Sozialer Frieden ist in GefahrDie Potsdamer Wohnungswirtschaft sieht Gefahren für den sozialen Frieden in der Stadt aufziehen: „In den kommenden Jahren werden die Kosten für das Wohnen schneller ansteigen als in der Vergangenheit. Dies betrifft sowohl die Mietkosten wie auch die Betriebskosten“, heißt es in einem Positionspapier, das am 5. August vom Arbeitskreis StadtSpuren veröffentlicht wurde.
In dem Thesenpapier warnen die Wohnungsunternehmen vor künftigen Mietsteigerungen im Ergebnis von weiteren Modernisierungen. In dem Dokument heißt es unter anderem: „Die Notwendigkeiten des demografischen Wandels, der energetischen Sanierung der Wohngebäude und der Energiewende verlangen Investitionen, die sich auf die Höhe der Mieten auswirken. Von vielen Seiten wird inzwischen darauf hingewiesen, dass dieser Entwicklung soziale Risiken innewohnen: Dabei fallen Stichworte wie Zweiklassengesellschaft, Segregation, Anstieg der Sozialausgaben.“
Carsten Hagenau, Koordinator des Arbeitskreises Arbeitskreis StadtSpuren kommentiert: „Auf Wohnungseigentümer und Mieter kommt eine dreifache Modernisierung zu: Altengerechter Umbau, energetische Sanierung und klimagerechte Stadterneuerung. Das ist sicher alles notwendig, es wird aber nicht alles auf einmal gehen.“ Der Druck, den der Gesetzgeber derzeit auf Kommunen und Wohnungsunternehmen ausübe, würde diese Risiken erhöhen. Schon jetzt würden die Investitionen in Wohnungen nicht den wirtschaftlich schwachen Haushalten zugute kommen. Ulf Hahn, Vorsitzender des Arbeitskreises, warnt: „Wohnungen, die altengerecht, energieeffizient und dem Klimawandel angepasst sind, sind für wirtschaftliche schwache Haushalte nicht erreichbar. Seriöse Prognosen gehen davon aus, dass jeder fünfte Bürger von diesen Modernisierungen nicht partizipieren wird. Das wird die soziale Ungleichheit in der Gesellschaft verschärfen und 20 Prozent der Bevölkerung von den Transformationen abkoppeln.“
Hahn, der gleichzeitig der Vorstandsvorsitzende der Wohnungsgenosssenschaft „Karl Marx“ Potsdam eG ist, verweist darauf, dass man es mit Problemen zu tun habe, die zwar gesamtgesellschaftlicher, sogar globaler Natur seien, gleichwohl seien sie nicht zentralistisch zu lösen. Vielmehr, so das Thesenpapier des Arbeitskreises Stadtspuren, „bedarf es lokaler Strategien, wie die Belange des Klimaschutzes, der Energiewende und des demografischen Wandels in Einklang mit den sozialen Gegebenheiten gebracht werden“ können.
Potsdam habe gute Möglichkeiten, all diesen Herausforderungen zu begegnen, so die Stellungnahme des Arbeitskreises: Um die zu nutzen bedarf es aber einer wohnungspolitischen Strategie: „Wir brauchen ein Konzept, dass die Belange des demografischen Wandels, der Energiewende, des Klimaschutzes, der energetischen Sanierung und der sozialen Sicherheit zusammen denkt. Und: Wir brauchen es recht schnell.“
Das Thesenpapier des Arbeitskreises finden Sie im nachfolgenden Link:
5. August 2011: Thesenpapier zu den Kosten des Wohnens