Grün, zentral, traditionell

Eduard Gödecke lebt seit Anbeginn im Wohngebiet Burgstraße der PWG 1956.

Eduard Gödecke lebt seit 60 Jahren in der Burgstraße 3. Foto: Konstantin Börner

Vor 60 Jahren wurde der Wohnblock der Burgstraße 3 und 4 vollendet. Diesen Meilenstein feierte die 1956 im Sommer mit vielen der hier lebenden Mitglieder. Zu den Bewohnern der ersten Stunde zählt Eduard Gödecke. Der heute 90-Jährige erinnert sich.

Ich habe Architektur studiert, bin seit 1954 in Potsdam ansässig und konnte somit die städtebauliche Entwicklung seitdem hautnah miterleben. In einem großen Büro arbeitete ich in einem Entwurfskollektiv, das schwerpunktmäßig für das Bauen in der Stadt zuständig war. Neubauten, die Sanierung von Altbauten und vieles mehr wurden von verschiedenen Kollektiven bearbeitet.

Im Jahr 1957 trat ich in die damalige Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft ein. Die Bebauung in der gesamten Burgstraße wurde Ende der 50er Jahre geplant. Die Errichtung begann ab 1960 in traditioneller Ziegelbauweise. Der Wohnblock mit den Hausnummern 3 und 4 war der erste mit sieben Etagen plus Dachgeschossen. Damit zählte es zu den ersten Hochhäusern der Stadt. Die Architektur in der DDR-Zeit war vielfach grau in grau. Die drei Blöcke in der Burgstraße hoben sich jedoch mit ihrem hellen Außenanstrich besonders hervor.

Ich wohnte damals noch mit meiner Frau, unserer Tochter und meiner Schwiegermutter in einer 2 ½-Zimmer-Wohnung in der Wilhelm-Pieck-Straße (heute Charlottenstraße). Als ich den Zuschlag für eine der 4-Zimmer-Wohnungen hier bekam, war das wie ein Lottogewinn. Bei unserem Einzug im April 1963 war der Aufzug noch nicht in Betrieb, wir mussten die Möbel die sieben Etagen hochtragen. Auch Straßen oder Grünanlagen kamen erst später. Im obersten Stock wurden zunächst Gemeinschaftsräume geschaffen, 1968 richtete sich die Genossenschaft mit ihrer Verwaltung ein, bevor sie ihr eigenes Bürogebäude 1995 bezog. Später entstanden hier zusätzliche Wohnungen mit einem tollen Blick über die Havel und ins Grüne.

Mit dem Einzug in das Wohnhaus bildete sich umgehend eine rege tätige Hausgemeinschaft. Die Wohnung im Hochhaus war mit zehn Pflichtstunden verbunden. Wir pflegten die Grünanlagen, fegten den Fußweg, reinigten die Treppe und machten noch so einiges mehr. Wir arbeiteten, aber feierten auch miteinander. So lernten wir uns kennen und fanden zusammen.

Nach der Wende erhielt die Genossenschaft ihren heutigen Namen. Das ganze Viertel wurde ab 1997 nach und nach saniert. Es gab neue Fenster, Loggien und Balkons, Teilsanierungen bei Elektro, Heizung und Sanitär. In der äußeren Gestaltung hat sich vieles verbessert. Eine letzte große Sanierung wurde 2014 vollzogen. Um zum Fahrstuhl zu gelangen, musste man bis dahin sieben Ausgleichsstufen überwinden. Für die älteren Menschen wurde das immer komplizierter. Manche kamen gar nicht mehr aus ihrer Wohnung. Ich knobelte sehr lange an einer Lösung, aber jetzt haben wir einen barrierefreien Zugang, und der Eingangsbereich sieht dazu noch richtig einladend aus. Bei Fertigstellung gab es große Freude, die 1956 richtete zur Eröffnung ein kleines Fest aus.

Das Gemeinschaftsgefühl ist nach der Wende ein bisschen verloren gegangen. Von denen, die im Frühjahr 1963 eingezogen sind, leben noch zwei Frauen und ich hier. Heute trifft man sich noch einmal im Jahr zum freiwilligen Frühjahrsputz. Wenn ich neue Bewohner sehe, gehe ich immer auf sie zu und frage später noch einmal nach, wie sie sich eingelebt haben. Dem Vernehmen nach fühlen sich alle hier sehr wohl. Die günstigen Mieten, das viele Grün, die Havel und die Freundschaftsinsel gleich nebenan, die Nähe zur Innenstadt – das sind alles große Vorteile. Die Nachfrage ist groß.

Ein weiterer Pluspunkt ist unsere gute Genossenschaft. Für alle Anliegen und Probleme finden die Mitarbeiter immer eine Lösung. Auch mit den vielfältigen Angeboten, den Veranstaltungen und Ausflügen sowie der Spareinrichtung bin ich sehr zufrieden. Seit es eine Vertreterversammlung gibt, engagiere ich mich als Vertreter. Mit dem Ende der Legislaturperiode höre ich aber auf. Dann dürfen gerne Jüngere ran.

Quelle: Information der Genossenschaft