Preisdumping auf dem Brandenburger Bau?

FG Bau: Keine guten Aussichten für die Konjunktur

Klaus Dieter Müller, Präsident der Fachgemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg. Foto: Siegfried Purschke

Die Stimmung im Baugewerbe hat sich in Brandenburg einer Umfrage bei Unternehmen zufolge weiter eingetrübt. „Die Bauunternehmen in Berlin und Brandenburg blicken mit Sorge in die Zukunft. Das zeigt sich insbesondere bei den Auftragseingängen“, erklärt Klaus-Dieter Müller, Präsident der Fachgemeinschaft Bau, in einer Pressemitteilung. „Inzwischen hat sich bei über 50 Prozent der Firmen der Auftragseingang im Vergleich zu 2022 verschlechtert. Grund dafür ist die Zurückhaltung der Bauherren aufgrund der hohen Baustoffpreise, der Unsicherheiten durch politische Kosten, der gestiegenen Kreditzinsen und der fehlenden Förderung. Zudem sind weiterhin bestimmende Themen der Fachkräftemangel und die mangelnde Leistungsfähigkeit der Behörden.“ Die Umfrageergebnisse zeichnen ein düsteres Bild für das Baugewerbe im kommenden Jahr. So erwarten knapp zwei Drittel der Unternehmen eine weitere Umsatzverschlechterung in den kommenden Monaten.

„Materialpreissteigerungen, fehlende Leistungsfähigkeit der Verwaltung, politisch motivierte Zusatzkosten – etwa aus der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes – haben den Auftragsrückgang, der bereits im vergangenen Jahr begonnen hat, weiter verschärft“, ergänzt Katarzyna Urbanczyk-Siwek, Geschäftsführerin der Fachgemeinschaft. „Die Unternehmen arbeiten aktuell die restlichen Aufträge aus besseren Zeiten ab. Die Geschäftsaussichten für das kommende Jahr sind jedoch alles andere als gut, zumal auch der Staat aktuell weniger als in den Vorjahren investiert.“

Mit dem Blick auf das kommende Jahr sei jetzt ein entschlossenes Handeln der Politik gefragt, damit der Wohnungsbau nicht zum Erliegen komme. „Somit bedarf es einer verlässlichen langfristigen Neubauförderung. Weiter braucht es einen Bürokratieabbau bei den Genehmigungsverfahren und nach wie vor eine erhebliche digitale und personelle Aufrüstung der Verwaltung“, fordert Katarzyna Urbanczyk-Siwek. „Außerdem muss die öffentliche Hand ihre Investitionen deutlich ausweiten, um den Einbruch privater Investitionen abzufedern.“

Die Berliner Zeitung kündet derweil, dass sich in Berlin und Brandenburg der Wettbewerb um die knapper werdenden Aufträge verschärft habe. Dabei beruft sich das Blatt ebenfalls auf die Fachgemeinschaft Bau. Nicht alle Unternehmen, die sich um Aufträge bewerben, würden faire Löhne bezahlen, sage FG-Bau-Chef Klaus-Dieter Müller. Es komme vor, dass Unternehmen in Bieterverfahren um 10, 20 oder 30 Prozent unter den Preisen blieben, die ihre Mitbewerber nach einer Kalkulation auf Basis der geltenden Tariflöhne offeriert hätten, sagte Müller. Der Bieter mit dem niedrigsten Preis erhalte den Zuschlag für den Auftrag, auch wenn er „nicht redlich“ sei, so Müller. Viele Unternehmen würden sich deswegen schon gar nicht mehr um öffentliche Aufträge bewerben, zumal der Aufwand sehr hoch sei. Notwendig sei, dass die Vergabestellen der öffentlichen Hand überprüfen, welche Qualifikation das Personal habe und wie es bezahlt werde, sagte Müller. Das sei anhand einer Bescheinigung der Sozialkasse der Bauwirtschaft möglich.

An der Herbstumfrage der Fachgemeinschaft hätten sich etwa 100 Unternehmen beteiligt. 70 Prozent von ihnen hätten angegeben, dass die Zahl der Bewerberfirmen für den gleichen Auftrag größer geworden sei. Sogar 80 Prozent meine, dass sich der Preiskampf zwischen den Anbietern verschärft habe. Dies führe dazu, dass sich manche Unternehmen inzwischen neue Geschäftsfelder suchten und in Bereichen Angebote unterbreiten würden, die ihnen früher fremd gewesen seien. So versuchten beispielsweise Firmen, die früher auf den Hochbau spezialisiert waren, Aufträge aus dem Bereich der Gebäudetechnik zu akquirieren.