Wenn die Wohnung zu groß wird

Die WG „Karl Marx“ vermittelt ihren Mitgliedern neue vier Wände im Bestand.

Erika Drewitz und Harrybert Seeger fühlen sich wohl in ihrer kleineren Wohnung. Foto: Tina Merkau

Erika Drewitz und Harrybert Seeger, beide über 70, sind erst vor Kurzem umgezogen. „Wir hatten das schon lange geplant. Wir wollten uns verkleinern. Vier Zimmer brauchen wir nicht mehr, allerdings ein großes Bad, mit Dusche und Bewegungsfreiheit“, betont die 76-Jährige.

Dass es bei der Karl Marx eine Weile gedauert hat, lag daran, dass Harrybert Seeger unbedingt in der Bahnhofstraße bleiben wollte. Seit 2005 betreibt er mit seiner Frau in der Kleingartenanlage vis-à-vis die Gaststätte „Naturfreunde“. Schon wegen der Stammgäste wollte er nicht weg, auch wenn er aus gesundheitlichen Gründen schon lange nicht mehr hinterm Tresen steht. Den Umzug, nur ein paar Häuser weiter, hat seine Frau so gut wie allein gemanagt. „Meine Tochter, Freunde und die Stammgäste haben mir geholfen.“ Sogar das Malern hat sie selbst übernommen.

Beide genießen ihr neues Zuhause, haben sich noch einmal neu eingerichtet, sich vorher von vielen Dingen getrennt. „Für mich ist gerade das große Bad ein Gewinn“, erzählt Harrybert Seeger. Erika Drewitz schätzt besonders die geräumige Küche. „Hier haben wir genug Platz zum Sitzen.“ Und Hund Lilly hat in jedem Raum ihren Stammplatz. Einige Pläne gibt es noch. Der Balkon soll verglast werden. Auf den gewohnten Wintergarten wollen sie nicht verzichten.

Der Umzug, das Ankommen sei beiden nicht schwergefallen. „Natürlich hätten wir auch gern etwas Miete gespart, wenn wir uns verkleinern“, sagt Erika Drewitz. Doch für den höheren Komfort wie das barrierefreie Bad mit Wanne und Dusche zahlen sie mehr als vorher. Das liegt zum einen daran, dass bei kleinen Wohnungen die Nutzungsgebühr pro m² in der Regel höher ist als bei großen Wohnungen, erklärt Tanja Bentin, Leiterin der Mietwohnungsverwaltung der Karl Marx.

Und zum anderen müssen die Wohnungen, die neu vermietet werden, im Vorfeld oftmals hergerichtet werden. „Wir haben pro Jahr im Durchschnitt 350 Auszüge, mit steigender Tendenz. In diesem Jahr waren es im August schon 280.“ Jede dritte Wohnung wird modernisiert, die Elektrik erneuert, gemalert, neuer Bodenbelag verlegt. Durchschnittlich 12.000 Euro werden pro Wohnung ausgegeben. Um wirtschaftlich zu sein, wird ein Neuvermietungsaufschlag notwendig, die Nutzungsgebühr steigt somit.

Für Adelheid Otto, die im September in die Galileistraße umgezogen ist, zählt vor allem die Barrierefreiheit im neuen Zuhause. „61 Jahre habe ich am Platz der Einheit gewohnt, in der vierten Etage. Doch das Laufen fällt mir immer schwerer, darum war der Umzug die einzige Alternative.“ Die Genossenschaft konnte der 85-Jährigen recht schnell etwas Passendes anbieten – etwas kleiner, mit ebenerdiger Dusche und Haltegriffen im Bad und Spielraum für den Rollator.

Auch wenn sie ihrer angestammten Gegend gern treu geblieben wäre, sieht sie die Vorzüge: „Am Stern werde ich ruhiger wohnen und wohl oft auf meinem großen Balkon sitzen.“

Quelle: KM Magazin