Die wachsende Stadt braucht eine starke soziale Wohnungswirtschaft

Der Arbeitskreis StadtSpuren hat seinen Neujahrsempfang gefeiert.

Am 24. Januar begrüßte der Arbeitskreis StadtSpuren mehr als 200 Gäste in der Potsdamer Waschhaus-Arena zu seinem alljährlichen Neujahrsempfang. Mit dabei waren der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert, der Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Scharfenberg, Stadtverordnete aller demokratischen Parteien und Wählergruppen sowie der Baubeigeordnete der Landeshauptstadt Bernd Rubelt. Der Einladung gefolgt waren auch die Vorstände des BBU Maren Kern und Dr. Klaus-Peter Hillebrand, Spitzenvertreter der Mieterverbände und Kooperationspartner aus Verwaltung und Wirtschaft. Etwa ein Drittel der Gäste zählten zu den Partnern in den Stadtteilen, wie zum Beispiel Vertreter von Bürgerhäusern, Vereinen und Bürgerinitiativen.

Der Vorstandssprecher der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG, Matthias Pludra, eröffnete den Abend und erinnerte an die Verantwortung der sozialen Wohnungswirtschaft in Potsdam: „Gerade in einer wachsenden Stadt wie Potsdam braucht es eine starke soziale Wohnungswirtschaft“, erklärte er und begründete seine Feststellung: „Eine Stadt für alle braucht Wohnungen für alle. Und das bedeutet, dass diese Wohnungen auch erschwinglich sein müssen. Dafür stehen die Unternehmen des Arbeitskreises StadtSpuren.“

„Deutschland Weltspitze im Formulieren von Vorschriften“

Eine Talk-Runde widmete sich der Frage, wie die soziale Wohnungswirtschaft dieser Aufgabe gerecht werden kann. Anja Ronneburg von der Wohnungsbaugenossenschaft 1903 eG verwies auf die Verantwortung der Unternehmen für ihre Mitglieder und Mieter: „In absehbarer Zeit werden wir keine neuen Wohnungen bauen können, weil vor uns noch umfangreiche Aufgaben zur Sanierung unserer Wohngebäude liegen. Die stehen zu 80% unter Denkmalschutz, was die Baumaßnahmen sehr teuer macht. Es ginge schneller voran, wenn die Auflagen des Denkmalschutzes nicht so hoch wären.“ Maren Kern, Vorstand des BBU, sprang ihr bei: „Deutschland ist Weltspitze im Formulieren von Vorschriften. Diese bürokratischen Hürden erschweren das Bauen und Sanieren, sie drosseln das Tempo beim Bauen und treiben die Preise nach oben. Hier warten wir auf Erleichterungen, die vom Bund kommen müssen.“

Dass das Wachstum der Stadt nicht die heutige Wohn- und Lebensqualität der Potsdamerinnen und Potsdamer einschränken darf, meinte auch Oberbürgermeister Mike Schubert. Natürlich sei es wichtig, die Wohngebiete und Stadtteile weiterzuentwickeln, den Bestand zu sanieren und zu modernisieren. Auch der Neubau von Wohnungen in verschiedenen Preislagen sei notwendig, aber, so Schubert: „Da, wo wir Wohnungen bauen, müssen auch ausreichend Schulen, Kitas und sonstige Infrastruktur entstehen. Zur Lebensqualität gehört mehr als eine schöne und erschwingliche Wohnung.“ Er lud die Wohnungsunternehmen ein, an der Entwicklung des künftigen Stadtteils Krampnitz mitzuwirken: „Hier wird etwas ganz Neues und Beispielhaftes entstehen. Das ist unser wichtigstes Vorhaben in den kommenden Jahren.“

Knappe Bauflächen erfordern neue Wege

Bodo Jablonowski, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam eG, berichtete, dass seine Genossenschaft mit der Modernisierung ihrer Gebäude sehr weit vorangekommen sei. Gleichzeitig errichte die Genossenschaft seit Jahren neue Wohnungen. Angesichts der knappen Bauflächen in der Stadt müsse man neue Wege gehen und enger zusammenarbeiten. Jablonowski erklärte: „Wir verfügen über Flächen, die man nicht bebauen kann. Aber wenn wir unsere Flächen mit denen des Nachbarn zusammenlegen, dann entsteht vielleicht ein Grundstück, das wir oder der Nachbar bebauen kann.“

Auch der Geschäftsführer der ProPotsdam, Jörn-Michael Westphal, plädierte für neue Formen der Zusammenarbeit: „Ein Wohngebiet wie den Schlaatz kann man nur gemeinsam entwickeln. Hier geht es nicht nur um die Schaffung von Wohnungen und einer bedarfsgerechten Infrastruktur, sondern auch um neue Lösungen für die Energieversorgung und die Mobilität.“ Sein Ziel sei es, durch ein vielfältiges Wohnungsangebot vielfältige Zielgruppen zu erreichen: „Vielfalt in den Wohnungsangeboten bewirkt eine vielfältige Bewohnerschaft. So vermeiden wir soziale Segregation und wirken ihr entgegen.“

Alle Teilnehmer bereit, Verantwortung zu übernehmen

So breit das Spektrum der Themen war, so wenig erschöpfend konnte man sie in der knapp einstündigen Talk-Runde ausdiskutieren. Deutlich zu erkennen war, dass alle Teilnehmer der Diskussion bereit und dabei sind, Verantwortung zu übernehmen. Erkennbar war aber auch, dass jeder Talk-Gast unterschiedliche Schwerpunkte sieht und eine gemeinsame oder eine von allen akzeptierte Strategie nicht in Sicht ist.

Mit den Worten „Da haben wir ja jetzt jede Menge miteinander zu bereden“ eröffnete Matthias Pludra, Vorstand der PWG 1956, den zweiten Teil des Neujahrsempfangs. In anregender Atmosphäre nutzten die Gäste die Gelegenheit zum Gespräch bis in den späten Abend.

 

Fotos: Stefan Gloede