MAZ: Armut in Potsdam

Vielerorts ziehe sich eine sichtbare Linie zwischen Arm und Reich durch etliche Bereiche der Landeshauptstadt, die zu ungleichen und ungerechten Lebensverhältnissen führe.

Der Schlaatz aus nordwestlicher Blickrichtung. Foto: Falcon Crest

AWO-Bezirksverbandsvorsitzende Angela Schweers habe kein Verständnis dafür, „dass es die Stadt nicht einmal schafft, den Ärmsten das Geld nach dem Bildungs- und Teilhabepaket auszuzahlen“. Mit den sogenannten BuT-Leistungen können die Familien für die Kinder etwa Nachhilfe und Klassenfahrten bezahlen. Nach Informationen der MAZ liegen demnach derzeit 1261 Akten unbearbeitet in der Verwaltung, die zum Teil auch mehrere Anträge enthalten können.

AWO-Vorstandsmitglied André Saborowski erklärte, dass auch die hohen Mieten in Potsdam ein großes Problem seien. Zwar lege laut Mietspiegel der Quadratmeterpreisen ab sechs Euro für eine Wohnung, im Neubau zahle man jedoch 14 bis 16 Euro. Es fehle an einer großen Zahl von neuen Wohnungen mit Sozialbindung, damit auch Menschen mit geringen Einkommen Unterkünfte zum Quadratmeterpreis von sieben bis acht Euro finden könnten.

Ärmere Wohngebiete in Potsdam seien der Schlaatz, die Waldstadt I und II sowie Potsdam-Süd, wo die Bewohner in der Plattenbau-Architektur ein eher karges Dasein fristen, schreibt die Zeitung. Im Jahr 2020 benötigten demnach im Schlaatz, in der Waldstadt I und II sowie in Potsdam Süd 590 Personen Hilfe in besonderen sozialen Schwierigkeiten. In Potsdam West, der Innenstadt und in den nördlichen Vorstädten seien es 407 gewesen, in Potsdam Nord nur 264, am Stern, in Drewitz und Kirchsteigfeld 252 und in Babelsberg und im Zentrum Ost 143. In den nördlichen Stadtteilen und Sacrow brauchten nur 44 Potsdamer diese Hilfe.

AWO-Vorstand André Saborowski erklärte, dass die sogenannte verdeckte Armut weitaus größer sei als die sichtbare. Dazu zählten Rentner, die aus Angst vor hohen Nachforderungen bei ihren Nebenkostenabrechnungen ihre Heizung nicht mehr andrehen und die sich keinen Kino-Besuch oder keinen Kaffee mehr leisten können, berichtet die Zeitung.

Quelle: MAZ