Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass vor allem in Städten Wohnungen fehlen
In Deutschland müssen mehr Wohnungen gebaut werden: Das ist das Fazit einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die am Montag veröffentlicht wurde. Auch wenn die Bautätigkeit in den vergangenen zehn Jahren stetig angestiegen sei, reiche diese nicht aus, um den ebenfalls gestiegenen Bedarf zu decken. Demnach müssten 2019 und 2020 jeweils 341.7000 neue Wohnungen gebaut werden, um der Nachfrage gerecht zu werden.
Besonders die großen Städte hinken laut der Analyse Defizite hinterher, was neuen Wohnraum angehe. So konnten die sieben größten deutschen Städte den Bedarf an neuen Wohnungen zwischen 2016 und 2018 durchschnittlich gerade einmal zu 71 Prozent decken. Berlin liegt mit 73 Prozent im Mittelfeld der großen Städte. In der Hauptstadt müssten laut der Studie bis 2030 jährlich rund 21.000 neue Wohnungen gebaut werden. Aktuell seien es jedoch gerade einmal 17.000. In Potsdam wiederum entsprächen die fertiggestellten Wohnungen in etwa dem Bedarf.
Ganz anders sieht es laut der Analyse des IW in den ländlichen Regionen aus. So werde in den strukturschwachen Städten und Landkreisen zu viel gebaut – und zwar bis zu viermal so viel, wie tatsächlich gebraucht wird. Die Folge sei Leerstand. Hier empfehlen die Experten, eher Altbestände umzubauen oder zu sanieren, statt Neubauten zu errichten.
Wie viel Wohnraum in einer Stadt entsteht, habe direkten Einfluss auf die Mietpreise, so Immobilienexperte Ralph Henger, der die Studie verfasst hat. So stieg der Mietzins in Städten, die dem Bedarf entgegenkommen, langsamer als dort, wo die Nachfrage das Angebot stärker übersteige. Gefragt seien auch die Umlandgemeinden: Indem diese mehr Wohnungen bauen würden, könnten sie dazu beitragen, gegen steigende Mieten vorzugehen. Henger warnt vor weiter steigenden Mietpreisen: „Gelingt es nicht, in den nächsten Jahren den Bedarf zu befriedigen, wird das Problem in den folgenden Jahren noch größer werden.“
Für die Zukunft rechnet das IW jedoch für eine Entschärfung des Wohnungsbedarfs. So solle dieser bis 2025 auf knapp 260.200 und bis 2030 auf knapp 245.500 Wohnungen sinken – vorausgesetzt, der Nachholbedarf werde reduziert. Grund für den perspektivisch sinkenden Bedarf sei die prognostizierte demografische Entwicklung.
Die Studie des IW finden Sie hier.
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln
23.07.2019