Gewoba Babelsberg steigt auf Fernwärme um

Künftig versorgt sich die Gewoba eG Babelsberg nicht mehr aus eigener Hand mit Wärme, sondern aus dem Fernwärmenetz der EWP GmbH. Da die genossenschaftseigene Heizanlage und das Versorgungsnetz erneuert werden mussten, hatten Aufsichtsrat und Vorstand mehrere Optionen geprüft. Der Anschluss der Siedlung an das Fernwärmenetz der Stadt erwies sich als beste und wirtschaftlich günstigste Möglichkeit. Nach umfangreichen Arbeiten zur Erneuerung des Netzes, die bis vor kurzem anhielten, wurde Anfang Oktober der Regelbetrieb aufgenommen. Am Dienstag, den 20.Oktober 2015 um 15.10 Uhr wurden die Heizkessel heruntergefahren.

Damit findet die etwa 85 Jahre währende stolze Geschichte des genossenschaftseigenen „Heizwerkes“ einen Abschluss. Das ab 1929 errichtete Heizhaus der Gewoba Babelsberg war von Anfang an das Flaggschiff der Genossenschaft. Es stand für einen Wohnkomfort, von dem andere nur träumen konnten. Zentralbeheizte Wohnungen, für jeden Mieter ein eigenes Bad und warmes Wasser in jeder Wohnung – das war Ende der zwanziger Jahre geradezu bahnbrechender Luxus. Zur selben Zeit baute man in der unmittelbaren Nachbarschaft Wohngebäude, in denen pro Aufgang lediglich ein Wannenbad eingerichtet wurde. Während man in diesen Häusern das Wasser in Badeöfen anheizen musste, kam es bei der Gewoba jederzeit aus der Wand.

Das Gebäude der Heizanlage ist ein architektonisches Kleinod. Sein Architekt, der damals gerade mal 26 Jahre alte Willi Ludewig, spielte mit klaren Linien und Formen, vor allem aber mit der Phantasie des Betrachters: Der dreieckige Grundriss reicht über drei Geschosse. Der breite Schornstein richtet das Gebäude zur Straße aus. Schmale gläserne Bänder laufen an den Seiten auf die Spitze zu. Wie ein Schiff liegt es im Gelände. Der Austritt am Schornstein ist die Brücke des Kapitäns. Und hinter den Fensterbändern stampfen die Maschinen. Das Flaggschiff der Gewoba, der Stolz der ganzen Flotte.

Allerdings war das Heizhaus nicht nur ein Segen. Die Bewohner der benachbarten Siedlungen und Wohnhäuser empfanden den Luxus der Gewoba eher als ewiges Ärgernis: Die mit Kohle befeuerten Öfen stießen Gestank und tonnenweise Ruß in den Himmel. Stand der Wind ungünstig, dann musste man die Wäsche reinholen. Als in den achtziger Jahren immer schlechtere Kohle geliefert wurde, die nass und salzhaltig war, verschlimmerte sich die Belastung der Umwelt erheblich. Eingaben an den Rat der Stadt halfen wenig: Zwar wurde der Schornstein ein wenig erhöht, aber der Dreck blieb derselbe. Für Filter fehlte das Geld, erst recht für die Umstellung der Heizung auf einen anderen Brennstoff.

Erst nach der Wende erfolgte der Umstieg auf Öl. Inzwischen hatte aber auch die 1992 eingebaute Heizanlage ihr Bestes getan, erst recht das Versorgungsnetz in der Siedlung und in den Gebäuden. In die Jahre gekommen, musste über eine Erneuerung nachgedacht werden. Nach Prüfung verschiedener Möglichkeiten haben sich Vorstand und Aufsichtsrat entschlossen, die Heizkessel endgültig abzuschalten und die Siedlung dem Fernwärme-Netz der EWP anzuschließen.

Trotzdem bleibt das Heizhaus für die Gewoba von Bedeutung. Traditionell war es immer auch das Herz der Genossenschaft. Früher trug man die Miete hierher, um sie in der Kasse der Genossenschaft, die im Gebäude untergebracht war, zu bezahlen. Man wusch seine Wäsche in der Waschküche und tratschte dabei mit und über die Nachbarn. Alle wichtigen Beschlüsse in der fast neunzigjährigen Geschichte der Genossenschaft wurden hier vorbereitet, diskutiert und gefasst. Bis heute tagen hier Aufsichtsrat und Vorstand, arbeitet hier die Geschäftsführung.