„Ein Drittel der Potsdamer Wohnungsbaupotenziale“

Vier Fragen an Stadtplaner Jochen Putz, seit 2013 in Krampnitz aktiv

Jochen Putz. Foto: Benjamin Maltry

Jochen Putz ist Stadtplaner und arbeitet seit 2013 im Projekt. Für Krampnitz befasst er sich mit der Aufstellung von insgesamt 15 unterschiedlichen Bebauungsplänen. Im Interview berichtet er von seinen Eindrücken im Projekt.

Herr Putz, wie müssen wir uns einen typischen Arbeitstag von Ihnen vorstellen?

Seit dem Beschluss der Entwicklungsmaßnahme im Jahr 2013 bestimmen ganz unterschiedliche Aufgaben meinen Arbeitsalltag. Ich bin mit der Koordinierung und Moderation der Aufstellungsverfahren für die Bebauungspläne betraut. Dazu tausche ich mich immer wieder mit den Fachkolleg*innen, Gutachter*innen, Bauherren und Planungsbüros aus und stimme die jeweiligen Planungen aufeinander ab.

Mit den Bebauungsplänen schaffen wir die Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Areals. Wir legen fest, wo was in welcher Form mit welcher Nutzung gebaut werden darf: Gebäude, Straßen, Freianlagen, Schulen und Kindergärten, Läden, Büros. Bis ein Bebauungsplan fertig ist, vergehen in der Regel etwa zwei Jahre.

Welche Herausforderungen mussten Sie bereits meistern?

Das Baugesetzbuch gibt vor, welche Belange in einem Bebauungsplan zu berücksichtigen sind. Dazu gehören zum Beispiel der Umwelt- und Artenschutz, der Denkmalschutz, der Verkehr, die Straßenbahnverlängerung, Kindertagesstätten und Schulen, der Städtebau, Grün- und Parkanlagen, Gewerbe und Einzelhandel sowie die Energieversorgung.

Nicht immer sind die einzelnen fachlichen Anforderungen miteinander vereinbar: Beispielsweise kann der Denkmalschutz dem Artenschutz oder dem Verkehr widersprechen. Mein Anspruch ist, dass sich alle Belange entsprechend der Planungsziele gleichberechtigt im Bebauungsplan wiederfinden. Da dies nicht immer umsetzbar ist, ist die Herausforderung, einen gemeinsamen Konsens zu finden. Damit soll eine Akzeptanz bei allen Beteiligten für die Planung hergestellt werden, ohne dabei das „Große Ganze“ aus dem Blick zu verlieren. Dazu gehört auch, öffentliche Kritik aushalten zu können.

Was hat Sie am Projekt Krampnitz beeindruckt, überrascht oder verwundert?

2013 stand ich auf einem Areal mit einer besonderen Geschichte. Das Kasernengelände lag über 20 Jahre brach, die Gebäude waren ruinös, das Gelände überwuchert. Wohlwissend, welche Planungsvorläufe und was für einen großen Koordinationsaufwand derart komplexe Entwicklungsprojekte unter Einbeziehung der unterschiedlichsten Akteure und Fachdisziplinen haben, beeindruckt mich die Entwicklung, die das Projekt in den letzten zehn Jahren durchlaufen hat.

Vor Ort bin ich immer wieder fasziniert davon, mit welchem Tempo sich alles verändert und wie die Prozesse ineinandergreifen. Ganz überraschend ist dieser Fortschritt für mich jedoch nicht wirklich. Denn seit 1996 begleite ich die Entwicklung des Bornstedter Feldes und konnte bereits dort miterleben, wie aus einem jahrhundertealten Militärgelände ein neuer Stadtteil entstehen kann, aber auch, welche Anstrengungen damit verbunden sind.

Welche Bedeutung hat die Entwicklung des neuen Stadtquartiers aus Ihrer Sicht für Potsdam?

Krampnitz ist ein militärischer Standort mit all seinen Hinterlassenschaften und keine unberührte grüne Wiese. Es wurden in den letzten Jahren mit großem Aufwand Altlasten und Kampfmittel beseitigt und belasteter Gebäudebestand abgebrochen, um das Gelände einer zivilen Nutzung zuführen zu können.

Das Potenzial von Krampnitz für die wachsende Stadt Potsdam liegt vor allem in der Bereitstellung von zusätzlichen Wohnungsangeboten. Hier liegen rund ein Drittel der Potsdamer Wohnungsbaupotenziale. Auch die Schaffung von Arbeitsplätzen, Schulen, Kindergärten und Einzelhandel sowie die neue Straßenbahnanbindung bieten einen hohen Mehrwert – auch für die angrenzenden Ortsteile.

Die Entwicklung von Krampnitz ist somit auch ein bedeutender Baustein in der Stadtentwicklung Potsdams insgesamt. Mit der Durchführung der Entwicklungsmaßnahme kann im städtebaulichen Zusammenhang ein nachhaltiges Stadtquartier durch die Landeshauptstadt Potsdam entwickelt werden.

Quelle: Krampnitz-Newsletter des Entwicklungsträgers Potsdam

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