Student*innen für den Stadtraum am Kanal

Oberbürgermeister Mike Schubert hat eine Ausstellung zur Ideenwerkstatt eröffnet.

Ein Entwurf aus dem Team Bernd Bess. Grafik: Fachhochschule Potsdam

Im April startete die studentischen Ideenwerkstatt zur Neugestaltung des Stadtraums an der Straße Am Kanal zwischen Berliner Tor und Platz der Einheit in Potsdam. Am 17. Juni präsentierten die Studierenden des Fachbereichs STADT | BAU | KULTUR die Ergebnisse des Projekts. Vom 22. Juni bis 10. Juli zeigt eine Ausstellung im Kunsthaus sans titre die dabei entstandenen Konzepte. Sie will Impulse zur weiteren Entwicklung des Quartiers geben. Veranstalterinnen der Schau sind die Landeshauptstadt Potsdam und die ProPotsdam.

Oberbürgermeister Mike Schubert hat die Ausstellung am 21. Juni gemeinsam mit Bert Nicke von der ProPotsdam und Prof. Karl-Heinz Winkens von der Fachhochschule Potsdam eröffnet. „Ich bedanke mich herzlich bei den Studierenden für ihre intensive Auseinandersetzung mit dem Stadtraum um den früheren Stadtkanal, ihre innovativen Ideen und ihre gewissenhafte Arbeit an den Entwürfen“, sagte Schubert. „Sie zeigen die Chancen auf, die dieses Projekt für die Stadt hat. Mich begeistert die Offenheit für Neuinterpretationen – und die wünsche ich mir auch für die weitere Diskussion.“ Die Potsdamer*innen sind eingeladen, ein erstes Feedback zu geben und ihre Ansichten zu den studentischen Entwürfen und Interessen für den Stadtraum entlang des ehemaligen Stadtkanals mitzuteilen – entweder direkt in der Ausstellung oder auf digitalem Weg. Das daraus gewonnene Stimmungsbild soll dann in den weiteren Prozess einfließen.

Das Hauptaugenmerk der studentischen Arbeiten liegt auf den Vorschlägen zur Neugestaltung des öffentlichen Raums entlang der Straße Am Kanal und darüber hinaus bis zur Kellertorbrücke. Die Arbeiten bieten aber auch interessante städtebauliche und verkehrstechnische Ansätze. So gibt es verschiedene Vorschläge zur Nachverdichtung der umliegenden Quartiere, Ansätze zur Reduzierung und Umleitung des Autoverkehrs sowie auch diverse Vorschläge, die Wohnquartiere und den öffentlichen Raum den Klimaveränderungen anzupassen.

„Alle vier Teams haben sehr gute Ideen, wie man die Aufenthaltsqualität in dem Gebiet verbessern kann“, lobte Bert Nicke, Geschäftsführer der ProPotsdam. Er hatte als Teil des Panels die Entwürfe begutachtet. „Besonders gefreut haben mich die Nutzungsvorschläge für die Fläche vor der Ladenzeile, die derzeit noch als Parkplatz genutzt wird. Beeindruckt haben mich aber vor allem die Pläne zur Ergänzung der Bebauung: Hier werden Potentiale für den Wohnungsneubau in der Innenstadt aufgezeigt, über die wir diskutieren sollten.“

Die Studentische Ideenwerkstatt ist ein Kooperationsprojekt der Fachhochschule Potsdam, der Landeshauptstadt Potsdam und der ProPotsdam GmbH. 17 Studierende des Studiengangs Architektur und Städtebau hatten in einem semesterbegleitenden Projekt die Aufgabe, neue Gestaltungsideen für den Stadtraum Am Kanal zu entwickeln und dabei in Bezug auf den historischen Stadtkanal auf spielerisch-kreative Weise das Element Wasser in ihre Entwürfe einzubeziehen. Die im Boden noch vorhandenen Reste der Kanalmauern sollten dabei nicht verändert oder zerstört werden. Auch eine originalgetreue Wiederherstellung dieses Teilabschnitts sollte für die Zukunft als Möglichkeit erhalten bleiben. Bereits am vergangenen Freitag wurden die studentischen Entwürfe bei der Abschlussveranstaltung der Ideenwerkstatt vorgestellt und von einem fünfköpfigen Panel aus Fachexpertinnen und -experten kommentiert.

Die Studierenden haben in vier Teams zusammengearbeitet und wurden in ihrer Ideenfindung unterstützt durch eine Vielzahl an Fachleuten aus den Bereichen Architektur und Landschaftsarchitektur, Hydrologie, Denkmalschutz und Stadtentwicklung. Kontinuierlich begleitet haben den Prozess vier Teamleiterinnen und -leiter: Georg Marfels vom Potsdamer Architekturbüro van geisten.marfels Architekten, die Künstlerin Annette Paul, die Landschaftsarchitektin Cornelia Müller vom Büro Lützow 7 Landschaftsarchitekten und Bernd Bess, Architekt und Professor für Grundlagen der Gestaltung an der FH Potsdam.

Zusätzlich gab es Fachvorträge zum Thema Wasser in der Stadt, eine Exkursion sowie drei Konsultationstermine mit Spezialistinnen und Spezialisten zum Thema Denkmalpflege und Wasserbau. Fachliches Feedback gab es zudem im Anschluss an eine Zwischen- und die Abschlusspräsentation der Ergebnisse.

Die Studentische Ideenwerkstatt sollte ursprünglich im Jahr 2020 in Anlehnung an die Internationalen Sommercamps stattfinden, die bereits im Zusammenhang mit der städtebaulichen Entwicklung von Drewitz durchgeführt wurden, musste pandemiebedingt aber verschoben werden. Wie auch in Drewitz sollen die studentischen Arbeiten Impulse geben für ein stadtweites Gespräch über den weiteren Umgang mit dem Stadtkanal und die Entwicklung des Stadtraums Am Kanal und der umliegenden Quartiere.

 

Der Stadtkanal

Der ehemalige Stadtkanal in Potsdams Mitte ist ein städtebaulich einzigartiges Strukturelement, das in einer Abfolge von Räumen das Stadtbild prägte. Bis in die 1960er Jahre zugeschüttet und vor allem durch Parkierungsanlagen und als Leitungstrasse genutzt, ist seine Wiederherstellung seit den 1990er Jahren erklärtes und durch verschiedene Beschlüsse der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung gesichertes Ziel der Stadtentwicklung. Zwar sind Teile des Stadtkanals inzwischen denkmalgerecht wiederhergestellt, eine komplette Rekonstruktion ist jedoch auf Jahre und Jahrzehnte vor allem mangels Finanzierungsmöglichkeinen nicht absehbar.

Das in 2021 erarbeitete „Leitbild Potsdamer Innenstadt“ schlägt für den „Verknüpfungsraum“ des Verlaufs des ehemaligen Stadtkanals vor, durch „Neuinterpretation und Neucodierung des Raums“ das „trennende Element zu einem verbindenden“ zu transformieren und entwickelt als Leitbild: „Der entstehende Stadtraum ist gleichermaßen vielgestaltig und insgesamt unverwechselbar, ein Raum, den es so nur in Potsdam gibt. In ihm wird bewusst mit Zeitgeschichte und Zeitschichten umgegangen. Als städtebauliche Dominante schafft er Orientierung. Mit neuen Angeboten für alle Bevölkerungsgruppen werden Möglichkeiten geschaffen, sich mit dem Raum zu identifizieren.“

Die Arbeiten der Studierenden können bis zum 10. Juli im Kunsthaus sans titre, Französische Str. 18, 14467 Potsdam, immer mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr, besichtigt werden. Nähere Informationen unter www.sans-titre.de/ausstellungen. Eine Führung durch die Ausstellung gibt es am 23. Juni zwischen 16 und 18 Uhr. Um eine Anmeldung unter info@projektkommunikation.com wird gebeten.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter https://www.projektkommunikation.com/in-der-ideenwerkstatt/ und https://www.projektkommunikation.com/urbane-hydrologie/.