Wohnflächenbonus und Projekt Heinrich-Mann-Allee ausgezeichnet

Der Klimawandel, die Digitalisierung sowie der demografische Wandel stellen die Städte und Kommunen vor enorme Herausforderungen. Es bedarf innovativer Konzepte und mutiger Lösungen für die Kommunen der Zukunft. Um nachhaltige und zukunftsweisende als Leuchttürme hervorzuheben, hat die KfW Bankengruppe den KfW Award Leben ausgerufen.
Eine 16-köpfige Jury aus Fachexpert:innen wählte aus den eingereichten Bewerbungen zwölf Preisträger-Projekte aus, die sich über ein Preisgeld von insgesamt 40.000 Euro freuen dürfen.
Die feierliche Auszeichnung fand am 2. Juni im Rahmen des Deutschen Kommunalkongresses in Berlin statt. Fast 800 Vertreter:innen von Städten und Kommunen waren bei der Vorstellung der Preisträger:innen anwesend. Bereits 2022 konnte die ProPotsdam einen KfW Award Leben erringen. Damals wurde die Wandlung des Plattenbauviertels Drewitz zur Gartenstadt in der Kategorie „Energetische Stadtsanierung“ ausgezeichnet. Diesmal wurde das Unternehmen gleich zweimal prämiert.
1. Preis für Wohnflächenbonus
In der Kategorie „Bezahlbares und flächeneffizientes Wohnen“ wurde der Wohnflächenbonus mit dem ersten Preis gewürdigt. Die Begründung der Jury: „Mit dem Wohnflächenbonus setzt das kommunale Wohnungsunternehmen ProPotsdam auf kluges Wohnraummanagement statt Neubau. Wer freiwillig aus einer zu großen Wohnung in eine kleinere zieht, erhält finanzielle Unterstützung: bis zu 3.000 Euro Umzugshilfe sowie einen Mietnachlass für die ersten zwölf Monate. So können Kinderzimmer wieder von Kindern bewohnt werden – und größere Wohnungen stehen Familien zur Verfügung, die dringend mehr Platz benötigen.“
Jörn-Michael Westphal, Geschäftsführer der ProPotsdam, sagt zur Verleihung des Preises: „Mit dem Wohnflächenbonus helfen wir beispielsweise Alleinlebenden in großen Wohnungen, ihre Mietbelastung durch einen Wohnungswechsel zu senken und können dadurch auch wieder Familien mit Kindern geeigneten Wohnraum anbieten. Vor allem im Namen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unsere Mieterinnen und Mieter bei der Nutzung des Wohnflächenbonus unterstützen und damit echte Win-Win-Situationen schaffen, freue ich mich über diese Anerkennung.“
Brigitte Meier, Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit der Landeshauptstadt Potsdam, unterstreicht die Bedeutung des Projekts: „Wohnraum ist ein knappes Gut. Der Wohnflächenbonus sorgt dafür, dass er dort ankommt, wo er gebraucht wird – bei Familien. Das ist pragmatische, soziale Wohnungspolitik, die wirkt. Als Stadt setzen wir auf solche innovativen Instrumente und unterstützen unsere kommunalen Partner bei der Wohnungsfürsorge nach Kräften.“
Mit dem Wohnflächenbonus schafft die ProPotsdam Anreize, um Bewohnerinnen und Bewohnern, die allein oder zu zweit in flächenmäßig großen Wohnungen leben, den Wechsel in kleinere Wohnungen zu vereinfachen. Die größeren Wohnungen stehen anschließend für die Nutzung durch Familien zur Verfügung. Mit dem Projektmotto „Kinderzimmer wieder mit Kinderleben zu erfüllen“, ist es der ProPotsdam seit Einführung des Angebots im Jahr 2011 gelungen, mehr als 260 Wohnungswechsel zu realisieren. Als Unterstützung für die jeweiligen Wechsel gewährt die ProPotsdam einen Mietnachlass für die kleinere Wohnung sowie einen Umzugszuschuss in Anlehnung an die eingesparte Wohnfläche. Die passendere Wohnfläche ermöglicht zudem die Senkung der Nebenkosten.
Die Betrachtung der Entwicklung des Wohnflächenverbrauchs gehört zu den aktuellen Aufgabenstellungen im sozialen Wohnungsbau. Die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte erhöht sich stetig, während die stark gestiegenen Kosten im Wohnungsneubau vor allem für die Neuerrichtung großflächiger Familienwohnungen herausfordernd sind. Wohnungswechsel verbessern die Nutzung des Wohnungsbestands, erfordern zugleich jedoch gezielte Förderung, um die Bezahlbarkeit für breite Nutzergruppen zu sichern. Die durch die ProPotsdam gesammelten Erfahrungen mit dem Wohnflächenbonus erlauben eine Abschätzung des Potenzials mit Blick auf den Gesamtwohnungsbestand in Deutschland. Entsprechend des Anteils der jährlichen Wohnungswechsel mit dem Wohnflächenbonus im Bestand der ProPotsdam könnten in Deutschland durch gezielte Wechsel bis zu 50.000 Wohnungen für Familien nutzbar gemacht werden.
2. Preis für Heinrich-Mann-Allee

In der Kategorie „Energie und Wärmewende“ ging der 2. Preis an das Wohnungsneubauprojekt in der Heinrich-Mann-Allee. Die Jury: Hier „entsteht seit 2017 ein neues Wohnquartier mit einem besonderen Energiekonzept: Durch die Tiefengeothermie und die energieeffiziente Bauweise sollen künftig CO₂-Emissionen gesenkt werden, was die Energiekosten und die Mieten dauerhaft bezahlbar hält. Neben der technischen Umsetzung liegt der Fokus auf dem Wohnungsmix. Er richtet sich an Familien, ältere Menschen und kleinere Haushalte. Das Projekt wird von der ProPotsdam GmbH gemeinsam mit der Landeshauptstadt umgesetzt und verbindet Klimaschutz mit sozialer Verantwortung.“
Gemeinsam stellten die ProPotsdam und die Energie und Wasser (EWP) das wegweisende Konzept zur Quartiersentwicklung mit modernen bezahlbaren Wohnungen in Verbindung mit nachhaltiger Wärme aus Tiefengeothermie auf. Mit dem Tiefengeothermieprojekt der EWP gelang es erstmals, diese Technologie erfolgreich im innerstädtischen Bereich einzusetzen. Wo zuvor die beiden Bohrungen niedergebracht wurden, wird in Zukunft ein Stadtplatz für die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers zur Verfügung stehen. Darüber hinaus hat die erste Tiefengeothermiebohrung im Nord-Ost-Deutschen Raum auch das Potenzial aufgezeigt, dass damit verbunden ist. Denn nicht nur das neue Wohnquartier, das komplett von der ProPotsdam errichtet wurde, wird nun über ein Nahwärmenetz mit CO2-neutraler Wärme versorgt. Die Anlage der EWP erzeugt so viel Wärme, dass auch in das städtische Fernwärmenetz eingespeist werden kann.
Jörn-Michael Westphal, Geschäftsführer skizziert die Ziele des prämierten Projekts: „Mit der Umnutzung der zentrumsnah gelegenen Flächen für den sozialen Wohnungsbau hat die ProPotsdam einen entscheidenden Schritt gemacht, um den äußerst angespannten Wohnungsmarkt in Potsdam mit bezahlbaren Wohnungen zu versorgen. Für uns war gleichzeitig klar, dass wir bei der nachhaltigen Quartiersentwicklung neben den sozialen auch die ökologischen Aspekte als zentrale Zielstellung sehen. 75 % der bislang errichteten Wohnungen werden zu Mietpreisen zwischen 5,50 €/m² und 7 €/m² genutzt. 100 % der Wohnungen werden klimaneutral beheizt. Das ist ein Meilenstein für die zukunftsorientierte Stadtteilentwicklung und eine generationsgerechte Wärmeversorgung des Wohnungsbestandes!“
Gregor Heilmann, Geschäftsführer ProPotsdam Wohnen und Initiator des klimaschutzorientierten Quartierkonzepts ergänzt: „Nachdem sich die ProPotsdam an der Entwicklung des kommunalen Klimaschutz-Masterplans beteiligt hat, haben wir konkrete Maßnahmen für unseren Gebäudebestand und den Neubau definiert, um bis 2040 einen CO2-neutralen Betrieb unserer Gebäude zu ermöglichen. Wir investieren umfangreich in energetische Sanierungen der Bestandsgebäude und gehen neuen Wege beim Wohnungsneubau. In Kooperation mit der Landeshauptstadt Potsdam und der EWP haben wir entschieden, bei diesem Projekt das deutliche Klimaschutzpotenzial von Tiefengeothermie zu nutzen.“
Christiane Preuß und Eckard Veil, Geschäftsführung der Energie und Wasser Potsdam: „Unser Tiefengeothermieprojekt an der Heinrich-Mann-Allee ist eine Erfolgsgeschichte. Das Projekt ist hervorragend gesteuert worden: deshalb gilt dieser Preis auch der Arbeit unserer Projektleiter, Mitarbeiter und Dienstleister. Für Potsdam und die EWP hat das Leistungspotenzial der einen Anlage zudem einen großen Einfluss auf die zukünftige Wärmeversorgung der Stadt. Tiefengeothermie wird ein zentraler Baustein der Wärmewende. In den nächsten Jahren wollen wir weitere Anlagen dieser Art bauen und damit den Anteil der erneuerbaren Energien in unserer Fernwärme ausbauen.“
In dem innerstädtischen Quartier, das unweit des Potsdamer Hauptbahnhofs liegt, sind bereits mehr als 340 Wohnungen entstanden. Seit 2023 werden diese bewohnt. In den weiteren geplanten Bauabschnitten sollen bis zu 500 weitere Wohnungen sowie Gewerbeflächen entstehen. Die ProPotsdam setzt sich intensiv für die Nutzung von Fördermitteln im Wohnungsbau ein, um auch die weiteren geplanten Wohnungen für breite Bevölkerungsgruppen bezahlbar zu gestalten.
Die Gesamtinvestitionen für den Wohnungsbau und die klimaneutrale Wärmeversorgung belaufen sich bislang auf mehr als 100 Millionen Euro. Die Konzeption des Quartiers erlaubt künftig eine Einsparung von 270 t CO2 pro Jahr.
Eine Sondersendung des Nachrichtensenders n-tv berichtet am 9. Juni um 18:35 Uhr über die diesjährige Preisverleihung.