Fehlende Finanzen in der Potsdamer Mitte

Bert Nicke und Sigrun Rabbe vom ProPotsdam-Verbund  zu den Vorhaben in Block IV und V

So soll das Studierendenwohnheim in der Potsdamer Mitte mal aussehen. Visualisierung: WGA ZT GmbH

Am 30. Oktober brachte MAZ online einen Artikel von Ildiko Röd über ihre Begegnung mit Bert Nicke, Geschäftsführer der ProPotsdam, und Sigrun Rabbe, Chefin des Sanierungsträgers Potsdam, am Bauplatz in der Potsdamer Mitte. Die Autorin erkundigte sich, wie es im Block IV und dem direkten Umfeld weitergehen solle.

Bedenkzeit für Stadtverwaltung

Noch sei von Bautätigkeit nichts zu sehen, so ihre Beobachtung. Dabei hätte es schon 2025 mit dem Riegel an der Friedrich-Ebert-Straße losgehen sollen, der an die Bibliothek grenze. Unter der Regie der ProPotsdam sollten hier nicht nur 34 Wohnungen für weniger gutbetuchte Mieter entstehen, sondern auch eine Erweiterung der Kinder- und Jugendbibliothek sowie Seminarräumen für die Volkshochschule (VHS) Potsdam. Wegen der gestiegenen Kosten tue sich die Stadt schwer mit den Erweiterungsplänen der Bibliothek. Die Baupreise und damit auch die kalkulierten Mieten für den Neubau seien in die Höhe gegangen, von 20 auf 29 Euro pro Quadratmeter, führte Bert Nicke aus. Die Gesamtmiete wäre also von ursprünglich avisierten 327.000 Euro jährlich auf 476.000 Euro pro Jahr gestiegen.

Als er die Stadtverwaltung als zukünftige Mieterin der Räume mit diesem Kostensprung konfrontiert habe, habe es geheißen, weder die Erweiterung der Kinder- und Jugendbibliothek noch der VHS seien finanzierbar. Bis zum Frühjahr 2025, so Nickes Hoffnung, müsste der komplizierte Haushalt der Landeshauptstadt durch sein. Auf dessen Basis könnte dann eine realistischere Einschätzung erfolgen, ob man sich das Vorhaben in der bisher geplanten Form leisten wolle. Wenn das Rathaus kein weiteres Geld draufzulegen bereit sei, gehe es auch für die ProPotsdam um die nackten Zahlen: „Dann werden wir umplanen: Wohnungen zu marktüblichen Preisen vermieten und Gewerbeflächen, etwa für Arztpraxen, anbieten.“

Eine Fördermittelzusage des Landes über zehn Millionen Euro stehe ebenfalls noch aus. Doch der Fördermittelantrag könne laut Bert Nicke nur gestellt werden, wenn die Entscheidung über die Realisierung der Kinder- und Jugendbibliothek gefallen sei.

Studierendenwerk West:Brandenburg baut

Rosiger sehe es auf der gegenüberliegenden Seite der Brache. Trotz Baukrise verwirkliche das Studierendenwerk West:Brandenburg dann seine Pläne: Östlich des Bildungsforums werde ein Studierendenwohnheim mit mindestens 80 Plätzen errichtet.

Alle EWP-Leitungen erneuern

Im dritten Bereich, der Erika-Wolf-Straße, müssten in den kommenden Monaten alle Leitungen durch die Energie und Wasser Potsdam (EWP) erneuert werden. Der Grund: Eine schlecht gesetzte, sechs Meter tiefe Spundwand, die sich in die Baugrube des benachbarten Blocks III geneigt hätte. Der verursachte Schaden werde voraussichtlich erst Mitte nächsten Jahres behoben sein – was wiederum den Baustart von privaten Bauherrn an der Erika-Wolf-Straße im Block IV verzögere.

Zur Misere mit den Leitungen geselle sich noch eine weitere Hiobsbotschaft: Ein Privater, der gegenüber vom Block IV im Block III an der Erika-Wolf-Straße gebaut habe, habe einen Insolvenzantrag gestellt. Nicke sage, noch sei er mit der Fertigstellung nicht in Verzug. Man hoffe, dass der Bauherr noch einen Partner finde, der ihn bei der Vollendung des Vorhabens unterstütze.

Fördergelder für Staudenhof-Areal erforderlich

Der Staudenhof sei bis zum Jahresende abgetragen, anschließend erfolge noch die Tiefenenttrümmerung des Wohnblocks, sagte Sanierungsträger-Chefin Sigrun Rabbe der MAZ. Im Winter solle ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben werden. Die Ergebnisse sollen im Laufe des kommenden Jahres vorliegen.

Angepeilter Baustart sei 2027 – dann könnten 2030 die ersten Mieterinnen und Mieter einziehen.
Auch dieses Projekt benötige Fördergelder des Landes. Ohne diese Finanzspritze könne mit dem Bau der Sozialwohnungen nicht begonnen werden. Bert Nicke sage, entscheidend sei der neue Koalitionsvertrag der Landesregierung. Angesichts knapper Kassen könnten Antragsprojekte in einer Warteschleife landen. Dann wäre der Baustart vom Tisch.