Ein Zuhause für alle Menschen

Landeshauptstadt und ProPotsdam haben den Integrationspreis verliehen.

Impression vom Afrika Festival. Foto: ICDI e. V.

Am 24. September konnten sich Träger und Initiativen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Stadtgesellschaft über den Integrationspreis freuen. Die 19. Verleihung wurde von der Landeshauptstadt Potsdam gemeinsam mit der ProPotsdam in der Reithalle des Hans-Otto-Theaters ausgerichtet. Die Preisträger 2023 wurden durch eine unabhängige Fachjury ermittelt, zu den Mitgliedern zählte ProPotsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal.

„In Potsdam leben Menschen mit ganz verschiedenen Wurzeln“, sagte dazu Oberbürgermeister Mike Schubert. „Diese Vielfalt bereichert so vieles: Gastronomie, Kultur, Sport, Wissenschaft und das Miteinander. Sie ist eine Chance und an mancher Stelle auch Herausforderung. Unsere neuen Potsdamerinnen und Potsdamer müssen erst einmal ankommen, sich zurechtfinden, eine Sprache erlernen.“ Die Preisträger:innen hätten dazu beigetragen, dass unsere Stadt für viele dieser Menschen ein Zuhause wird, dass Menschen – egal welcher Herkunft – zusammenfinden.“

Der Integrationspreis wurde 2005 von den Mitgliedern des damaligen Ausländerbeirates initiiert, von den Stadtverordneten beschlossen und mit einem Preisgeld von insgesamt 1000 Euro ausgestattet. Das Preisgeld wurde 2017 auf 2000 Euro erhöht. Mit der Auslobung des Preises verfolgt die Stadt das Ziel, besondere Leistungen auf dem Gebiet der Integration zu würdigen. Die ProPotsdam stiftet alljährlich den mit 1000 Euro dotierten „Sonderpreis Nachbarschaft“, mit dem Projekte gewürdigt werden, die dem guten nachbarschaftlichen Zusammenleben verschiedener Kulturen und Generationen dienen.

In insgesamt vier Kategorien – Projektidee, Einzelleistung, Vereinsarbeit sowie Jahresmotto „Vielfalt – Leben in Potsdam“ – wurde der Integrationspreis der Landeshauptstadt Potsdam 2023 ausgelobt. Jörn-Michael Westphal, Geschäftsführer der ProPotsdam, übergab die Sonderpreise Nachbarschaft von der ProPotsdam an die Gewinnerprojekte.

Preisträger*innen des Integrationspreises der Landeshauptstadt Potsdam 2023 sind:

Das Jugendmusical „Ankommen ist schwer“ in der Kategorie „Projektidee“

Im Zusammenhang mit den Flüchtlingsbewegungen in Folge des Ukrainekrieges hat sich im Frühjahr 2022 unter dem Dach des „Kindermusiktheater Buntspecht“ eine Gruppe von Jugendlichen deutscher und nichtdeutscher Herkunft gebildet. Unter dem Motto „Ankommen ist schwer“ stellt sie ihre eigenen Fragen, Sorgen und Ängste in den Mittelpunkt eines Musicals. Dabei kann das Publikum den Teenagern dabei zusehen, wie sie über ihren eigenen Horizont hinausdenken und aktiv miteinander Vorurteile abbauen.

Jurymitglied Jörn-Michael Westphal: „Wir sehen hier ein sehr gutes Beispiel für direkte Kommunikation zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund – auf der Bühne, beim Kreieren eines gemeinsamen Stückes, aber auch im Austausch mit dem Publikum. Dieser integrative Ansatz des Musicals ist es wert, ausgezeichnet zu werden.“

Engagement im Doppelpack (Jibran Khalil und Arsalan Jamil) in der Kategorie „Einzelleistung“

Jibran Khalil gehört zu den aktivsten Personen bei den Themen Integration und Kampf gegen Rassismus. Jurymitglied Issam Kanjo: „Man sieht ihn überall! Er und sein Zwillingsbruder Arsalan Jamil haben ihr Herzensthema nicht nur zum Beruf gemacht, sondern setzen sich darüber hinaus mit voller Leidenschaft für gute Lebensbedingungen aller in Potsdam ein.“ Jibran arbeitet seit 2015 für das Aktionsbündnis Brandenburg gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Rassismus, sein Bruder Arsalan arbeitet seit sechs Jahren in einer Wohngruppe für unbegleitete Minderjährige in Potsdam-Mittelmark.

Das Afrika Festival des ICDI e. V. in der Kategorie „Vereinsarbeit“

Ein Highlight im Potsdamer Veranstaltungskalender bildet das „Afrika-Festival“ bereits seit zwölf Jahren. Das Festival präsentiert eine breite Palette musikalischer Darbietungen, von traditionellen Klängen bis hin zu zeitgenössischer Pop-Musik, Gospel-Gesängen und Afrobeats. Der Jury hat bei diesem Projekt besonders der panafrikanische Ansatz gefallen. Das alljährliche Bespielen eines prominenten öffentlichen Platzes, gibt die Möglichkeit, niedrigschwellig den Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund herzustellen und auszubauen.

Lernpat*innenprojekt in der Kategorie Jahresmotto 2023 „Vielfalt – Leben in Potsdam“

Ausgezeichnet wird Flüchtlingspfarrer Bernhard Fricke für sein langjähriges Engagement, unter anderem in dem Projekt Lernpat*innen. Das Projekt hat das Ziel, einen Beitrag zum Abbau sozialer Benachteiligung von Grundschulkindern mit Fluchthintergrund zu leisten. Das Projekt zielt darauf ab, Bildungs- und Integrationschancen zu verbessern.

Die Lernpat*innen zeigen dabei großen Respekt für den kulturellen Hintergrund der Kinder und ihrer Familien und unterstützen beim Ankommen in der hiesigen Kultur. Sie fördern die Mehrsprachigkeit der Kinder und wertschätzen die Leistungen, die sie täglich im Leben zwischen den Kulturen erbringen. Bildung ist Integration! Bildung sorgt für Chancengleichheit. Indem das Projekt bei der Jugend ansetzt, sichert es, durch ein sehr hohes ehrenamtliches Engagement, die Vielfalt von morgen.

 

Die Sonderpreise der Nachbarschaft von ProPotsdam:

Das Erzählcafé

Die AWO organisiert regelmäßig ein Sprachcafé, in welchem Nichtmuttersprachler:innen zusammen mit Muttersprachler:innen ihre Sprachkenntnisse anwenden und verbessern können. Bei Getränken und Snacks werden Spiele gespielt, welche die Kommunikation und den Austausch fördern.

Jurymitglied Prof. Dr. Marcia C. Schenck: „Hier wurde ein Raum geschaffen, in dem sich Menschen informell austauschen können und in einer geschützten Umgebung ohne Hierarchien die deutsche Sprache erlernen können. Dieses niedrigschwellige Angebot ist auf eine dauerhafte Wirkung ausgelegt und ein gutes Beispiel, wie Integration funktionieren kann.“ Darüber hinaus werden Ausflüge, Feste und Aktivitäten organisiert und somit kulturelle Integration und sozialer Austausch gefördert – auf diesem Wege sind schon viele Freundschaften entstanden.

Stärken vor Ort

„Stärken vor Ort“ ist ein Projekt der Gesellschaft für Inklusion und Soziale Arbeit e.V. (ISA e.V.) aus Potsdam, das seit 2015 in Alleinstellung im ganzen Land Brandenburg ehrenamtlich engagierte Bürger*innen in der Flüchtlingsarbeit schult. Das Projekt bereitet Ehrenamtliche durch Workshops, Präsentationen, Videokonferenzen und Vorträge auf Ihr Engagement vor.

Jurymitglied Jörn-Michael Westphal: „Mit dem Sonderpreis Nachbarschaft werden Projekte gewürdigt, die dem nachbarschaftlichen Zusammenleben verschiedener Kulturen und Generationen dienen und die Integration von Geflüchteten in den Quartieren voranbringen. Durch das Projekt ‚Stärken vor Ort‘ wird der Akteur dahinter ausgezeichnet: Die Befähigung zum Ehrenamt, das Vermitteln von Qualifikation, unterstützt die Arbeit in den Quartieren und stärkt somit die Arbeit der Willkommensinitiativen.“