Die PWG 1956 auf dem Klimapfad

Ziel ist das klimafreundliche Wohnen.

Bestandsgebäude der PWG 1956. Foto: Sebastian Frenkel

Die meisten Menschen wissen mittlerweile, dass der Klimawandel dringendes Handeln erfordert. Dabei redet man ja gern vom Schutz der Umwelt, von Tieren, Pflanzen und Ökosystemen. Nicht, dass das falsch wäre, aber vor allem geht es um den Schutz von Menschen, um unsere eigenen Lebensbedingungen.

Die Bundesregierung forciert zur Reduktion der klimaschädlichen CO₂-Emissionen und zur Erreichung der verbindlich vereinbarten Klimaziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 die Energiewende und passt die Gesetzeslage entsprechend an. Mehr als ein Drittel der Emissionen sind auf das Wohnen zurückzuführen. Entscheidende Einflussfaktoren sind hier das Nutzerverhalten der Bewohner, die technische Beschaffenheit der Gebäude und die Art ihrer Beheizung. Bis 2045 – so der Gesetzgeber – haben Kommunen, Energieversorger und Wohnungsunternehmen Zeit, die Auflagen umzusetzen. Die Umsetzung der ambitionierten gesetzlichen Vorgaben erfordern erhebliche Anstrengungen und umfangreiche Mittel. Allein in Potsdam werden – so die aktuellen Schätzungen – etwa 1 Milliarde Euro für den Umbau der Energieversorgung und 2 Milliarden für die Ertüchtigung der Wohngebäude benötigt.

Haus für Haus

Die Investitionen, die sich hinter den Milliarden verbergen, sind vielfältig. Es gibt nicht ein patentiertes Rezept für die Gebäudeertüchtigung, das man über die Stadt streuen kann. Jedes Haus ist anders, selbst wenn es sich um baugleiche Gebäude handelt. Deshalb muss jedes Gebäude individuell betrachtet und umgebaut werden. Für die 1956 heißt das: 150 Liegenschaften sind einzeln zu untersuchen.

Ein wichtiges Instrument für diese Untersuchung sind so genannte CO₂-Bilanzen. Einen solche Bilanz hat die Genossenschaft in diesem Jahr zum zweiten Mal vorgelegt. Das Dokument bilanziert die CO₂-Emissionen und den Energieverbrauch des Gebäudebestandes des Unternehmens. Und das Haus für Haus.

Die gute Nachricht ist, dass wir gar nicht so schlecht sind: Während der bundesweite Durchschnitt des jährlichem Energieverbrauchs bei 125 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche 125 kW liegt, beträgt er bei uns 95,9 kWh. Ähnlich sieht es bei den klimaschädlichen CO₂-Emissionen aus. Bundesweit geht man von einem durchschnittlichen Ausstoß von 24 kg CO₂ pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr aus, für unsere Wohnungen ergibt sich ein Durchschnittswert von 19,7 kg pro Quadratmeter. Hier sehen wir Effekte unserer Bestandsentwicklungen, Sanierungen und Modernisierungen, umgesetzt seit den 90er Jahren.

Und noch eine gute Nachricht: Wir haben im letzten Jahr richtig gespart. In der ersten CO₂-Bilanz wurde für unsere Wohnflächen ein durchschnittlicher Energieverbrauch von 111 kWh pro Quadratmeter ermittelt. Der im aktuellen Bericht bilanzierte Wert von 95,9 kWh pro Quadratmeter zeigt eine Einsparung von ca. 13 Prozent. Natürlich ist bei der Bewertung das milde Wetter zu berücksichtigen, gleichwohl sehen wir hier die Effekte unserer Bemühungen, die Heizungsanlagen zu optimieren und vor allem das bewusstere Verbrauchsverhalten unserer Bewohner.

Die richtigen Rezepte

Nun kommt die schlechte Nachricht: die Gesellschaft muss besser werden und noch weiter runter mit den Werten, so auch wir. Bis 2045 müssen die CO₂-Emission auf Null und der Energieverbrauch der Häuser ebenfalls deutlich gesenkt werden. Dafür ist eine Menge zu tun.

Wo das Handeln am dringendsten notwendig ist, darüber gibt die CO₂-Bilanz Auskunft. Hier kann man zum Beispiel baugleiche Gebäude vergleichen. Wo die Werte deutlich vom Durchschnitt oder vom Nachbarhaus abweichen, muss man sich die Frage nach den Gründen stellen. Ursache kann das Verbrauchsverhalten der Bewohner sein, in der Regel handelt es sich aber um technische Gegebenheiten. Aus der Beantwortung der Frage ergibt sich die Erkenntnis, ob und was getan werden kann, um die technische Konstitution des Gebäudes zu verändern.

Aus der Zusammenstellung der Daten aller Gebäude und deren Analyse ergeben sich konkrete Aufgaben für die Ertüchtigung der Gebäude: Hier sind es beispielweise die Fassaden und Fenster, die erneuert werden müssen, dort die Art der Energieversorgung, die verändert werden muss, anderswo die technische Anlage der Wärmeversorgung oder die Dämmung der Kellerdecke. Aber das sind nur Beispiele. In der Realität gibt es viele mögliche Stellschrauben, an denen gedreht werden kann, um die CO₂-Neutralität zu erreichen und um die Verbräuche zu reduzieren. In der Regel ist die Emissionsfreiheit nicht durch eine einzige Maßnahme, sondern nur durch mehrere, einander ergänzende zu erreichen.

Wie Pfadfinder zum Ziel

Die Betrachtung des Zustandes aller Gebäudes und die Auflistung der daraus abgeleiteten und als notwendig und effizient eingeschätzten Maßnahmen ergibt den so genannten Klimapfad der 1956. Er fasst zusammen, was mit welcher Dringlichkeit in den kommenden zwei Jahrzehnten zu machen ist, um unseren Wohnungsbestand erfolgreich zu entwickeln. Die einzelnen Projekte zur Bestandserhalt und -entwicklung werden entsprechend Notwendigkeit, Dringlichkeit, Effektivität und der wirtschaftlichen Leistungskraft des Unternehmens zeitlich eingeordnet. Davon sind die Projektentwicklungen bereits seit den 90er Jahren geprägt. Mit dem Bauplan 2024 werden nun werden zudem Maßnahmen zur Umsetzung von Klimapfad bzw. Klimastrategie der 1956 stärker berücksichtigt, wenn auch die Regeln von Gebäudeenergiegesetz sowie europäischer Gebäuderichtlinie deutlich abgeschwächt wurden. Insgesamt rechnen wir im Moment mit Gesamtinvestitionen in Höhe von 76 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahrzehnte. Ein langer Zeitraum, der aber schon heute geplant werden muss.

Der Klimapfad beschreibt und bilanziert die konkreten technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Erneuerung der Wohngebäude, prognostiziert somit deren Auswirkungen auf Verbräuche, CO₂-Ausstoß und die zugeordneten Investitionskosten. Daneben unternimmt die 1956 eine Vielzahl weiterer Schritte, um die Klimabilanz zu verbessern, letztlich um das Klima zu schützen. So hat die Geschäftsstelle ihre Fahrzeugflotte umgerüstet. Acht Fahrzeuge werden inzwischen mit Strom betankt. Wir bauen in unseren Wohnquartieren nach und nach zahlreiche Ladesäulen, die wir auch der Öffentlichkeit zugänglich machen werden. Gemeinsam mit Partnern legen wir Biowiesen an und gärtnern in zwei Quartieren mit den Bewohnern, unterstützt von dem Team der „Ackerpause“.

Klimafreundlicher Neubau

Bereits 2012 wurde der Neubau in Johannes-Lepsius-Straße 9–13 im Energiestandard KfW 55 errichtet. Fortgesetzt wurde dieser Qualitätsmaßstab in der 2020 bis 2022 errichteten Wohnanlage in Rehbrücke. KfW 55 bedeutet, dass die baulich benötigte Energie bei maximal 55 % der Referenzgebäude liegt. Inwieweit der Verbrauch dann auf diesem Niveau liegt, hängt vom Benutzerverhalten.

Faktisch komplett CO₂-neutral wird die Wohnanlage mit achtundvierzig Wohnungen in Saarmund sein, wo für die achtundvierzig Wohnungen Heizung und Warmwasser mittels acht Wärmepumpen bereitgestellt wird. Das von agro Saarmund geplante Solarfeld in unmittelbarer Nähe soll zudem in naher Zukunft den grünen Strom liefern.

Und künftig? Da werden Neubauten den Standard EH 40 haben und, sofern technisch und finanziell möglich, auch Bestandsgebäude, die im Zuge der klimapolitischen Ziele instand zu setzen oder zu modernisieren sind. Aber das ist noch ein weiter Weg.

Mitwirkung und Spaß

Schritt für Schritt und Maßnahme für Maßnahme wird unsere Genossenschaft weiter daran arbeiten, unseren Bestand klimaneutral umzubauen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen und erfordert auch die Mitwirkung jedes Mitglieds. Die Energieeinsparungen des letzten Jahres zeigen, dass auch der Einzelne Einfluss nehmen kann. Die jüngsten Erfahrungen mit der Ackerpause wiederum zeigen, dass Mitwirkung auch Spaß machen kann.

Quelle: Information der Genossenschaft