Prognose: 30.000 Beschäftigte weniger im Wohnungsbau

ZDB: „Abwärtsspirale“ der Baukonjunktur setzt sich fort.

Wolfgang Schubert-Raab, Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Foto: ZDB

„Der Rückgang der Baukonjunktur setzt sich weiter fort. Der Umsatz wird in diesem Jahr real um 5,3 % zurückgehen und im kommenden Jahr gehen wir von weiteren minus 3 % aus“, so kommentiert kommentiert Wolfgang Schubert-Raab, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), die Konjunkturzahlen der Bauwirtschaft 2023/2024. „Verantwortlich für das Minus bleibt der Wohnungsbau, der in diesem Jahr real um 11 % einbricht und 2024 mit -13 % seinen Sinkflug fortsetzt.“

Der deutliche Nachfrageeinbruch im Wohnungsbau und die daraus resultierende Unterauslastung der Kapazitäten bleiben per Saldo laut Auffassung von Schubert-Raab auch für die Beschäftigung nicht ohne Folgen: „Nach einem Jahrzehnt des Beschäftigungsaufbaus von plus 220.000 Beschäftigten auf 926.700 (2022), rechnen wir in diesem Jahr mit einem leichten Rückgang auf 920.000 Beschäftigte. Für 2024 rechnen wir mit einem deutlichen Rückgang um 30.000 Beschäftigte, bei weiterem Abwärtspotenzial“, warnt Schubert-Raab. Anders sei die Situation in den Ausbaubereichen und im Ingenieur- und Tiefbau, wo weiter Fachkräfte gesucht werden. „Es ist ein echtes Dilemma. Das Bauhauptgewerbe bewegt sich zwischen Fachkräftesuche einerseits und drohender Kurzarbeit und Kündigungen andererseits. Dabei mangelt es nicht an Aufgaben, sondern an Aufträgen.“

Diese Einschätzung werde auch von den Mitgliedsunternehmen des Deutschen Baugewerbes bestätigt. In der aktuellen Herbstumfrage des Verbandes sehen 60 % der Unternehmerinnen und Unternehmer fehlende Aufträge als größten Baubehinderungsgrund. Im Vorjahr waren es lediglich 23 %. Die Geschäftslage wird insgesamt kritischer bewertet als in den vorherigen Umfragen. Eine schlechte Lagebeurteilung gaben vor einem Jahr noch 25 % der Unternehmen ab, jetzt sind es bereits 45 %. Im Wohnungsbau erwarten 70 % der Unternehmen eine Verschlechterung der weiteren Geschäftsentwicklung.

Schubert-Raab: „Wir befinden uns an einem gefährlichen Kipppunkt. Im letzten Jahr haben die Unternehmen in der Herbstumfrage per Saldo ein ‚Halten‘ der Beschäftigten zurückgemeldet. Jetzt kippt der Saldo leider zum ‚Senken‘. Immer mehr Unternehmen (23 %) rechnen mit einem Rückgang der Beschäftigten. Einziger Lichtblick ist, dass die Bereitschaft, neue Lehrlinge einzustellen mit weit über 60 % weiter hoch bleibt. Die Unternehmen geben nicht auf. Sie kämpfen um jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter und sie bilden weiter aus. Und das ist auch richtig so, denn der demografische Wandel ist nicht zu stoppen und die die Baubedarfe sind da.“

Der „Giftmix“ aus stark gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten habe wie erwartet vor allem im Wohnungsbau seine Spuren hinterlassen, findet  der ZDB. „Für 2023 rechnen wir mit einer Fertigstellung von 271.000 Wohneinheiten (WE). Für das kommende Jahr verschlechtern sich die Zahlen deutlich“, so Schubert-Raab: „Die Abwärtsspirale geht weiter. Für 2024 erwarten wir nach derzeitigen Investitionsbedingungen nur noch die Fertigstellungen 235.000 WE. Damit rückt das unstrittige Ziel der Ampel von 400.000 WE pro Jahr in weite Ferne. Das heißt, es muss etwas getan werden und zwar jetzt! Wir brauchen die komplette schnelle Umsetzung des 14- Maßnahmen-Paketes und ein Zinsstützungsprogramm beim EH-55-Standard.“

Zusammenfassend fordert ZDB-Präsident Schubert-Raab die Bundesregierung mit Blick auf die Haushaltsplanung 2024 auf, zeitnah wieder Planungssicherheit zu schaffen: „Die bis dato geplante Budgetierung von baurelevanten Mitteln für den Wohnungsbau, die Infrastruktur und die Klima- und Energiewende muss abgesichert werden. Wir brauchen zügig grünes Licht für die Investitionen und Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld ab April 2024, um die Beschäftigten halten zu können. Insgesamt brauchen wir eine Wirtschaftspolitik, die für vernünftige und verlässliche Rahmenbedingungen sorgt. Dazu gehören auch konkurrenzfähige Steuern, eine Abgabenlast von maximal 40 % und wettbewerbsfähige Energiepreise.“

Eine ausführliche Analyse der Branchendaten 2023/2024 und eine Auswertung der Umfrage können Sie hier herunterladen.