Im aktuellen KM Magazin der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ beantworten die Vorstände Bodo Jablonowski und Sebastian Krause die wichtigsten Fragen zur gemeinsamen Ankündigung mehrerer Potsdamer Wohnungsgenossenschaften, in der Stadtmitte 200 Wohnungen bauen zu wollen.
Warum hat sich die Karl Marx für ein Neubauprojekt am vermutlich teuersten Potsdamer Standort entschieden?
Jablonowski: Wenn die Einwohnerzahl wächst, sollte auch unsere Genossenschaft als einer der Grundpfeiler der sicheren und sozialen Wohnungsversorgung in der Stadt wachsen. Allerdings sind potenzielle Neubauflächen, insbesondere in der Innenstadt, rar. Zudem haben wir ja bereits Häuser in der Burgstraße, am Platz der Einheit und in der Französischen Straße. Dieses Wohngebiet auszubauen ist sinnvoll. Doch zunächst müssen die Machbarkeit geprüft und die Finanzierung geplant werden.
Was ist der nächste Schritt?
Krause: Derzeit bereiten wir uns auf den Beginn des Interessenbekundungsverfahrens vor. Wir schätzen gegenwärtig die zu erzielende mögliche Wohnfläche und die Kosten der Bebauung unter Berücksichtigung des Baugrunds, der Konstruktion und weiterer Faktoren ein.
Warum verfolgt die Karl Marx das Vorhaben zusammen mit anderen Genossenschaften?
Jablonowski: Wir können uns ein genossenschaftliches Quartier vorstellen und dazu braucht es verlässliche Partner. Wir treten gemeinsam auf, wollen aber je Parzelle eine individuelle Architektur, um den bisher bekannten Zielen und Leitlinien gerecht zu werden.
Wie war denn das Echo auf die gemeinsame Ankündigung?
Krause: Durchweg sehr positiv. Unser gemeinsames Engagement findet viel Zuspruch in der Öffentlichkeit.
Unter welchen Voraussetzungen kann es erfolgreich sein?
Jablonowski: Natürlich muss unserer Bau- und Nutzungskonzept die Auswahlkommission überzeugen! Die aktuell in Aussicht gestellte alleinige Bewertung des Konzeptes in Verbindung mit einem festgelegten Kaufpreis auf Basis des Verkehrswertes finden wir interessant. Und nicht zu vergessen: Um ein gemeinsames Quartier zu errichten, müssen auch andere Genossenschaften
weiterhin auf dieses Ziel zusteuern.
Forciert die Genossenschaft nicht damit die Abrisspläne für die Fachhochschule?
Krause: Die Frage stellt sich für uns nicht. Wenn es an dieser Stelle schon zur Vergabe von Wohnungsbauflächen kommt, wollen wir in dem Fall dafür sorgen, dass das für alle Potsdamer erschwinglich wird.
Wer soll in die künftigen Wohnungen einziehen?
Jablonowski: Aus unserer Sicht möglichst ein breiter Querschnitt der Stadtbevölkerung über alle normalen Einkommensgruppen hinweg. Es wird sozial geförderter und freifinanzierter
Wohnraum entstehen, in welchem prozentualen Verhältnis wird sich im weiteren Verfahren zeigen.
Lässt sich die am Standort geforderte städtebauliche Vielfalt mit den Sparsamkeitsgrundsätzen des genossenschaftlichen Bauens vereinbaren?
Krause: Warum nicht? Natürlich werden die Grundstückskosten in der Mitte höher sein als am Stadtrand. Wir werden die architektonischen und gestalterischen Vorgaben einhalten und zeitgemäßen Wohnraum errichten, der nichts mit Luxuswohnen zu tun hat.
Wird es in dem Projekt auch Platz für Handel und Gewerbe geben?
Jablonowski: Um aus dem Leitbild zu zitieren: „Es soll ein lebendiger, attraktiver und nachhaltiger Nutzungsmix mit dem Schwerpunkt Wohnen realisiert werden.“ Als Wohnungsgenossenschaft
konzentrieren wir uns primär auf die Schaffung von Wohnraum. Es sind neben gewerblichen auch kulturelle oder bildende Nutzungen denkbar.
Wie soll es weitergehen?
Krause: Wenn die technische Machbarkeitsstudie positiv ausfällt und die Finanzierung nach den wirtschaftlichen Möglichkeiten gesichert ist, werden wir uns in enger Abstimmung mit den anderen Genossenschaften auf eine oder mehrere Parzellen bewerben. Sollten wir aufgefordert werden, ein unverbindliches Angebot abzugeben, werden wir in diesem Rahmen Bebauungs- und
Nutzungskonzepte erarbeiten. Sollte dieses Angebot angenommen werden, würden wir gemeinsam mit der Ausloberin in ein Verhandlungsverfahren eintreten und ein endgültiges Angebot abgeben.