Nicht nur Wärmespender, sondern auch Mittelpunkt des genossenschaftlichen Lebens

Vor 90 Jahren wurde das Heizhaus der Gewoba Babelsberg fertiggestellt

Es war das erste seiner Art in Potsdam: Das Heizhaus der Gewoba Babelsberg an der Paul-Neumann-Straße. Von 1928 bis 1938 errichtete die Genossenschaft im Quartier insgesamt 344 Wohnungen. Das Heizhaus entstand im zweiten Bauabschnitt und wurde noch 1929 fertiggestellt. Den Auftrag erhielt damals die in der Plantagenstraße ansässige Firma Schönbeck & Co.

Das im Dessauer Bauhausstil errichtete Heizhaus versorgte nicht nur alle Gebäude der Genossenschaft mit Fernwärme und warmem Wasser und beherbergte eine zentrale Waschküche, die die Bewohner einst rege nutzten, sondern wurde zugleich – und ist immer noch – Sitz der Genossenschaftsverwaltung. Bis heute tagen hier Aufsichtsrat und Vorstand und arbeitet hier die Geschäftsführung.

Das Gebäude der Heizanlage ist ein architektonisches Kleinod. Sein Architekt, der damals gerade mal 26 Jahre alte Willi Ludewig, spielte mit klaren Linien und Formen, vor allem aber mit der Phantasie des Betrachters: Der dreieckige Grundriss reicht über drei Geschosse. Der breite Schornstein richtet das Gebäude zur Straße aus. Schmale gläserne Bänder laufen an den Seiten auf die Spitze zu. Wie ein Schiff liegt es im Gelände. Der Austritt am Schornstein ist die Brücke des Kapitäns. Und hinter den Fensterbändern stampfen die Maschinen. Das Flaggschiff der Gewoba, der Stolz der ganzen Flotte.

Noch bis Oktober 2015 versorgte sich die Genossenschaft aus eigener Hand mit Wärme. Schließlich jedoch wurde die Siedlung aus wirtschaftlichen Gründen an das Fernwärmenetz der Stadt angeschlossen und die Heizkessel, die zunächst mit Kohle, nach der Wende dann mit Öl betrieben wurden, am 20. Oktober 2015 heruntergefahren. Der traditionellen Bedeutung des Heizhauses für die Gewoba Babelsberg tat das jedoch keinen Abbruch.