Integriertes Entwicklungskonzept für den Schlaatz vorgelegt

Der Stadtteil soll lebendiger, vielfältiger und gemeinschaftlicher werden

Für die Weiterentwicklung des Stadtteils legt die Verwaltung den Stadtverordneten am 29. Januar 2020 das „Integrierte Entwicklungskonzept Am Schlaatz 2030“ vor. Um die Zielrichtung zu bestätigen und die Umsetzung des Konzeptes langfristig zu sichern, sei ein Selbstbindungsbeschluss der Stadtverordnetenversammlung notwendig, so die Stadt in der entsprechenden Pressemitteilung.

„Unser Ziel ist die sozialverträgliche und klimaneutrale Weiterentwicklung des Schlaatz zu einem vielfältigen und lebenswerten Stadtteil in Potsdam“, sagte Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt. „Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen nicht bleiben müssen, sondern bleiben wollen. Dafür bedarf es einer Gleichzeitigkeit von konkreten Projekten, die sichtbare Veränderungen vor Ort bewirken und Vertrauen für diese Veränderungen schaffen. Eine nachhaltige Weiterentwicklung des Stadtteils kann langfristig nur gemeinsam gelingen und durch die kontinuierliche Zusammenarbeit der Akteure vor Ort und, indem wir die Bewohnerinnen und Bewohner einbeziehen.“

Für das Konzept seien unter breiter Beteiligung mehr als 150 Maßnahmen für zwölf Handlungsfelder erarbeitet worden. Diese sollen mit Hilfe von Städtebaufördermitteln aus dem Bund-Länder Programm „Soziale Stadt“ umgesetzt werden. Das Land habe die Notwendigkeit der Weiterführung der Förderung für den Schlaatz erkannt und bereits Unterstützung in Form von Fördermitteln – in derzeit noch nicht bekannter Höhe – zugesagt, teilte die Verwaltung weiter mit.

Als besondere Herausforderungen für die Zukunft sind die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen der Wohngebäude zu nennen. Diese betreffen ungefähr die Hälfte des Wohnungsbestandes mit circa 2500 Wohneinheiten. Bis 2035 sind dafür durch das städtische Wohnungsunternehmen ProPotsdam und die Wohnungsbaugenossneschaften pbg, „Karl Marx“ und PWG 1956 Investitionen in Höhe von circa 190 Millionen Euro vorgesehen. Brigitte Meier, Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit, sagte dazu: „Die geplanten und notwendigen Modernisierungen bedeuten einen intensiven Eingriff in die Lebenswelt vieler Bewohnerinnen und Bewohner. Sie sollen daher sozialverträglich gestaltet werden. Es ist vorgesehen, die Sanierungen durch eine unabhängige Mieterberatung sowie ein Umzugsmanagement zu begleiten. Das Beispiel der Gartenstadt Drewitz zeigt, dass diese Herausforderungen sozialverträglich bewältigt und mit den Akteuren und Bewohnerinnen und Bewohnern als Chance für eine nachhaltige Weiterentwicklung der Großwohnsiedlungen gestaltet werden können.“

Nach dem drohenden Auslaufen der Förderung habe die „Visionenwerkstatt Schlaatz_2030“ im Herbst 2017 für neue Ideen und den Wunsch nach einem ganzheitlichen Ansatz mit langfristiger Perspektive gesorgt. Mehr als 60 Akteure aus Vereinen, Trägern und Einrichtungen des Stadtteils, Politik, Wohnungsunternehmen, Verwaltung und Bewohnerschaft arbeiteten über ein Jahr in drei aufeinander aufbauenden Akteurskonferenzen zusammen. Zudem wurde das gemeinschaftlich erarbeitete Zielbild öffentlich im Stadtteil vorgestellt. Alltägliche Sorgen über Sauberkeit und Ordnung hätten hier ebenso eine Rolle gespielt wie die Anpassung an den Klimawandel.

Hierdurch hätten die Visionen in ein integriertes Entwicklungskonzept übersetzt, Arbeits- und Kooperationsstrukturen aufgebaut, Projekte vorbereitet und der Planungs- und Beteiligungsprozess entscheidend vorangebracht werden können. Kurzfristig hätten so bereits Projekte zur Verbesserung der Sauberkeit umgesetzt werden können. Weitere Modellprojekte, beispielsweise zum Sperrmüll, sind demnach in Planung.

Für die Klärung der städtebaulichen Weiterentwicklung sei ferner in diesem Jahr die Erarbeitung eines Masterplans vorgesehen. Ende des vergangenen Jahres wurde hierfür ein „Bündnis Am Schlaatz“ zwischen Stadt und den sozialen Wohnungsunternehmen des Arbeitskreis Stadtspurens, denen circa 85 Prozent der Wohnungen Am Schlaatz gehören, geschlossen. Das gemeinsam formulierte Ziel ist es, zusammen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern einen modernen Stadtteil für alle zu gestalten, der als lebenswerter Teil Potsdams anerkannt ist. Hierfür wurden entsprechende Projektstrukturen aufgebaut. Zudem ist die gemeinsame Finanzierung von Sofort-Maßnahmen im Bereich Sauberkeit und Freiraumgestaltung sowie die Erarbeitung des Masterplan und Beteiligung vereinbart worden.

Die Handlungsschwerpunkte des Integrierten Entwicklungskonzeptes Am Schlaatz sind deshalb:

  • die Wohn- und Arbeitsverhältnisse zu verbessern und dabei Verdrängungen zu vermeiden,
  • sozial stabile Bewohnerstrukturen zu schaffen und zu erhalten sowie neue Wohnformen für eine bessere soziale Durchmischung zu schaffen
  • städtebauliche Weiterentwicklung, klimaneutrale Energieversorgung, nachhaltige Freiraumgestaltung und zukunftsorientierte Mobilität.

Im Februar soll es ein „Zukunftslabor Schlaatz_2030“ geben. Hier sollen die Herausforderungen von sozialverträglicher Sanierung, Nutzungsmischung und Beschäftigungsförderung, Vernetzung und Stadtteilarbeit als auch die Verbesserung des Images durch Pilotvorhaben für die Umsetzung des Masterplans konkretisiert werden.

Weitere Informationen zum Integrierten Entwicklungskonzept, zu den Akteurskonferenzen und dem Zielbild Schlaatz_2030 gibt es online unter: www.schlaatz.de und www.schlaatz2030.de.

Der Stadtteil Am Schlaatz ist eine zwischen 1980 und 1987 in Plattenbauweise errichtete Großwohnsiedlung im südöstlichen Teil Potsdams. Städtebauliche und funktionale Mängel, sowie der nach der Wende zunehmende Austausch der Bewohnerschaft und die Konzentration finanzieller und sozialer Problemlagen, machten die Anpassung der baulichen Strukturen erforderlich. Dies führte dazu, dass der Stadtteil bereits seit Mitte der 1990er-Jahre einen Investitionsschwerpunkt der Stadt bildet. Nach einem anfänglichen Schwerpunkt auf investiven Maßnahmen bei der Infrastruktur und im Wohnumfeld folgte die Förderung einem integrierten Ansatz der Stadtentwicklung. Um städtebauliche Aufwertung und soziale Stabilisierung zu verbinden, wurden soziokulturelle Projekte unterstützt sowie Strukturen der Stadtteilarbeit und Mitgestaltungsmöglichkeiten zur Einbindung der Bewohner geschaffen. So ist es in den letzten 20 Jahren gelungen, die Rahmenbedingungen im Stadtteil zu verbessern.

Quelle: Bereich Presse und Kommunikation der Universität Potsdam