PWG 1956 kämpft engagiert um Nutzungskonzepte in der Potsdamer Mitte

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen sollen Gewerbeflächen an der Anna-Zielenziger-Straße mit Leben gefüllt werden.

Plögerscher Gasthof (c) frenkelson

Ursprünglich waren dort vielfältige kulturelle und bildungsorientierte Nutzungen geplant – doch die Realität am Markt stellt alle Beteiligten vor Herausforderungen.

Wie PWG-Vorstand Matthias Pludra am 15. Juli 2025 im städtischen Bauausschuss berichtete, seien die mit der Stadt vereinbarten Konzepte zwar ambitioniert gewesen, ließen sich unter den heutigen Bedingungen aber kaum noch umsetzen. Der Grund: Aufgrund gestiegener Baukosten seien die notwendigen Mietpreise für viele gemeinnützige Einrichtungen schlicht zu hoch. „Das Konzept ist heute nicht mehr marktgängig“, so Pludra. Ursprünglich sollten beispielsweise ein „Brandenburg-Schaufenster“ für regionale Produkte, eine Kunstgalerie oder ein „Haus der Vereine und Verbände“ entstehen – doch alle Versuche in diese Richtung verliefen bislang erfolglos.

Trotzdem hat die PWG 1956 zahlreiche Ansätze verfolgt, um passende Mieter zu gewinnen. Über 200 potenzielle Interessenten – darunter auch unkonventionelle Akteure wie Imker- oder Waldbesitzerverbände – seien angesprochen worden. Auch mit Organisationen wie ProAgro oder dem Verband „Haus & Grund“ habe es Gespräche gegeben. Dennoch sei das Ergebnis ernüchternd: Viele Verbände hätten seit der Corona-Pandemie ihre Arbeit stärker digitalisiert und benötigten weniger Präsenzräume. Ausschussvorsitzender Lars Eichert (CDU) brachte es auf den Punkt: „Es ist einfach die Miete. Da kriegen die Verbände Schmerzen.“ (Quelle: MAZ, 16.07.2025)

Angesichts der Lage verfolgt die PWG 1956 nun einen pragmatischeren Kurs – mit Genehmigung der Stadt. Drei Einheiten wurden bereits zur Umnutzung freigegeben. So ist bereits ein Friseursalon eingezogen, ein türkisches Fingerfood-Konzept steht kurz vor der Eröffnung. Auch ein Fachgeschäft für Laufschuhe will sich ansiedeln. Eine ursprünglich als Atelier gedachte Remise im Innenhof könnte zu Wohnraum umgebaut werden.

Nicht alle der 14 Gewerbeeinheiten waren ausschließlich für Kultur oder Bildung vorgesehen. Einige Gastronomiebetriebe wie das „Café Franz“ oder das vietnamesische Restaurant „Keng Deli“ haben bereits geöffnet und tragen zur Belebung des Alten Markts bei. Auch ein kulturelles Angebot konnte mit der „Art & Sip Lounge“ realisiert werden – einer Weinbar mit wechselnden regionalen Kunstausstellungen. Zudem hat die Bäckerei Fahland angekündigt, im August eine Filiale in der Anna-Zielenziger-Straße zu eröffnen. (Quelle: PNN, 16.07.2025)

Insgesamt investierte die Genossenschaft mehr als 55 Millionen Euro in den sogenannten Block III – ein Quartier mit historischen Fassaden, modernen Wohnungen und hoher städtebaulicher Qualität. Die 1956 betont, dass eine Vermietung im Sinne der ursprünglichen Idee zwar weiterhin gewünscht, aber unter den gegebenen Bedingungen nicht vollständig realisierbar sei. Umso wichtiger sei das Prinzip: Nutzung vor Leerstand.

Auch die Stadtverwaltung zeigt Verständnis. Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) plädierte für eine „moderate Anpassung“ der Nutzungsauflagen. Schließlich gehe es nur noch um etwa zehn Prozent der Flächen, für die weiterhin Nutzer gesucht würden.

Quellen: MAZ, PNN