„Wir lieben die Platte“

ProPotsdam, PWG 1956 und WG „Karl Marx“ im großen MAZ-Report

Plattenbau in Potsdam. Foto: Pixabay/Mario Hagen

Die MAZ widmete sich in ihrer Druckausgabe (am 13. Mai) sowie der Online-Ausgabe (am Tag zuvor) am 13. Mai dem Umgang mit dem Wohnbauerbe der DDR einen großen Report. Der Plattenbau dominiere Potsdam. Rund 30.000 Wohnungen seien demnach in den 1970er und 1980er Jahren in der Stadt entstandenen Gebäuden nach dem Standard „WBS 70“.

Größter Plattenbau-Eigentümer sei mit 13.258 Wohnungen die ProPotsdam, in der rund zwei Drittel der Mieter des Unternehmens wohnen. „Wir lieben die Platte“, sagt Geschäftsführer Bert Nicke. „Das ist unser Kernsegment und wir wollen sie alle energetisch sanieren.“ Das Experimentierfeld für den Plattenbau werde in den nächsten Jahren der Schlaatz sein, der auf Grundlage eines Masterplans modernisiert werden solle. Dabei spiele Aufstockung der meist nur fünf Etagen hohen Blöcke eine Rolle. Eine einfache Aufgabe sei das nicht: „Statik ist am Schlaatz ein großes Problem“, so Bert Nicke. Der Stadtteil sei auf Schwemmsand gebaut und liege direkt an der Nuthe.

Die meisten Potsdamer Platten würden in einigen Jahrzehnten kaum noch so aussehen, wie sie ursprünglich errichtet wurden. Mit neuen Balkonen, Aufzügen, Aufstockungen und neugestalteten Fassaden sei die oft kritisierte Gleichförmigkeit dieses Bautyps vielerorts längst verschwunden. Ausnahme sei der erste Potsdamer Plattenbau, das unter Denkmalschutz gestellte Gebäude Zeppelinstraße 7-10. Es hebe sich durch andere Formen und Farben ab und werde von verglasten Loggien geschmückt. Weil das originale Erscheinungsbild erhalten werden müsse, sei die Denkmal-Platte noch eine ganz besondere Herausforderung für die ProPotsdam, schreibt die Zeitung.

Erfahrungen mit diesem Wohnungstyp habe auch die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft PWG 1956, der rund 3000 Plattenbauwohnungen gehören. Vorstand Matthias Pludra oute sich ebenfalls als Fan: „Der WBS-Plattenbau ist ein Beispiel für kostensparendes und effizientes Bauen. Das Konzept war damals, Energie, Material und Kosten beim Wohnungsbau zu sparen.“ Zudem sei das System flexibel bei Grundrissen. Mit der Aufstockung von Plattenbauten habe die 1956 bereits am Wieselkiez und am Sperberhorst gearbeitet.

Auch der Bestand der WG „Karl Marx“ mit mehr als 6400 Wohnungen bestünde fast ausschließlich aus WBS-70-Bauten. „Karl Marx“-Vorstand Bodo Jablonowski sehe ein großes Problem darin, das tausende Plattenbauwohnungen quasi gleichzeitig errichtet wurden und demnach auch gleichzeitig zum kostspieligen Sanierungsfall werden. Die größte Herausforderung bei der Modernisierung sei deshalb, was sich Mieter und Vermieter leisten könnten. Ein großes Thema bei der Modernisierung sei die Frage der Energieeffizienz und Dämmung. Wenn der Plattenbaubestand bis 2045 klimaneutral werden solle, sei mit einem Investitionsaufwand von 450 Euro pro Quadratmeter, insgesamt rund 230 Millionen Euro, zu rechnen, sage Jablonowski.