BBU und ProPotsdam widersprechen Ministeriumszahlen zu Potsdamer Mieterhöhungen
Der Mietenanstieg in Potsdam falle doch nicht so stark aus wie zuvor behauptet. Dies berichteten die PNN in ihrer Ausgabe vom 4. Juni (am Abend zuvor bereits online). Hintergrund ist die Antwort des Bundesministeriums für Wohnen auf eine Anfrage der Linken im Bundestag, laut der die brandenburgische Landeshauptstadt mit einem Plus von 31,2 Prozent im vergangenen Jahr den bundesweit größten Anstieg aller Landkreise und kreisfreien Städten bei Erst- und Wiedervermietungen zu verzeichnen habe. Die Regierung berief sich dabei auf Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
Mehrere Akteure des hiesigen Wohnungsmarkts zweifeln laut PNN die Angaben an. „Auf Grundlage unserer Daten, die aus jährlichen Vollerhebungen unter unseren rund 200 Brandenburger Mitgliedsunternehmen resultieren, die für rund die Hälfte der Brandenburger Mietwohnungen stehen, sind die Angaben zur Mietenentwicklung falscher Alarm“, so Maren Kern, Vorstand des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). „Wir halten es für schwierig, wenn mit solchen verzerrten Zahlen Stimmung gemacht werden soll.“ Laut BBU gehe die Entwicklung sogar in die andere Richtung: „Unsere Zahlen weisen für Potsdam bei der Neuvermietungsmiete für den Zeitraum Juni 2022 bis Juni 2023 einen Rückgang um fast sechs Prozent aus. Die Neuvertragsmieten liegen im Durchschnitt unserer Mitgliedsunternehmen dort bei 7,54 Euro nettokalt pro Monat und Quadratmeter.“ Die Diskrepanz rühre daher, dass der BBU die realen Mieten seiner Mitgliedsunternehmen ausweise, während andere die Mieten aus Wohnungsinseraten in Internetportalen auswerten.
Für die Antwort des Bundesministeriums für Wohnen seien Angebotsmieten aus 180 Inseraten aus Immobilienplattformen und von Zeitungen für Erst- und Wiedervermietungen von Wohnungen im Neubau und im Gebäudebestand ausgewertet worden. Diese Datenbasis sei für einen Markt wie in Potsdam mit rund 90.000 Wohnungen äußerst schmal, so die Zeitung. Dies werde auch im Vergleich zu den neu vermieteten Wohnungen vom größtem Vermieter der Stadt, der ProPotsdam, deutlich. Das kommunale Unternehmen habe nach eigenen Angaben im Jahr 2023 1260 Wohnungen neu vermietet, mit einer durchschnittlichen Miete von 7,65 Euro pro Quadratmeter. Davon sei keine einzige jemals auf Immobilienplattformen im Internet aufgetaucht. „Hierfür nutzen wir ausschließlich unser eigenes Vermietungsportal. Auf Fremdportalen wie ImmoScout24 platzieren wir nur Gewerbeimmobilien“, teilte die ProPotsdam den PNN mit.
Dennoch können die teuren Wohnungsangebote zum Problem werden, warnt der Mieterverein. „Die Angebotsmieten von heute sind die Mietspiegelmieten von morgen“, so Holger Catenhusen, Vorstandsvorsitzender des Mietervereins Potsdam und Umgebung.