29,7 Prozent weniger Wohnungsbaugenehmigungen

Statistisches Bundesamt verzeichnet deutlichen Rückgang zum August.

Eine Baustelle in Potsdam. Foto: Kerstin Riemer/Pixabay

Im September 2023 wurde in Deutschland der Bau von 19 300 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach teilweise geschätzten Ergebnissen mitteilt, waren das 29,7 Prozent oder 8 200 Baugenehmigungen weniger als im September 2022. Von Januar bis September 2023 sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 28,3 Prozent. Dies entspricht einem Rückgang um 76 900 auf 195 100 Wohnungen. Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem hohe Baukosten und schlechte Finanzierungsbedingungen beigetragen haben. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden von Januar bis September 2023 insgesamt 160 400 Wohnungen genehmigt. Das waren 31,7 Prozent oder 74 500 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um über ein Drittel (-38,4 Prozent beziehungsweise -23 600 Wohnungen) auf 37 900 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern hat sich die Zahl genehmigter Wohnungen sogar mehr als halbiert (-51,9 Prozent beziehungsweise -12 000) auf 11 100. Auch bei der Gebäudeart mit den insgesamt meisten Wohnungen, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich und zwar um mehr als ein Viertel (-27,2 Prozent beziehungsweise -39 300) auf 105 200. Nur die Wohnheime konnten durch einen Anstieg auf 6 200 neu errichtete Wohnungen ein positives Ergebnis verzeichnen (+8,4 Prozent beziehungsweise +500).

„Wohnen darf nicht zum Luxusgut werden“

Die Immobilienwirtschaft davor, die „anhaltend finsteren Zahlen“ des Statistischen Bundesamts zu den Baugenehmigungen mit resigniertem Schulterzucken zur Kenntnis zu nehmen. „Wer angesichts des Rückgangs der Baugenehmigungen zur Tagesordnung übergeht, versündigt sich am sozialen Zusammenhalt im Land“, kommentiert Dr. Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), die aktuellen Meldungen aus Wiesbaden. „Aus Denkmodellen und starken Überlegungen für den Wohnungsbau müssen unbedingt sehr, sehr schnell politische Taten werden.“ Der ZIA ruft die politischen Entscheiderinnen und Entscheider dazu auf, die Ideen aus dem Bündnis bezahlbarer Wohnraum „unverzüglich“ anzugehen.

„Der Wohnungsbau ist in einer tiefen Krise“, meinte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. „Die Ampel muss den Wohnungsbau ganz oben auf ihre Agenda setzen. Ein Dach über dem Kopf und eigene vier Wände für Mieterinnen und Mieter sowie für die vielen Menschen, die zu uns kommen, muss ein Schwerpunkt der Bundesregierung werden – und das auch bei eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten. Sonst wird die Wohnungsnot noch größer. Wohnen darf nicht zum Luxusgut werden.“ Die Länder könnten das Bauen in Deutschland ankurbeln, „indem sie Freibeträge bei der Grunderwerbsteuer einräumen und ihre Landesbauordnungen endlich harmonisieren“, denkt Pakleppa. „Wenn nicht gebaut wird, läuft der Bauturbo ins Leere. Die ganze Branche blickt gespannt auf die Ergebnisse der bevorstehenden Bauministerkonferenz.“