Die Farbenlehre der energetischen Ertüchtigung

Einmal rot, zweimal gelb, aber sieben Mal grün bei der PWG 1956

Bild: Josephine Braun

Bis 2045 sollen die CO₂-Emission unseres Alltags auf Null und der Energieverbrauch der Häuser ebenfalls deutlich gesenkt werden. Es gibt eine Vielzahl von technischen Möglichkeiten, den Energiebedarf eines Hauses zu reduzieren. Dazu zählen die hinlänglich bekannte Fassadendämmung, der Austausch der Fenster, die Optimierung oder gar der Ersatz der Heizung oder die Installation einer Wärmepumpe. Jede dieser Maßnahmen kostet unterschiedlich viel Geld, hat einen anderen Spareffekt und belastet die Nutzungsentgelte der Mitglieder mehr oder weniger. Zum Beispiel: Die Dämmung der Kellerdecke und eines unbeheizten Dachraums können im Einzelfall ca. 11 Prozent Einsparung bringen, die Dämmung der Fassade in manchen Fällen sogar bis zu 20 Prozent. Allerdings kostet die Fassadendämmung deutlich mehr als eine Decken- und Dachdämmung. Entsprechend fällt die Belastung der Nutzungsentgelte über eine Modernisierungsumlage höher aus.

Der Mix machts

Leider gibt es nicht die eine Maßnahme, die den Energiebedarf zur Zufriedenheit aller senkt. Immer wieder, bei jedem Haus neu, abhängig unter anderem von Alter, Zustand und Energieversorgung des Gebäudes, muss man nach einem passenden Mix an Maßnahmen schauen. Aber wie bekommt man raus, welche Maßnahmen sinnvoll und bezahlbar sind?

Hierfür sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen:

  • Umfang der Investition (hier sind auch eventuelle Fördermittel in Betracht zu ziehen),
  • Einsparung/Senkung des Energiebedarfs in Folge der Maßnahme,
  • Kosten für die Nutzer und Mitglieder (da Investitionen in die Modernisierung des Hauses entsprechend der mietrechtlichen Vorgaben auf die Nutzer umgelegt werden, steigen die Nutzungsentgelte),
  • Einsparungen für die Nutzer und Mitglieder, vornehmlich durch geringeren Energieverbrauch,
  • Verhältnis zwischen Kosten und Einsparungen.

Alle Faktoren sind messbar und unter Ansatz von theoretischen Kenn- und Verbrauchswerten zu berechnen. Die Techniker ermitteln die Werte entsprechend Zustand des Hauses und seines aktuellen Energiebedarfs. Dabei berücksichtigen sie alle Maßnahmen zur Energiereduzierung, die am konkreten Gebäude unter bauphysikalischen Gesichtspunkten machbar erscheinen.

Ein reales Beispiel

Nachfolgende Werte wurden für eines unserer Gebäude im Schlaatz ermittelt. Es hat einen aktuellen Energiebedarf für Warmwasser und Heizung von 122 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter Nutzfläche, das entspricht im Energieausweis der Klasse D. Der Datenschutz legt uns nahe, die Darstellung im Folgenden zu vereinfachen. Daher verzichten wir auf die exakte Adresse des Gebäudes und weitere Daten zu dessen Zustand. Außerdem verkürzen wir unsere Datenmatrix.

Los geht es: Das Gebäude erlaubt mehrere Optionen zur Reduzierung des Energiebedarfes. Jeder dieser Optionen ist ein spezifischer Einspareffekt eigen. Er besagt, um wieviel der Energiebedarf bei Umsetzung dieser Maßnahme gesenkt werden würde. In Spalte 1 unserer Matrix sehen wir die Effekte und erkennen, dass Wärmepumpen aus Sicht der Einspareffekte das Optimale wären.

Spalte 2 zeigt die Kosten der Maßnahmen. Hier sehen wir, dass die Erneuerung der Fenster und die Dämmung der Fassade recht teuer sind und bei Weitem nicht das bringen, was man landläufig so meint. Für 330 Euro Investitionen pro Quadratmeter gibt es gerade mal 30 Prozent Einsparung! Einordnend muss man ergänzen, dass der Einspareffekt dieser Maßnahme bei einem energetisch deutlich schlechteren Haus natürlich höher wäre.

Matrix Gebäudeenergiebedarf I Grafik: PWG 1956

Aus den Investitionen ergeben sich höhere Belastungen für die Nutzer. Die Kosten werden anteilig auf die Nutzungsentgelte umgelegt, die sich um die Beträge in der Spalte 3 erhöhen. Zugleich stellen sich Einspareffekte ein, insbesondere beim Verbrauch von Energie, die in Spalte 4 dargestellt sind. Die letzte Spalte setzt die Kostenerhöhungen ins Verhältnis zu den Einsparungen. Hier sehen wir, ob die Investition sich lohnt.

Kein Patentrezept

Nun sieht man schon eine Tendenz, die aber nur für diesen konkreten Fall richtig ist. Ansonsten gilt nämlich: Es gibt nicht ein patentiertes Rezept für die Gebäudeertüchtigung, das man über den gesamten Bestand der 1956 streuen kann. Jedes Haus ist anders, selbst wenn es sich um baugleiche Gebäude handelt. Deshalb muss jedes Gebäude individuell betrachtet und umgebaut werden. Apropos Tendenz: Was in der einen Spalte rot ist, kann in der nächsten schon im sattem Grün aufwarten. Das Auf und Ab der Werte entspricht der Vielfalt der in Beziehung zu setzenden Faktoren. Und dies zeigt auch die Notwendigkeit der Abwägung durch die Ingenieure wie auch durch den Vorstand: Welches der Kriterien ist uns im Zweifelsfall wichtiger als ein anderes?

Quelle: Mitgliedermagazin