Bis 2030 werden 8000 zusätzliche Mietpreis- und Belegbindungen erforderlich.

Zum 1. Januar 2024 gab es für insgesamt 2047 Haushalte mit gültigem Bescheid für WBS und WBS+ keine entsprechende Sozialwohnung. Damit sei die Versorgungsquote im vorletzten Jahr auf 11,2 Prozent und damit den niedrigsten Wert seit 20 Jahren gesunken. Diese Daten aus Kurzbericht der Landeshauptstadt Potsdam zur Wohnungsmarktbeobachtung 2023 griffen die PNN auf.
Lediglich 556 berechtigte Haushalte konnten demnach 2023 mit mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnraum versorgt werden, 2019 waren es 1793 Haushalte. Der Anteil der Wohnungen mit Mietpreis- oder Belegungsbindungen sank 2023 auf 4,45 Prozent. Noch 4330 Wohneinheiten waren gebunden, darunter 3700 von der Pro Potsdam. Die Zielquote des Wohnungspolitischen Konzepts der Landeshauptstadt liegt dagegen bei zehn Prozent, im Neubau sogar bei 30 Prozent.
„Aktuell laufen Bindungen in geförderten Bauvorhaben aus der Zeit der Jahrtausendwende aus“, erklärte eine Stadtsprecherin auf Nachfrage der Zeitung. Bis 2030 sind weitere 2200 betroffen. Da zwischen 2004 und 2014 im Land Brandenburg kein geförderter Wohnungsneubau stattfand, kam es nun zu einem starken Einbruch der städtischen Bindungsquote. Um die Zielquote von zehn Prozent gebundenem Wohnraum zu erreichen, werden bis 2030 rechnerisch ungefähr 8000 zusätzliche Bindungen benötigt. Der Stadt seien Planungen für geförderten Wohnungsbau im Umfang von 7200 Wohnungen zwischen 2024 und 2036 bekannt. „Durch die nun öffentlich gewordene massive Kürzung von Fördermitteln sind diese Bauprojekte in ihrer Umsetzung gefährdet“, so die Stadtsprecherin.
Das bestätigte den PNN auch ProPotsdam-Sprecher Reiko Käske: Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau seien seit 2024 nur noch im unzureichenden Umfang verfügbar, wodurch Bauvorhaben verzögert würden. Konkret betreffe dies rund 1000 Wohnungen. 19,3 Prozent des Wohnungsbestands in Potsdam gehörten 2023 zur ProPotsdam, 17,1 Prozent den Genossenschaften und 62,6 Prozent Privatpersonen. 3500 Wohnungen fehlten zum 31. Dezember 2023 bis zu einer Zielquote von 40 Prozent gemeinwohlorientiertem Wohnraum.
„Wir kommen der Zielsetzung bereits sehr nah“, sagte Käske. Die übrigen 0,7 Prozent sollten mit Neubauprojekten im sozialen Wohnungsbau erreicht werden. Sie seien nun ausgesetzt. 101 neue Wohnungen würden in diesem Jahr fertiggestellt, 232 seien im Bau. Die durchschnittliche Kaltmiete liege in ProPotsdam-Wohnungen bei 7,01 Euro pro Quadratmeter. Das seien „Beträge, die den Miethöhen im geförderten Wohnungsbau entsprechen“.
Zum Stichtag 31. Dezember 2022 standen insgesamt 1200 Wohnungen in Potsdam leer, das entspricht einer stadtweiten Quote von 1,27 Prozent. Der vermietbare Anteil an leeren Wohnungen lag nur bei 0,55 Prozent. Das zeige, dass „der Potsdamer Wohnungsmarkt stark angespannt ist und eine ausreichende Fluktuationsreserve nicht zur Verfügung steht“, so die Landeshauptstadt.