Energisch grün statt kraftlos grau

Mit vereinten Kräften für mehr Lebensqualität: Für den Umbau von der Plattenbausiedlung Drewitz zur Gartenstadt schloss sich die ProPotsdam mit vielen Bündnispartner*innen zusammen. Aus Drewitz ist ein mit vielfach prämiertes grünes Vorzeigequartier mit einem lebendigen Sozialleben geworden.

Die Rolle in Drewitz. Foto: Benjamin Maltry

Plattengrau und Straßenverkehr prägten das Erscheinungsbild des als sozialer Brennpunkt geltenden Quartiers noch zu Beginn des letzten Jahrzehnts. Die Redaktion des Magazins EINSVIER warf einen Blick zurück.

Von 2011 an packte die ProPotsdam gemeinsam mit Bewohner*innen, Landeshauptstadt, Wohnungswirtschaft, Stadtwerken, Verkehrsbetrieb und sozialen Trägern die sozialverträgliche und energetische Erneuerung von Drewitz an. Die Idee einer Gartenstadt hatte sechs Jahre zuvor die Projektkommunikation HAGENAU entwickelt. Basierend darauf legte die ProPotsdam 2009 das integrierte Entwicklungskonzept „Gartenstadt Drewitz – energetisch stark, energisch grün“ vor.

Der Wandel wurde mit vielen Preisen gewürdigt, zuletzt im September mit einer Anerkennung beim Deutschen Bauherrnpreis und im Juni mit dem KfW Award. „Potsdam-Drewitz steht heute mit seiner gelungenen Transformation zu einem klimaneutralen Wohnquartier für die Zukunft des Wohnens“, sagt Prof. Dr.-Ing. Matthias Koziol von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und Mitglied der Jury des KfW-Awards. „Drewitz demonstriert eindrucksvoll, dass die Energiewende im Wohnungsbestand möglich ist. Die ProPotsdam GmbH, aber auch alle weiteren Mitstreiter dieses Projektes können zu Recht stolz auf den Preis sein.“
 

Wohnvielfalt statt Einerlei
Auch die „Rolle“ an der Konrad-Wolf-Allee wurde rundumerneuert. Die schrittweise Sanierung des aus sechs Gebäuden bestehenden Ensembles begann 2015. Dabei wurden die Grundrisse neugestaltet. Statt bislang zwei, stehen jetzt 16 Wohnungstypen zur Auswahl, darunter Maisonette- und Fünfraumwohnungen. In den Erdgeschossen befinden sich Arztpraxen, die Sparkasse, Gewerbe und Nachbarschaftsinitiativen. Heute erstrahlt die „Rolle“ mit ihren bunten Balkonen als Hommage an den Namensgeber der Straße, den Regisseur Konrad Wolf. Beim diesjährigen Deutschen Bauherrenpreis konnte sich die „Rolle“ im Feld der 187 Wettbewerbsbeiträge erfolgreich positionieren. Die ProPotsdam erhielt für das Projekt eine der 29 begehrten Anerkennungen der Jury.

Klimaneutral statt CO2-Schleuder
Ein Herzstück des 2011 verabschiedeten Masterplans für die Gartenstadt Drewitz ist die Senkung des Energieverbrauchs. Dafür wurden die Gebäude der ProPotsdam gedämmt und auf „grüne Fernwärme“, unter anderem aus Windenergie, umgestellt. Bei der Stromerzeugung helfen Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen auf den Dächern. Schon jetzt kommen die Häuser im Vergleich zu 2010 mit der Hälfte der Energie aus, das hilft, die Betriebskosten gering zu halten. 2025 werden alle Drewitzer „vier Wände“ der ProPotsdam klimaneutral sein.

Frische Brise statt Auspuffgase
Als wohltuend fürs Klima erwies sich die Reduzierung des Autoverkehrs. Die Konrad-Wolf-Allee wandelte sich von einer lauten, gefährlichen Hauptverkehrsstraße in einen Park. Verkehrsanalysen belegen, dass die Feinstaub- und Lärmbelastung deutlich gesunken sind. Auch deshalb wurde die Gartenstadt 2014 beim Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums prämiert.

Gemeinschaft statt Isolation
Von Anfang an konnten die Drewitzer*innen ihre Vorstellungen mit einbringen. Seit 2011 vertritt eine gewählte Bürgervertretung die Anliegen der Einwohner*innen. Zwei Jahre später eröffnete die Stadtteilschule mit einem angeschlossenen Begegnungszentrum, dem oskar. der Sozialen Stadt ProPotsdam gGmbH. Das Café im Park mausert sich zum beliebten Treffpunkt. Der Gartenstadtblog behält die neuesten Entwicklungen stets im Blick. Der intensive Beteiligungsprozess fand bei der Verleihung des Deutschen Städtebaupreises besondere Würdigung.

Globale Anerkennung
Nicht nur national findet die Gartenstadt hohe Anerkennung. Delegationen aus Algerien, Äthiopien, China, Finnland, Japan, Kasachstan, Kenia, dem Kosovo, Litauen, Marokko, Polen, Sansibar und Südafrika sammelten bereits in Drewitz Inspirationen für einen nachhaltigen Stadtumbau. Im August bekam das Quartier Besuch von 24 Studierenden aus gleich elf Ländern.

Der Text ist in der aktuellen EINSVIER erschienen. Die komplette Ausgabe können Sie hier herunterladen.