Der Potsdamer Genossenschaftstag beim „Haus in der Sonne“ des Bauvereins Babelsberg
Unter dem Motto: „Potsdam braucht mehr Genossenschaftswohnungen! 130 Jahre und kein Ende!“ steigt der diesjährige Potsdamer Genossenschaftstags am 12. Juli aufs Rad. Bei der Tour durch den Potsdamer Süden und durch Babelsberg können vielfältige Stationen der 130-jährigen Genossenschaftsgeschichte besichtigt werden. Dabei sollen die Potenziale für die zukünftige Stadtentwicklung ergebenden Potenziale beleuchtet werden.
Als erste Station wird das Haus der Sonne aus dem Bestand des Bauvereins Babelsberg Baldurstraße 4 / Hermann-Maaß-Straße 18/20 angesteuert.
Zufluchtsstätte mit Dauernutzungsrechten
Das bau- und sozialgeschichtliche Denkmal kam 1941 durch Fusion mit der „Genossenschaft für Frauenheimstätten“ in den Besitz des Bauvereins. Das Haus war von 1914 bis in die 40er Jahre Alterssitz, aber auch Sehnsuchts- und Zufluchtsort von berufstätigen, alleinstehenden Frauen. Die Voraussetzungen für den Bau bot die 1912 gegründete „Genossenschaft für Frauenheimstätten“. Sie wurde durch das Pestalozzi-Fröbel-Haus, die Lehrerpensionskasse sowie etliche Privatpersonen unterstützt. 1913 konnte sie vom Verein für Beamten-Heimstätten das 5000 qm große Grundstück in der Villenkolonie Babelsberg erwerben.
Die damals 38-jährige Architektin Emilie Winkelmann war von Anfang an in die Planungsvorbereitungen miteinbezogen. Sie galt als erste freiberufliche Architektin Deutschlands. Für die Frauengenossenschaft war sie eine ideale Wahl, weil sie hier auch für ihre eigene Lebenssituation als alleinstehende, berufstätige Frau plante. Ihr Konzept war, sich äußerlich bewusst an den Villenhausstil der Nachbarhäuser zu orientieren
Hier sollte kein Altersheim, sondern ein Privathaus entstehen. Das erste der vier geplanten Häuser konnte im Frühjahr 1914 bezogen werden. Es gab 14 eigenständige Wohnungen von ein bis drei Zimmern mit Loggien, Küchen und zum Teil eigenen Bädern. Das Haus verfügte über den damaligen Luxus von Zentralheizungen und elektrischer Beleuchtung. Im Erdgeschoss lag ein gemeinschaftlicher Speiseraum, die sogenannte Zentrale. Einige Zimmer wurden als Ferienwohnungen für im Beruf stehende Frauen eingerichtet. Ein Hauswartpaar bot Hilfe im Haushalt an. Für die Bewohnerinnen blieb es wichtiges Anliegen, die Balance zwischen individueller Wohnsituation und gemeinschaftlichem Miteinander zu wahren.
Erst Ende der 20er Jahre erfolgte der Weiterbau mit dem Architekten Friedrich Lüngen, so dass die Genossenschaft dann insgesamt über 31 Wohnungen verfügte. Nach Fusion mit dem Bauverein beherbergte das „Haus in der Sonne“ auch Familien mit Kindern. Die genossenschaftliche Eigentümerschaft bot ihnen bis heute nicht nur die einzigartige Lage, sondern auch die Vorteile gemeinschaftlichen Wohnens mit Mietsicherheiten und Dauernutzungsrechten.
Weitere Stationen
Nach der Station am „Haus in der Sonne“ macht der Genossenschaftstag noch Halt an folgenden Stationen:
Heiz- und Wachhaus I Gewobag eG Babelsberg I Paul-Neumann-Straße 30
Festwiese I Kolonie Daheim eG I Nuthewinkel 5
Sperberhorst und Biberkiez I pbg eG & PWG eG I Am Schlaatz
Die Tour endet um 18:30 Uhr im Bürgerhaus Am Schlaatz im Schilfhof 28, 14478 Potsdam mit einem Buffet.
Registrieren können Sie sich unter anmeldung@genossenschaftstag-potsdam.de
Der Potsdamer Genossenschaftstag wird veranstaltet von der Gewoba eG Babelsberg, der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Bauverein Babelsberg eG, der Wohnungsgenossenschaft „Daheim“ eG, der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ eG, der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG, der Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft eG I, der Wohnungsbaugenossenschaft Potsdam-West eG und der Wohnungsbaugenossenschaft 1903 Potsdam eG.