Ein glücklicher Wohnungstausch

Bei der pbg haben sich Nachbarn unter die Arme gegriffen.

Die glücklichen Tauschpartner haben ihre Geschichte dem pbg-Mitgliefdermagazin Quartier erzählt. Foto: Tina Merkau

Die Seniorin Annerose Gentsch und die frischgebackene Jungfamilie, Lars Höltl und Anja Dohmel mit ihrem mittlerweile einjährigen Sohn Eric, haben ihre Wohnungen getauscht. Innerhalb derselben Etage der Charlottenstraße 70 hatten beide Parteien Anfang 2024 kurzerhand beschlossen, sich zusammenzutun. Ein Gespräch im Treppenhaus, eine Anfrage bei der Verwaltung und einen Umzug später sind heute alle da, wo sie sein wollen: in ihren neuen Wohnungen. Die Redaktion des pbg-Mitgliedermagazins Quartier hat sich die Erfolgsgeschichte erzählen lassen.

Beide Haustüren stehen offen. „Ich komme rüber“, ruft die ältere Dame, Frau Gentsch, durch den Flur und betritt wenig später die Wohnung der jungen Familie – ihr ehemaliges Zuhause. Die beiden Frauen, Anja Dohmel und Annerose Gentsch, sitzen nebeneinander auf dem Sofa und rekonstruieren den Wohnungstausch. Ein solidarisches und pragmatisches Modell: Familie Dohmel/Höltl war aufgrund ihres Nachwuchses auf der Suche nach einer Dreizimmerwohnung und Frau Gentsch fühlte sich in ihrer zu großen Wohnung nach dem Tod ihres Ehemannes nicht mehr wohl.

Ein Glücksfall für beide Parteien

„Ich hatte das Gefühl, ich bekomme die Wohnung nicht mehr warm. Es hat mich gefroren und abends war es unheimlich. Irgendwie war kein Leben in der Bude“, erzählt uns die Rentnerin schulterzuckend. Und dann kam eines zum anderen, erinnert sie sich weiter: „Na, wir haben miteinander getratscht. Und ich habe dir erzählt, dass ich mich in der großen Wohnung nicht mehr wohlfühle.“ „Und da habe ich dir erzählt, dass ich schwanger bin“, ergänzt Anja Dohmel. „Und wir wussten, wenn unser Kind da ist, bekommen wir das erste Jahr noch in der alten Wohnung hin, aber danach wird’s eng.“

Beiden kam dann die Idee des Wohnungstauschs in den Sinn. „Die Wohnung hier drüben kenne ich ja, sie hat mir immer gut gefallen und da habe ich mir gedacht: Du könntest ja den jungen Leuten helfen“, strahlt Frau Gentsch und berichtet: „Der Preisunterschied liegt bei ungefähr 180 Euro, also auch für mich eine wesentliche Ersparnis. Damit kann ich dann ins Theater gehen oder auf Reisen. Auch das war für mich ein schöner Nebeneffekt.“

„Also für uns ist das ein totaler Glücksfall“, ergänzt Frau Dohmel. „Wir haben uns auch andere Wohnungen angesehen, aber da hätten wir locker das Doppelte bezahlt von dem, was wir hier bezahlen.“ Begeistert von der Idee haben sie bei der Genossenschaft angefragt. Die kleinere Wohnung 54 m², die größere Dreizimmerwohnung 73 m² – ein perfektes Match! Die pbg hat die Idee tatkräftig unterstützt. Bald war klar: Es klappt.

Umzug mit tatkräftiger Unterstützung

Ende Mai 2024 stand der Umzug an. Frau Gentsch packte aber schon vorher Zimmer für Zimmer in Kisten. Die Möbel, die sie für die neue, kleinere Wohnung nicht mehr brauchte, schenkte sie ihrem Freund. Wegschmeißen musste sie nichts. Außer der Küche und den alten Laminatboden aus ihrer alten Wohnung, den entfernten ihr Sohn und ihre Schwiegertochter, die extra anreisten, um ihrer Mutter zu helfen. Auch die Tochter von Frau Gentsch eilte ihr sogar aus ihrem Zuhause in Irland zu Hilfe.

Gemeinsam war der Umzug schnell geschafft. „Mein Sohn kam freitagabends, samstags haben wir den Boden und die Küche rausgenommen und dann hatten wir sogar noch Zeit, um gemeinsam in die Kneipe zu gehen“, erinnert sich Frau Gentsch an das kleine Familientreffen.
Familie Höltl/Dohmel nutzte einen Überseecontainer, in dem ihre Möbel für sieben Wochen lagerten, bevor auch sie in ihr neues Zuhause einziehen konnten. Das wurde währenddessen einmal komplett hergerichtet: Erneuerung der Elektrik, neuer Bodenbelag, neue Türen, Tapezier- und Malerarbeiten.

Gelebte Nachbarschaft

Das nachbarschaftliche Verhältnis startete nicht erst bei dem Wohnungstausch. Man hilft einander, wo man kann. Und das sieht man: So als wäre sie seine Oma, spielt Frau Gentsch mit dem kleinen Eric und Frau Dohmel lacht und sagt: „Das ist gelebte Nachbarschaft. Man klingelt nicht nur für Milch und Butter.“ Die Schlüssel der jeweils anderen Wohnung haben die zwei Frauen einfach behalten – so kann man sich unterstützen, wenn Hilfe gebraucht wird. Nun sind alle zufrieden, nur der Paketbote muss sich an die neue Situation noch gewöhnen.

Vorteile eines Wohnungstauschs von Groß zu Klein

• Weniger Reinigungsarbeit und kein Aufräumstress
• Weniger Miete
• Weniger Nebenkosten und Betriebskosten
• Mehr Zeit und Geld für andere Dinge (Reisen, Theater, Freizeit)
• Passendere Wohnung, z. B. mit Aufzug oder im Erdgeschoss
• Solidarprinzip – gegenseitige Unterstützung

Quelle: Quartier