. „Wir lassen niemanden allein.“ Das Rathaus habe zudem angekündigt, das Personal in der Wohngeldstelle aufzustocken. „Es ist unser Anspruch, unseren Bewohnern auch in der aktuellen Situation, die eine Folge des russischen Kriegs gegen die Ukraine ist, ein sicheres und bezahlbares Wohnen zu ermöglichen“, so der Arbeitskreis in seiner von der MAZ zitierten Erklärung.

Den PNN-Artikel finden Sie hier.

Der MAZ-Artikel ist hier  zu finden.

Quellen: PNN & MAZ, Ausgaben vom 9. September 2022