Klimawandel, Energiekrise und steigende Kosten: Bei ihrem Sommerempfang haben die Mitglieder des Potsdamer Arbeitskreises StadtSpuren am Donnerstagabend über aktuelle Herausforderungen für die soziale Wohnungswirtschaft gesprochen – und mögliche Lösungen für eine soziale Energiewende aufgezeigt.
„Gibt es für ein Zirkuszelt einen Energieausweis? Ist das hier die Zukunft des Bauens, um durch einfachere Bauweisen die Baukosten zu senken?“, fragte Jörn-Michael Westphal in seiner Rede zum Sommerempfang des Arbeitskreises StadtSpuren, der am Donnerstagabend im Zeltpunkt Montelino im Volkspark Potsdam stattfand. Und war damit gleich bei den Themen, die die Mitgliedsunternehmen derzeit mit am meisten umtreiben: Baukrise und Energiewende.
Der ProPotsdam-Geschäftsführer verwies auf ein Zitat des Bundesvorsitzenden der IG Bauen-Agrar-Umwelt, Robert Feiger, wonach die Bedingungen für den Neubau heute so schlecht seien wie noch nie seit dem letzten Weltkrieg. Trotz des hohen Bedarfs von 700.000 Wohnungen machen den Wohnungsunternehmen hohe Baukosten, hohe Zinsen und vor allem auch Auflagen und Vorschriften zu schaffen.
Die Notwendigkeit, auf den Klimawandel zu reagieren, sei bekannt, so Westphal. Nötig sei jedoch ferner die Akzeptanz, dass eine solche Reaktion auch finanzielle Auswirkungen sowohl auf die Privathaushalte als auch die Wirtschaft haben werde. Er sprach sich dafür aus, dass Klimaschutzsanierungen und Investitionen in erneuerbare Energie vorrangig durch öffentliche Förderungen finanziert oder auch einkommensabhängig ausgeglichen werden sollen, um sozialverträgliche Mieten bzw. die Bezahlbarkeit des Wohnens zu sichern. „Wir haben die Mieterinnen und Mieter mit den niedrigen Einkommen im Blick“, so Westphal mit Blick auf den sozialen Wohnungsbau und Unterstützungsleistungen wie das Wohngeld Plus. Zudem warb der ProPotsdam-Chef für Aufklärung und Akzeptanz: „Auch soziales Wohnen hat seinen Preis. Die erforderlichen Eigenmittel für den sozialen Wohnungsbau (Neubau und Sanierung) können bei gestiegenen Bau- und Bewirtschaftungskosten nur durch höhere Mieteinnahmen finanziert werden.“
Die aktuellen Bemühungen der sozialen Wohnungswirtschaft in Potsdam illustrierte der Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Karl Marx, Bodo Jablonowski, anhand der diversen Betriebskostenarten. Ihre Entwicklung sei auch von Krisen beeinflusst, und die Preise würden aktuell so steigen, wie wir es noch nie gekannt haben. Zwar versuche die soziale Wohnungswirtschaft, die die Kosten an die Endverbraucher*innen weiterreiche, durch günstige Konditionen den Preisanstieg für ihre Nutzer*innen überschaubar zu halten. „Doch trotz aller Bemühungen werden wir nichts daran ändern können, dass Steigerungen auf uns zukommen“, schloss Jablonowski.
Dass das Thema Energiewende in der Gesellschaft ankommen müsse, machte auch Matthias Pludra, Vorstand der PWG 1956, deutlich: „Energiewende ist wie ein Feuerring, durch den wir springen müssen und es besteht die Gefahr, dass man sich die Mähne, das Fell oder den Schwanz verbrennt“, sagte er mit Blick auf den Veranstaltungsort. Wenn man die aktuelle Diskussion um die energetische Ertüchtigung des Bestands ernst nehme, müssten die Mitgliedsunternehmen des Arbeitskreises StadtSpuren in kürzester Zeit Kosten in der Höhe von mindestens einer Milliarde Euro schultern – Geld, das natürlich refinanziert werden müsse durch Miet- bzw. Nutzungsgebühren. Und Geld, das dann nicht für Neubau zur Verfügung stehen könnte, worunter dann Wohnungssuchende leiden würden.
Wenn jedoch der Wandel akteurs- und branchenübergreifend gelinge, hätte das geringere Kosten für die Mieter*innen zur Folge. Zusammenarbeit statt werkeln auf der eigenen Scholle: „In den besten StadtSpuren-Zeiten, mit ihrem Sanierungsprogramm zwischen 1997 und der Jahrtausendwende, haben die Unternehmen des Arbeitskreises gezeigt, dass sie das können. Da ging es auch um eine Milliarde Investitionen in fünf Jahren.“ Zugleich bot Pludra im Namen des Arbeitskreises an, zur Gestaltung der Energiewende beizutragen: „Unsere Verbände und wir sind in der Lage, noch eine Menge mehr an Know-how und Erfahrungen beizusteuern“, so der PWG-Vorstand mit Blick auf die lokale Zusammenarbeit als auch überregionale Verbände wie BBU und GdW.
BBU-Vorständin Maren Kern, die am Sommerempfang des Arbeitskreises teilnahm, lobte das Engagement des Potsdamer Kooperationsprojekts: „Die StadtSpuren zeigen seit 26 Jahren, wie Herausforderungen effektiv bewältigt werden können: durch Kooperationsbereitschaft, gemeinsame Ziele und Verantwortungsbewusstsein. Das ist heute umso wichtiger, wenn es darum geht, die Energiewende erfolgreich zu gestalten: Denn nur mit der Abfederung sozialer Härten, auch durch Förderprogramme für Wohnungsunternehmen, wird es gelingen, die angestrebten Umbau- und Einsparziele ohne Überforderung der Mieterinnen und Mieter zu erreichen.“
Im Arbeitskreis Stadtspuren kooperieren Potsdamer Wohnungsunternehmen seit 1997 auf verschiedenen Themenfeldern. Mit rund 35.000 Wohnungen verfügen sie über rund 40 Prozent aller Mietwohnungen in Potsdam. In Stadtspuren wirken die kommunale GEWOBA WVP mbH, die GWG Bauverein Babelsberg eG, die Gewoba eG Babelsberg, die Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft eG, die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG, das Studentenwerk Potsdam, die Wohnungsbaugenossenschaft 1903 Potsdam eG, die Wohnungsbaugenossenschaft „Daheim“ eG und die Wohnungsgenossenschaft Karl Marx Potsdam eG mit.