BBU-Vorständin Maren Kern mahnt Bund und Länder zu mehr Förderung

Die soziale Wohnungswirtschaft in Brandenburg im Allgemeinen und in Potsdam im Besonderen habe in den letzten Jahren große Erfolge erzielt – beim bezahlbaren Wohnen und Klimaschutz, mit starken Investitionen oder gelingendem Stadtumbau. Das stellte Vorständin Maren Kern am 10. September bei der Jahrespressekonferenz Brandenburg des BBU Verbands Berlin – Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. fest. Aber wie lange werden sie sich angesichts steigender Kosten und wachsender Auflagen bei real sinkenden Mieten fortschreiben lassen? Das stellte der BBU als Frage in den Raum. „Wir bauen fest darauf, dass Wohnen, Bauen und Stadtentwicklung auch für die nächste Landesregierung in Brandenburg ganz oben auf der Prioritätenliste stehen“, so Maren Kern bei der Vorstellung der aktuellen Zahlen. „Gerade gutes und bezahlbares Wohnen in lebenswerten Städten ist ein wichtiger Faktor bei der Zufriedenheit der Menschen. Damit unsere Unternehmen das weiterhin leisten können, sind sie auf die politische Unterstützung des Landes angewiesen.“
Mit 5,62 Euro pro Monat und Quadratmeter liegen den aktuellen Zahlen die Nettokaltmieten im Bestand von BBU-Mitgliedsunternehmen im Land Brandenburg 2023 rund zehn Prozent unter dem vom Zensus 2022 für ganz Brandenburg ermittelten Wert (6,21 €/m2). Für Potsdam wiesen die Zahlen für Dezember 2023 eine Nettokaltmiete bei den BBU-Mitgliedern von 6,30 Euro pro Monat und Quadratmeter aus (Zensus 2022 für Potsdam: 7,85 Euro).
Im Jahresvergleich seien die Nettokaltmieten bei den BBU-Unternehmen in ganz Brandenburg um 2,4 Prozent gestiegen – und damit deutlich langsamer als die Inflation insgesamt (+6,5 %). In Potsdam habe die Rate sogar nur bei 1,0 Prozent gelegen (von 6,24 auf 6,30 Euro pro Quadratmeter).
Trotz ihrer sehr moderaten Mietengestaltung konnten die Unternehmen bisher kräftig und verlässlich investieren – u. a. in Klimaschutz. Dadurch ist es ihnen gelungen, dass ihre Wohnungen heute rund 80 Prozent weniger CO2 ausstoßen als noch 1990: eine Entlastung um 1,5 Millionen Tonnen CO2 für Brandenburgs Klimabilanz.
Kräftiges Neubau-Plus in Potsdam
Erfolgreich sei die soziale Wohnungswirtschaft auch beim Neubau. In den Städten des Berliner Umlands habe sie in den letzten fünf Jahren gut 3.300 neue Wohnungen fertiggestellt, mehr als 1.200 davon in Potsdam. In den fünf Jahren zwischen 2024 und 2028 sollen weitere mehr als 3.600 Fertigstellungen erfolgen, rund 1.450 davon in Potsdam, „immer vorausgesetzt, dass sie auch finanziert werden können“, mahnte die Vorständin.
Zwölf Mitgliedsunternehmen zählt der BBU in Potsdam, darunter die ProPotsdam, die Gewoba Babelsberg, die pbg, die PWG 1956, die WBG „Daheim“, die wbg 1903, den Bauverein Babelsberg und die WG „Karl Marx“. BBU-Mitgliedsunternehmen mit Sitz in Potsdam stellten den Daten zufolge 2022 insgesamt 264 Bauvorhaben fertig, im Jahr darauf 389. Laut Plan sollen in diesem Jahr 198, 2025 insgesamt 318 und von 2026 934 Baufertigstellungen erfolgen. Die ProPotsdam habe den Löwenanteil an den Neubauzahlen, stellte Maren Kern heraus. „Das ist eine große Erfolgsgeschichte.“
Kern wörtlich: „Unsere Unternehmen möchten auch in Zukunft gegen die Marktanspannung anbauen, was aber angesichts explodierender Kosten und Anforderungen bei stagnierenden Mieten immer schwieriger wird. Ihre Investitionen sind 2023 fast zwölfmal so stark gestiegen wie ihre Mieten. Das können sie nicht länger durchhalten. Entweder müssen ihre Mieten stärker steigen, oder sie müssen ihre Investitionen in Neubau, energetische Modernisierungen und Wohnkomfort deutlich zurückfahren.“
Bund und Länder sind gefordert
Doch das Land müsse dafür Sorge tragen, dass die soziale Wohnungswirtschaft weiter an Erfolgen für Brandenburg arbeiten kann. „Wohnen und Stadtentwicklung gehören auch weiterhin ganz oben auf die politische Agenda“, so Maren Kern. Dazu gehörten Ausbau, Verstetigung und Vereinfachung der Bundes- und Landesförderung ebenso wie das sehr entschlossene Voranbringen der kommunalen Wärmeplanung und der Dekarbonisierung der Energieversorgung. Wichtig seien auch Moratorien für energetische Vorgaben in Neubau und Bestand. Auch die noch in 19 Brandenburger Gemeinden geltende Mietpreisbremse müsse auf den Prüfstand. „In den ganz überwiegenden Fällen hat sie unserer Überzeugung nach keine Berechtigung mehr, weil dort keine angespannten Märkte sind. In den übrigen Fällen muss sichergestellt werden, dass die für mehr Neubau notwendigen Fördermittel ausreichend zur Verfügung stehen“, unterstrich Kern.
Die Präsentation zur BBU-Jahrespressekonferenz Brandenburg mit allen Daten können Sie hier herunterladen.