Drei Grazien für die Potsdamer Mitte

Im Auftrag der PWG 1956 eG wurden die Figuren für den Alten Markt 3 rekonstruiert.

Stefan und Marie-Josefin Zimmermann mit ihrer Hündin Selva in ihrer Werkstatt. Hinter ihnen sind die drei Grazien sowie ihre Zwillinge aus Gips zu sehen. (Foto: Stefan & Marie-Josefin Zimmermann)

Feine Gewänder umschmeicheln ihre mehr als zwei Meter großen Körper, auf eleganten Hälsen prangen hübsche Köpfe mit edlen Gesichtern. In anmutiger Pose halten sie ihre schlanken Arme und Hände. Bei den bezaubernden Frauen handelt es sich um die rekonstruierten drei Statuen, die in der Potsdamer Mitte im Block III den nach historischem Vorbild errichteten Neubau am Alten Markt 3 zieren sollen. Entstanden sind sie in der Werkstatt des Bildhauer-Ehepaares Stefan und Marie-Josefin Zimmermann in Dresden.

Die drei originalen Statuen wurden von Benjamin Giese (1705–1755) gefertigt – in Potsdam unter anderem bekannt für die Originalfigur des Atlas von 1754, der das Alte Rathaus schmückte. Die Figuren zierten das Eckhaus am Alten Markt 17, das im Zweiten Weltkrieg in der „Nacht von Potsdam“ vollständig zerstört wurde. Auch die Statuen fielen dem Angriff zum Opfer.

Im Auftrag der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG, die im Block III vier Wohn- und Geschäftshäuser teils nach historischem Vorbild errichtet, wurden die Figuren rekonstruiert. Minutiös und mühevoll wurden sie in den vergangenen Monaten aus weißem Cottaer Sandstein gehauen. Dort, wo bereits vor Jahrhunderten das Material für filigranste Bildhauerkunst gewonnen wurde: in einem ehemaligen, mittlerweile stillgelegten Steinbruch in Cotta, unweit von Dresden. Nahe des Abgrunds, mitten im Wald, betreiben Stefan und Marie-Josefin Zimmermann ihre Werkstatt.

In den vergangenen Jahren waren die beiden Bildhauer deutschlandweit bei zahlreichen bekannten Bauprojekten für die aufwendige Rekonstruktion feinster Figuren und Reliefs verantwortlich. So etwa für die fast drei Meter große Göttin Minerva, die samt schmuckem Helm, einem Schild und Gürtelschnalle im vergangenen Jahr auf den Giebel des Theaterflügels des Potsdamer Stadtschlosses zurückkehrte. Oder für den Moses, der das Portal am Hauptzugang zum Foyer des Humboldt-Forums ziert.

Für die beiden versierten Künstler war die Arbeit an den Statuen dennoch nicht alltäglich: „Wir haben bisher noch nie an drei Figuren parallel gearbeitet. Das ist schon etwas Besonderes“, sagt Stefan Zimmermann. Drei rund viereinhalb Tonnen schwere Blöcke des berühmten Sandsteins wurden dazu eigens per Lkw von einem benachbarten Steinbruch in die Werkstatt des Ehepaares transportiert. Jeweils etwa drei Monate dauerte es pro Figur, um behutsam mit Hammer und Meißel aus den kantigen Steinschichten die edlen Gesichter und Körper zu formen.

„Ihre Namen sind eigentlich die Frohsinnige, die Blühende und die Strahlende“, erklärt Marie-Josefin Zimmermann. Von dem Bildhauer-Paar und der Genossenschaft werden sie aber liebevoll die drei Grazien genannt, wie Stefan Zimmermann erzählt. Diesen Winter werden sie noch eingelagert in Sachsen verbringen. Wenn die Arbeiten am Block III abgeschlossen sind, zieren die Figuren dann wieder das Eckhaus am Alten Markt, von wo aus sie direkt auf die Nikolaikirche und das emsige Treiben in der Potsdamer Mitte blicken werden.

Hintergrund: Die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG errichtet in der Potsdamer Mitte, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadtschloss, zum Alten Markt und zur Nikolaikirche, vier Wohn- und Geschäftshäuser. Insgesamt entstehen entlang der Anna-Zielenziger-Straße 28 familiengerechte Wohnungen, acht Gewerbeeinheiten sowie fünf Flächen für die gastronomische Nutzung. Ebenso sind Räume für Bildungs- und Kultureinrichtungen geplant. Weitere Informationen finden Sie unter pwg1956.de