Vorhang auf für den Siegerentwurf

PWG 1956-Jury hat die beste Idee für zwei neue Reliefs am Neuen Plögerschen Gasthof in der Potsdamer Mitte gekürt

PWG-Bauplaner Roman Poosch, Kunsthistorikerin Saskia Hüneke, PWG-Vorstand Matthias Pludra und Architekt Prof. Jörg Springer (von links) bildeten die Jury. Foto: Anja Rütenik

Ein leicht geöffneter Vorhang, der Spannung erzeugt und ein Putto mit weinumranktem Haupt, der vorwitzig dahinter hervorlugt: Mit seinem Entwurf hat der Potsdamer Maler und Bildhauer Stefan Pietryga die vierköpfige Jury der PWG 1956 überzeugt. Der Künstler wird nun von der Wohnungsbaugenossenschaft damit beauftragt, ein Bildhauermodell seines Entwurfs anzufertigen, das als Vorlage für den Guss des Reliefs dienen soll. Dieses wird künftig die Fassade der Beletage des Neuen Plögerschen Gasthofs zieren, das derzeit im Block III in der Potsdamer Mitte entsteht.

Der erste Teil des Siegerentwurfs von Stefan Pietryga

„Der Entwurf weckt Neugier beim Betrachter und eröffnet im wahrsten Sinne des Wortes den Vorhang für die weiteren Reliefs“, sagt PWG-Vorstand Matthias Pludra. „Die Idee hat uns überzeugt, weil sie hochwertig dargestellt ist und den Bezug der neuen Reliefs zu den bereits bekannten Bauplastiken ermöglicht – trotz der Unterscheidbarkeit der Motive. Auch in seiner handwerklichen Qualität entspricht der Entwurf den übrigen Reliefs am Gebäude. Und gerade weil auf den ‚neuen‘ Tafeln keine direkt lesbare Geschichte erzählt wird, bleiben die Darstellungen für andere Deutungen offen.“

Ursprünglich befanden sich 15 Reliefs auf den Fassadenelementen des Gebäudes. Am einstigen Plögerschen Gasthof, das im Zweiten Weltkrieg beschädigt und im Jahr 1958 abgerissen wurde, wurde im 19. Jahrhundert auf der Seite der heutigen Friedrich-Ebert-Straße nachträglich ein Torbogen eingefügt. Von den beiden Reliefs, die dabei entfernt wurden, gibt es im Gegensatz zu den übrigen Plastiken keine Abbildung, weil der Umbau noch vor Erfindung der Fotografie vorgenommen wurde. Da die Fassade des Neubaus dem ursprünglichen Gebäude entsprechend realisiert wird, suchte die PWG 1956 zwei neue Relief-Motive. Diese sollen sowohl die Geschichte des Ortes als auch die Thematik der historischen plastischen Bildwerke aufgreifen, die derzeit originalgetreu wiederhergestellt werden und mit ihren Abbildungen zu Wein, Gesang und Musik „das pure Leben“ zeigen, so Jury-Mitglied und Kunsthistorikerin Saskia Hüneke.

Das zweite von Stefan Pietryga entworfene Relief.

Die Genossenschaft hatte fünf lokale Künstler*innen eingeladen, Entwürfe für die Reliefs einzureichen. Neben Stefan Pietryga hatten auch Mikos Meininger, Ada Sarah Kösler, Kai Röttger sowie Ingo Pehla Arbeiten beigesteuert. Das Preisgericht setzte sich aus dem PWG-Vorstand Matthias Pludra, PWG-Bauplaner Roman Poosch, Architekt Prof. Jörg Springer sowie der Kunsthistorikerin und Stadtverordneten Saskia Hüneke zusammen. Zu den Bewertungskriterien gehörten sowohl künstlerische als auch technische Aspekte, etwa die Umsetzbarkeit als Vorlage für Bildhauer und als Guss für die Reliefs. Zudem sollten sie sich in die vorhandenen Motive einreihen. Die Bewertung der eingereichten Entwürfe erfolgte in anonymisierter Form.

Hintergrund: Die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG errichtet in der Potsdamer Mitte, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadtschloss, zum Alten Markt und zur Nikolaikirche, vier Wohn- und Geschäftshäuser. Insgesamt entstehen entlang der Anna-Zielenziger-Straße 28 familiengerechte Wohnungen, acht Gewerbeeinheiten sowie fünf Flächen für die gastronomische Nutzung. Ebenso sind Räume für Bildungs- und Kultureinrichtungen geplant. Unterhalb des Karrees entsteht zudem eine Tiefgarage.

Die Gebäude, die einst gegenüber des Stadtschlosses standen, wurden zwischen 1750 bis 1754 im Zuge der Stadtverschönerung unter Friedrich II. gebaut. In der Nacht von Potsdam am 14. April 1945 wurden sie zerstört bzw. schwer beschädigt und ihre Reste schließlich abgetragen.