BDA-Preis 2024 geht an ProPotsdam, WG „Karl Marx“ und PWG 1956
Die Brandenburger Sektion des Bundes deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) hat vor Kurzen zehn Projekte mit dem BDA-Preis 2024 ausgezeichnet. Zwei Projekte davon finden sich in Potsdam. Neben der neuen Synagoge befand die Jury auch den Umbau des Quartiers 8 in Drewitz für preiswürdig. Bauherren sind die ProPotsdam, die WG „Karl Marx“ und die PWG 1956. Das Architekturbüro Kopperroth zeichnet für den Entwurf und die Realisierung zuständig.
Wir dokumentieren die Würdigung des BDA Brandenburg im Wortlaut:
„Eine Stadt wächst. Die Menschen wollen in ihr leben. Es braucht Wohnungen. Viele Wohnungen. Moderne Wohnungen. Bezahlbare Wohnungen. Heute wie damals. Damals ist in diesem Fall 1988 in Potsdam. Die Lösung: Fünfgeschossige Häuser in Plattenbauweise – Typ WBS 70. Am Stadtrand wird ein neues Wohngebiet gebaut: die Plattenbausiedlung Potsdam Drewitz, die auf einen Schlag fast 3.000 neue Wohnungen bietet.
Heute in Potsdam: Die Stadt wächst. Es braucht Wohnungen. Der Stadtteil Potsdam Drewitz wird seit 2011 zur Gartenstadt umgebaut. Er soll der erste emissionsfreie Stadtteil Potsdams werden. Hier gibt es eine Vielzahl von Wohnungen im Bestand, die jedoch nicht mehr den heutigen Bedürfnissen entsprechen.
Darunter sind auch die sieben Typenbauten der Serie WBS 70 in der Konrad-Wolf-Allee: das Quartier 8.
Drei Wohnungsgenossenschaften (die Zusammenfassung ist nicht ganz korrekt, gemeint sind das kommunale Wohnungsunternehmen ProPotsdam, die WG „Karl Marx“ und die PWG 1956, die StadtSpuren-Red.) haben sich zusammengeschlossen, um mit Hilfe sozialer Wohnraumförderung eine nachhaltige Verbesserung des Wohnstandards zu erreichen. Bei weiterhin niedrigen Mieten wollten sie den Bewohner*innen qualitativ hochwertigen und klimaangepassten Lebensraum zu bieten. Ungewöhnlich und lobend zu erwähnen ist, dass 2015 zur Ermittlung der gestalterisch und energetisch besten Lösung ein Wettbewerb mit 28 teilnehmenden Teams ausgelobt wurde. Mit einem dritten Preis zur Realisierung des Quartier 8 beauftragt wurde das Team um das Büro Kopperroth.
Im Rahmen der Maßnahme wurden die Grundrisse neu strukturiert, um das Wohnungsangebot zu vergrößern. Neue Aufzugsanlagen ermöglichen nun einen barrierefreien Zugang. Alle Wohneinheiten werden mit einer großzügigen Balkonzone zur Straßenseite hin geöffnet. In Anlehnung an die bestehenden Typenbauten sind sie als modulare Stahlbetonstruktur konzipiert. Wohltuend sind im Kontrast dazu die filigranen Brüstungselemente im Stil der Fünfziger Jahre gestaltet. Gegen zu viel Einblick wurde der Sichtschutz bereits mitgedacht und durchlaufend eingebaut, um ein homogenes Bild zu erzeugen. Teilweise sind verschiebbare Glaselemente eingefügt, mit denen die Balkone zu Wintergärten geschlossen werden können. Weiß in Weiß geplant ist die Struktur, die individuelle Gestaltung der Balkone mit Schirmen, Blumenkästen und Markisen erzeugen eine lebendige Ansicht.
Mit neuen Privatgärten, Spiel- und Sportangeboten sowie Regenwasserretentionsflächen wird der Innenhof der Wohnanlage klimagerecht zu einem grünen Treffpunkt für alle Bewohner*innen umgestaltet. Auch hier wurden Balkone ergänzt, die soziale Interaktion, Sehen und Gesehenwerden, sind erwünscht.
Quartier 8 erscheint trotz des obligatorischen WDVS-Mantels nun luftig und elegant, bleibt dabei doch robust und ihrer Aufgabe angemessen. So zeigen Kopperoth die Wandlungsfähigkeit des rationellen Typenbaus zu einer zeitgemäßen Nachbarschaft.“
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