Visionen für den Schlaatz

Der Arbeitskreises StadtSpuren und die Landeshauptstadt Potsdam stoßen am Schlaatz gemeinsam einen langfristigen Entwicklungsprozess an.

Vom 10. bis zum 13. Oktober führt der Arbeitskreis StadtSpuren in Kooperation mit der Landeshauptstadt Potsdam im Potsdamer Wohngebiet Am Schlaatz eine Visionenwerkstatt durch. Ziel ist die Erarbeitung eines Leitbildes für die zukünftige Entwicklung des Stadtteils, die als Grundlage für eine integrierte Entwicklungsplanung für den Stadtteil ab 2018 erarbeitet werden soll.

Auslober der Visionenwerkstatt sind vier Unternehmen des Arbeitskreises StadtSpuren. Dazu gehören die GEWOBA Wohnungsverwaltungsgesellschaft Potsdam mbH, die Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam eG, Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft eG und die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG. Gemeinsam bewirtschaften diese Unternehmen der sozialen Wohnungswirtschaft etwa 85% der Wohnungen im Stadtteil.

Die Visionenwerkstatt und die sich anschließende integrierte Planung finden in Kooperation mit der Landeshauptstadt Potsdam statt. Es wurde zwischen den Wohnungsunternehmen und der Landeshauptstadt vereinbart, dass im Zusammenhang mit dem Antrag zur Fortführung des Programms „Soziale Stadt“ im Schlaatz Gelder für eine weiterführende integrierte Planung vorgesehen werden sollen. Die Ergebnisse der Visionenwerkstatt sollen dabei als begründende Vorlage den Antrag stützen.

Die Visionenwerkstatt ist als offene Werkstatt konzipiert, in dem die vier eingeladenen Experten-Teams nicht konkurrierend, sondern kooperativ an den Fragestellungen zur Entwicklung des Wohngebietes am Schlaatz arbeiten. Die Aufgabe soll während eines viertägigen Workshops bearbeitet werden. Nach der Eröffnung, welche öffentlich stattfindet, arbeiten die Teams drei Tage frei, wobei am Nachmittag des 3. Tages die Ergebnisse im Rahmen einer öffentlichen Präsentation vorgestellt und kommentiert werden. An der am 4. Tag durchgeführten Konklusion nehmen Vertreter der Wohnungsunternehmen, der Landeshauptstadt und der sozialen Akteure sowie jeweils ein Teamvertreter teil.

Zeitpunkt und Ort

Die Visionenwerkstatt wird in der Zeit vom 10. bis zum 13. Oktober 2017 stattfinden.

10.10.2017, 09:00 bis ca. 10:00 Uhr
Eröffnung der Visionenwerkstatt
Friedrich-Reinsch-Haus
Milanhorst 9, 14478 Potsdam

12.10.2017, 17:30 bis ca. 21:00 Uhr
Präsentation der Ergebnisse
Bürgerhaus am Schlaatz
Schilfhof 28, 14478 Potsdam

Auf der eigens für das Projekt eingerichteten Homepage www.schlaatz2030.de befinden sich weitere Informationen zur Visionenwerkstatt sowie ein umfangreicher Reader zum Schlaatz. Die Ergebnisse der Visionenwerkstatt werden in geeigneter Weise dokumentiert. Über die Form der Dokumentation entscheiden die Auslober nach Vorliegen der Ergebnisse.

Hintergrund

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre stellten Stadtpolitik,Wohnungsunternehmen und Stadtverwaltung einen hohen Erneuerungsbedarf im Stadtteil fest. Vor allem die Veränderung der sozialen Situation im Schlaatz, bedingt durch den Zuzug wirtschaftlich schwächerer Haushalte, machte das Viertel zum Sorgenkind. Hinzu kam der hohe Wohnungsleerstand– zur Jahrtausendwende bis zu elf Prozent. Die mit der hohen Fluktuation einhergehende Abnahme der Kaufkraft schwächten Handel und Gewerbe. 1997 wurde der Schlaatz in das Programm „Städtebauliche Weiterentwicklung großer Neubaugebiete“ aufgenommen. Vor allem der öffentliche Raum wurde mit Fördermitteln aufgewertet. Parallel zu den städtischen Investitionen, vornehmlich im Stadtteilzentrum und an der Schlaatzer Welle, investierten die Wohnungsunternehmen umfänglich in die Sanierung angrenzender Wohngebäude. Mit Aufnahme in das EU-Förderprogramm „Zukunft im Stadtteil – ZiS2000“ konzentrierte man sich mehr und mehr auf den Umbau und die Sanierung der sozialen Einrichtungen. Mit Aufnahme in das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ im Jahre 2007 sollten die sozialen, bildungs- und freizeitbezogenen Angebote verbessert und die entsprechenden Einrichtungen bei ihrer Arbeit im Stadtteil noch stärker unterstützt werden.

Aktuelle Situation

Den sozialen Problemlagen am Schlaatz konnte mit den bisherigen Maßnahmen nur begrenzt begegnet werden. Das Image als „sozialer Brennpunkt der Stadt“ ist heute weiterhin stark ausgeprägt. Trotz der Bemühungen vieler Akteure vor Ort, der Wohnungsunternehmen und der Stadtverwaltung sowie zahlreicher Investitionen ist der Schlaatz das Sorgenkind der Stadt geblieben: Hier ist die Arbeitslosigkeit am höchsten, der Anteil der auf öffentliche Unterstützung angewiesenen Haushalte ist größer als sonst in der Stadt, gleiches gilt für den Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund. Gleichzeitig übernimmt der Schlaatz als Starter- und Zuzugsquartier eine wichtige Funktion in der Stadt. Wegen des günstigen Wohnraums ist er für Haushaltsgründer und finanzschwache Haushalte attraktiv, darunter vor allem Alleinlebende, junge Familien und Menschen mit Migrationshintergrund.

Visionenwerkstatt ist Fortsetzung der Nachbarschaftskonferenz

Die Idee der Visionenwerkstatt entstand im Rahmen eines breitangelegten Partizipationsverfahrens. Im Sommer 2016 fand eine Nachbarschaftskonferenz im Schlaatz statt. Sie nahm die Wünsche und Sorgen der Bewohner des Schlaatzes auf und verdeutlichte Potenziale und Risiken der Entwicklung des Wohngebietes. Nach der Nachbarschaftskonferenz fanden bis ins Frühjahr 2017 Nachfolgetreffen statt, auf denen verschiedene Arbeitsgruppen, die im Zuge der Nachbarschaftskonferenz entstanden waren, die Ergebnisse ihrer Arbeit zur Diskussion stellten. Auf diesen Nachfolgetreffen entstand die Idee der Visionenwerkstatt, um ein neues Leitbild für die Entwicklung des Stadtteils zu erarbeiten. Die Federführung für die Vorbereitung und Durchführung der Visionenwerkstatt übernahmen die Wohnungsunternehmen des Arbeitskreises StadtSpuren, die die Veranstaltung gemeinsam mit der Landeshauptstadt Potsdam vorbereiten. In deren Auftrag hat die Projektkommunikation Hagenau ein Konzept für die Werkstatt erarbeitet, das sowohl innerhalb der Stadtverwaltung als auch den Akteuren am Schlaatz vorgestellt wurde. Unter anderem wurden Abstimmungsrunden mit dem Stadtteilrat Schlaatz / Waldstädte, dem Regionaler Arbeitskreis für Kinder und Jugend, verschiedenen Fachbereichen und Geschäftsbereichen der Stadtverwaltung und der Stadtkontor GmbH als Entwicklungsbeauftragten für die Neubaugebiete durchgeführt.

Aufgabenstellung

Ziel der Visionenwerkstatt ist es, einen inhaltlichen Anstoß im Sinne eines Leitbildes für die sich anschließende integrierte Planung zu geben. Dies schließt Aussagen zur Entwicklung der Verkehrsorganisation,zur Imagebildung, zu den Zielgruppen und zur Stärkung der Nachbarschaften mit ein. Im Ergebnis der Visionenwerkstatt sollen gut kommunizierbare und kraftvolle Visionen entstehen, die die Grundlage für einen breiten Diskurs über neue Entwicklungsansätze bilden können. Diese sollen sowohl soziale als auch baulich-räumliche Aspekte beinhalten und –insbesondere vor dem Hintergrund einer späteren Dokumentation –gleichzeitig diskussionsanregend sowie inspirierend für eine breite Fachöffentlichkeit wirken. Im Vordergrund steht die Frage nach den Perspektiven der künftigen sozialen Entwicklung des Wohngebiets am Schlaatz. Die folgenden Themen sollten bei der Bearbeitung berücksichtigt werden:

  • soziale Entwicklungsperspektive
  • Dichte und Gestaltqualität von Architektur und Städtebau insbesondere Qualifizierung des Wohnungsbestandes und Neubaupotenziale
  • Freiraumqualität insbesondere der Wohnhöfe
  • alternative und innovative Mobilitätsangebote
  • energetische Ertüchtigung des Quartiers unter Berücksichtigung der Sozialverträglichkeit

Teams

Mittels einer Ausschreibung, die in der Zeit vom 1. August bis zum 4. September lief, wurden vier Teams durch ein Auswahlgremium, bestehend aus Vertretern der Wohnungsunternehmen, der Landeshauptstadt Potsdam und der Schlaatzer sozialen Akteure, ausgewählt. Folgende Teams werden in der Zeit vom 10. bis zum 13. Oktober ihre Visionen für den Schlaatz erarbeiten:

  • Kiezbunt: Ist ein Zusammenschluss von privaten Personen, die mit Potsdam verwurzelt sind. Das Team ist interdisziplinär aufgestellt und bringt die nötige berufliche Erfahrung und Leidenschaft mit, dem Schlaatz bei seiner Entwicklung neue Perspektiven aufzuzeigen.
  • Tinyhouse University: Experimentell und auf Kreativprozesse ausgerichtetes Team, das versucht den Raum neu zu erfinden und dabei auf den Austausch mit den Bewohnern viel Wert legt. Im Team vertreten ist der Erfinder der Hartz-4-Möbel und der sogenannten Tinyhouses (Minihaus/ Modulhaus), Van Bo Le-Mentzel.
  • Bao – Besondere Aufgaben Organisation: Dabei handelt es sich um ein junges raumgestaltendes Büro, dessen Mitarbeitende in den vergangenen Jahren vielfältige Planungsprojekte durchführen konnten u.a. auch im Bereich der Flüchtlingsunterbringung.
  • Drees & Sommer: Ist renommiertes international agierendes Büro,das über langjährige Erfahrungen in der Standort- und Projektentwicklung verfügt. Unter den Teammitgliedern befindet sich mit Melanie Weber ebenfalls eine Potsdamerin.