„Nacht von Potsdam“ jährt sich zum 78. Mal

Auch Genossenschaften waren vom Luftangriff am 14. April 1945 schwer betroffen / Heute bauen Genossenschaften die Potsdamer Mitte wieder mit auf

Bombenschäden an einem Haus des Bauvereins Babelsberg. Foto: Chronik

Große Teile der Innenstadt wurden am 14. April 1945 bei dem als „Nacht von Potsdam“ bekannt gewordenen Bombenangriff auf die Stadt zerstört. Mehr als 1.700 Bomben warfen britische Kampfflieger in dieser Nacht über Potsdam ab. 1.593 Menschen starben bei dem Angriff, mehr als 60.000 wurden obdachlos.

Auch einige der damals bereits bestehenden Genossenschaften hatten Opfer zu beklagen. So gab es in der Kolonie Daheim laut der Chronik mehr als 40 Bombeneinschläge. Vier Häuser stürzten ein, fünf weitere wurden beschädigt. Bei den Bränden infolge der Bombeneinschläge verbrannten viele Lebensmittelreserven. Mehr als 80 Bewohner*innen der Kolonie Daheim starben. Einer von rund 40 unter den Trümmern Verschütteten konnte gerettet werden, ist in der Chronik der Genossenschaft zu lesen. Insgesamt wurde die Siedlung laut des nach dem Krieg angefertigten Geschäftsberichts zu 60 Prozent zerstört. Der Wiederaufbau wurde mit Hilfe der Mitglieder gestemmt.

Auch der Bauverein Babelsberg wurde von dem Luftangriff getroffen. Sieben Häuser aus dem Bestand wurden zu 20 bis 50 Prozent zerstört. Besonders schwer getroffen waren Gebäude in der Havelstraße, der Franz-Mehring- und der Heindahlstraße. Viele Wohnungen wurden durch den von den Detonationen ausgelösten Druckwellen beschädigt. Insgesamt verlor der Bauverein in dieser Nacht acht Prozent seines Bestands.

Fast 80 Jahre nach dem verheerenden Angriff errichten unter anderem die Potsdamer Genossenschaften PWG 1956 und „Karl Marx“ am Alten Markt neue Wohnungen und Gewerberäume, zum großen Teil mit originalgetreu nachgebildeten Fassaden.

Der Baufortschritt am Alten Markt, aufgenommen am 14. April 2023 mit der Webcam von Medienlabor. Screenshot: https://feed.yellow.camera/E9FC3W0P3

Bereits am 24. Oktober 1990 hat die Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam für die Potsdamer Mitte eine „behutsame Wiederannäherung an das charakteristische, gewachsene historische Stadtbild“ beschlossen. Sieben Jahre später, am 1. Oktober 1997, wurden die vorbereitenden Untersuchungen nach § 141 Baugesetzbuch für die Potsdamer Mitte durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung eingeleitet. Das Sanierungsgebiet „Potsdamer Mitte“ wurde letztendlich im November 1999 förmlich festgelegt.

Am 1. September 2010 hat die Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam das Integrierte Leitbautenkonzept beschlossen. Dieses beinhaltet die grundlegenden Gestaltungs-, Nutzungs- und Verkehrsanforderungen für den Bereich rund um den Alten Markt. Als erstes Projekt wurde die Neubebauung am Havelufer nach den Vorgaben des Leitbautenkonzeptes realisiert. Aufbauend auf den dabei gesammelten Erfahrungen, wurden die Ziele des Leitbautenkonzeptes weiterentwickelt, auf das Vergabeverfahren Am Alten Markt/Schloßstraße angepasst und am 14. September 2016 und 25. Januar 2017 durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen.

Die Bauprojekte der Genossenschaften im Block III am Alten Markt können Sie hier näher kennenlernen: WG Karl Marx, PWG 1956

Quellen: Wikipedia, Chroniken