„Gutes Miteinander von Geschichte und modernen Entwicklungen“

Im PNN-Interview spricht der oberste Stadtplaner Andreas Goetzmann auch über Krampnitz, die Potsdamer Mitte und den Staudenhof.

Kurz vor seinem Ruhestand blickt Andreas Goetzmann, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung und Stadterneuerung, in einem großen PNN-Gespräch auf die Entwicklungen seit seinem Amtsantritt 1996 zurück und wagt einen Blick in die Zukunft. Die entscheidende Qualität von Potsdam sei, dass Geschichte und moderne Entwicklungen „immer gut miteinander“ funktioniere. Potsdam profitiere ungeheuer von der Anziehungskraft Berlins. Auch die enorme Wissenschaftsdichte und die Attraktivität als Wohn- und Freizeitstandort habe zum Bevölkerungswachstum beigetragen. Die Bundesgartenschau 2001 sei „ein Glücksfall für die Stadt“ gewesen.

Goetzmann zeigte sich überzeugt, dass das neue Quartier Krampnitz mit seinem Ansatz eines autoarmen Wohnens „eine Initialzündung“ für Potsdam sein könne. Wenn das Projekt nicht oder nur zum Teil umgesetzt werde, würden „die verkehrlichen Probleme auf den Radialen“ durchgängig größer. „Es würden nicht weniger Leute in der Region wohnen, aber sie wohnen dann ein Stückchen weiter draußen.“ Die Idee, Ansiedlungen infrage stellen, um Verkehrsprobleme zu lösen, sei „ein gedanklicher Kurzschluss“, der an der Realität vorbeigehe. „Denn bei uns bremsen bedeutet umlenken ins Umland – der Verkehr bleibt auf denselben Radialen.“

In der Potsdamer Mitte werde es nach Fertigstellung der Blöcke III und IV „noch einmal fünf oder zehn Jahre dauern“, bis sich das im Leben einwachse. „In den ersten Jahren wird das noch ein bisschen künstlich und ungewohnt sein, dann bekommt es langsam ein bisschen Patina.“ Man müsse zudem nach Möglichkeiten schauen, den Alten Markt mehr mit Veranstaltungsleben zu füllen.

Bei der Debatte um den Staudenhof müsse man sich vergegenwärtigen, welcher stadträumliche Bruch hier dauerhaft „perpetuiert“ (zementiert) würde, wenn man das Gebäude an seinem Standort belasse, aber die Umgebung auf das historische Gefüge anpasse. Der Übergang in der Straße zum Alten Markt sei ohne Staudenhof viel selbstverständlicher.

Als ein Highlight seiner Arbeit werte Goetzmann die Entwicklung der Speicherstadt. Nach Fertigstellung in drei oder vier Jahren werde man sehen, „welch enorme Qualität sich dort für die Stadt ergeben hat“. Zu den Misserfolgen zählt er die vom Oberverwaltungsgericht blockierte Realisierung des Uferwegs am Griebnitzsee. Eine große Chance biete die Entwicklung des Bahnstrangs von Golm über Spandau Richtung Gesundbrunnen. Die Frage, wie es gelinge, die Qualität zwischen den Siedlungsräumen zu erhalten und entwickeln, gewinne auch künftig an Bedeutung, etwa beim weiteren Ausbau des Wissenschaftsparks Golm, findet der scheidende oberste Stadtplaner.

Die ProPotsdam ist Eigentümerin des Staudenhofs. Sie hat zudem das Grundstück der Speicherstadt Anfang der 2000er Jahre erworben und danach durch Planung, Erschließung und Neuordnung des Areals eine Neubebauung ermöglicht. Der Sanierungsträger Potsdam verantwortet die Umgestaltung der Potsdamer Mitte. Der Entwicklungsträger Potsdam zeichnet für die Entwicklung von Krampnitz zuständig. In Block III bauen die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG und die Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“.

Das Interview finden Sie in voller Länge auf der PNN-Website.