Ausbau, Modernisierung, klimaneutraler Umbau

Brandenburgs Bauminister Guido Beermann zu Besuch im Schlaatz

Brandenburgs Bauminister Guido Beermann, Oberbürgermeister Mike Schubert und GEWOBA-Geschäftsführer Gregor Heilmann vor einem Modell des Schlaatz der Zukunft. Foto: Jessica Beulshausen

Photovoltaik, Wärmepumpen, Entsiegelung: Der Schlaatz soll im Rahmen des Masterplanes 2030 nicht nur ausgebaut und modernisiert, sondern auch klimaneutral umgebaut werden.

Im Rahmen der Klimareise des Klimabündnisses Stadtentwicklung durch Städte und Gemeinden in Brandenburg besichtigte Bauminister Guido Beermann am 1. September das Preisträger-Projekt des Wettbewerbs „Vision CO2-neutrales Quartier“ in Potsdam. Die Großsiedlung „Am Schlaatz“ soll unter der Beteiligung aller Akteure sowie Bewohnerinnen und Bewohner sozialverträglich und nachhaltig weiterentwickelt werden. Der BBU ist Teil des „Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg“mit dem die Brandenburger Kommunen angesprochen werden sollen, um die Wärmewende sowie Klimaschutz und Klimafolgenanpassung vor Ort voranzutreiben.

Minister Guido Beermann: „Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Das ist sehr ambitioniert und kann nur erreicht werden, wenn wir unsere Städte und Gemeinden mit ins Boot holen. Wir müssen Wärme, Strom und Mobilität stärker als bisher miteinander verknüpfen und diese Sektoren auf erneuerbare Energien umstellen. Hier liegt ein riesiges Potenzial für den Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung. Für den gelungenen energetischen Umbau von Quartieren gibt es in den Brandenburger Kommunen viele gute Beispiele, die wir zusammen mit dem BBU und dem VKU im Rahmen unseres Klimabündnisses als Ideengeber ins Land tragen wollen. Das trifft auch auf die ‚Integrierte Quartiersentwicklung Am Schlaatz‘ in Potsdam zu. Hier haben es verschiedene Akteure gemeinsam geschafft ein Vorhaben anzustoßen, das alle Ansprüchen an eine klimagerechte Quartiersentwicklung erfüllt – von der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden über eine klimafreundlichen Wärme- und Stromerzeugung bis hin zu einem überzeugenden Mobilitätskonzept. Zudem ist es ihnen auch gelungen, die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen und mitzunehmen. Dieses innovative und gleichzeitig kosteneffiziente Vorhaben wurde verdient ausgezeichnet.“

Jörn-Michael Westphal, Geschäftsführer ProPotsdam GmbH: „Die energetische Sanierung unseres Wohnungsbestandes ist ein wichtiger Baustein zur nachhaltigen und klimafreundlichen Entwicklung des Schlaatzes. Gleichzeitig realisieren wir dies mit sozialverträglichen und bezahlbaren Mieten.“

Die Großsiedlung „Am Schlaatz“ soll sozialverträglich und nachhaltig weiterentwickelt werden. Mit einer umfassenden Beteiligung aller Akteure sowie Bewohnerinnen und Bewohner wurde das integrierte Entwicklungskonzept „Schlaatz_2030“ erstellt und die Kooperationsvereinbarung „Bündnis Am Schlaatz“ geschlossen. Im Anschluss wurde in den Jahren 2021 und 2022 ein mehrstufiges städtebaulich-freiraumplanerisches Masterplanverfahren durchgeführt und das integrierte energetische Quartierskonzept erstellt. Das Ziel ist die CO2-neutrale und gleichzeitig sozialverträgliche städtebauliche Entwicklung des Stadtteils. Diese soll erreicht werden durch eine Kombination von umfassenden energetischen Sanierungen der Bestandsgebäude, ergänzendem Neubau, Photovoltaik bzw. kombinierten Photovoltaik- und Solarthermieanlagen auf den Dächern, dezentralen erneuerbare Energieanlagen (v.a. Wärmepumpen), durch die Dekarbonisierung der Fernwärme und des Netzstroms, durch Schulung der Nutzer, durch Erleichterungen zur Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs und Mobilitätsstationen sowie durch die Förderung der E-Mobilität durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Außerdem sind freiraumplanerische Maßnahmen, wie Entsiegelungen und naturschutz- und klimawandelgerechte Gestaltung von Flächen vorgesehen.

Die Plattenbausiedlung mit 5600 Wohnungen sei zu 85 Prozent in Besitz der ProPotsdam und der Genossenschaften, berichten die PNN. Teile davon seien bereits modernisiert worden, etwa 2000 Wohnungen stünden noch an. Die Sanierung spare nicht nur Energie ein, sie sei auch die Voraussetzung für die Erschließung neuer Energiequellen, habe Gregor Heilmann erläutert. Heilmann habe für die ProPotsdam die Dekarbonisierungsstrategie erarbeitet. Derzeit spiele die Fernwärme aus Gas eine wichtige Rolle. Ziel sei es, die sogenannte Rücklauftemperatur zu senken. Nach der Modernisierung liege diese Temperatur niedriger, dann kämen erneuerbare Wärmequellen wie Wärmepumpen in Frage.

„Stadtteile wie der Schlaatz werden ihre Energieversorgung nicht zu 100 Prozent selbst decken können“, habe Gregor Heilmann eingeschränkt. Trotzdem solle ein Teil der Energie vor Ort zu gewonnen werden – ohne dabei die Sozialverträglichkeit, sprich Bezahlbarkeit, aus dem Blick zu verlieren. Bei allen Bestandsgebäuden werde der Aufbau von Solarzellen geprüft. Umsetzen müssten die Installation die jeweiligen Eigentümer. Je nach Gebäude könnte das noch einige Jahre dauern: Der Masterplan 2030 sehe den Bau von 1800 zusätzlichen Wohnungen vor, auch durch Aufstockungen der bestehenden Gebäude. Auf die Dächer der Plattenbauten sollen in Holz- oder Holzhybridbauweise weitere Geschosse aufgesetzt werden.

Einen Beitrag zur Klimaneutralität des Quartiers solle auch die Entsiegelung von 110 000 Quadratmetern Fläche (zum Teil Parkplätze) und die Neuanpflanzung von 500 Bäumen liefern. Maßnahmen wie diese sorgen nach Ansicht von Minister Guido Beermann für mehr „urbane Resilienz“, machten das Quartier fitter für Starkregen und andere Wetterereignisse.

Das Vorhaben wurde im Rahmen des ersten Durchgangs des Landeswettbewerbs „Vision CO2-neutrales Quartier“ Anfang 2023 ausgezeichnet. Mit dem Preis würdigt das „Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg“ die engagierten Akteure vor Ort für ihre erfolgreiche und innovative Arbeit. Prämiert wurde die „Integrierte Quartiersentwicklung Am Schlaatz“ aufgrund des hohen Anspruchs an den Klimaschutz in einem herausfordernden Gebiet und der Kopplung baulicher Aspekte mit verschiedenen anderen Sektoren, wie der verkehrlichen Anbindung. Auch die umfassende Akteurszusammenarbeit und Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner sowie die gesamtstädtische und regionale Bedeutung des Stadtteils spielten eine Rolle.

Der Masterplan-Prozess ist vom Bündnis Am Schlaatz, bestehend aus Landeshauptstadt Potsdam und den Wohnungsunternehmen im Arbeitskreis Stadtspuren mit Beständen Am Schlaatz, initiiert worden. Das sind im Einzelnen die ProPotsdam, die pbg, die WG „Karl Marx“ und die PWG 1956.