Neue WG der „Karl Marx“ startet im Juli

Wohnprojekt für Menschen mit chronisch seelischen Erkrankungen

Ihre Pläne für eine Demenz-WG in der Straße Zum Jagenstein 3 in der Waldstadt musste die Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ trotz großen Interesses aufgeben. Grund waren fehlende Fachkräfte für die Betreuung der möglichen Bewohner.

Nun hat sie an gleicher Stelle eine alternative Idee entwickelt. Anfang Juli startet hier ein Wohnprojekt für Menschen mit chronisch seelischen Erkrankungen. Betreiber ist der Bezirksverband Potsdam der AWO. Er unterhält bereits eine ähnliche Einrichtung („Wohnen im Kiez“) in der Zeppelinstraße. Die Kooperation in der Waldstadt kam durch ein gemeinsames Vorläuferprojekt zustande, wie AWO-Vorstand André Saborowski berichtet. Das neue Wohnprojekt wird den Namen „Wohnen im Kiez +“ tragen. „Das Plus steht für die Helligkeit, die ruhige Lage, die schöne Umgebung und die guten Pflegemöglichkeiten“, sagt Stefanie Fahr und freut sich über die großzügigen Räume und den barrierearmen Zugang. Sie ist die Leiterin des bestehenden wie des neuen Wohnprojektes und erläutert, wer die künftigen Bewohner der WG in der Waldstadt sein werden. „Das sind Menschen, die noch in vielen Belangen selbstständig sind, aber durch ihr Handicap ohne tägliche Begleitung, in einer eigenen Wohnung und in ihrem angestammten sozialen Umfeld nicht mehr zurechtkommen.“ Die neue Wohngemeinschaft bietet ihnen, anders als in der Zeppelinstraße, die Möglichkeit eines dauerhaften Verbleibens. Stefanie Fahr spricht von „Beheimatung“, die ihnen einen vorzeitigen Umzug in ein Pflegeheim erspart.

Illustration: Natalia Ovcharenko/Pixabay

Geplant ist, dass zunächst einige Bewohner aus der Einrichtung in der Zeppelinstraße in die Waldstadt umziehen und die verbleibenden freien Plätze im Laufe des Jahres aufgefüllt werden. André Saborowski sieht in Potsdam einen hohen Bedarf für diese Art der Betreuung, da praktisch alle Wohnungsunternehmen Fälle kennen, die aus den genannten Gründen nicht mehr allein in ihren Wohnungen leben, ihren Haushalt aufrechterhalten können. Sie wären von Obdachlosigkeit bedroht, wenn sich niemand um sie kümmert. „Es gibt viele Menschen, die eigentlich nur ein bisschen Unterstützung benötigen, um ein eigenständiges Leben zu führen“, sagt er. Dafür will „Wohnen im Kiez +“ dasein. Vor Ort kümmern sich eine Krankenschwester und zwei Bezugsbetreuer um die acht Bewohner.

Quelle: KM Magazin 2/2020