Anpassungen zur Zukunftssicherung

Die WG „Karl Marx“ erhöht für 4600 Mitglieder die Nutzungsgebühren

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Nach den Wohngebieten Am Schlaatz und Drewitz im Herbst 2023 erhielten nun alle anderen 4600 Nutzer der Karl Marx ein Schreiben über die Erhöhung ihrer Nutzungsentgelte. Darin kündigte die Genossenschaft eine Erhöhung der Nutzungsgebühren und bat bis zum 31. März um die notwendige Zustimmung. Die mitgeteilten Erhöhungen weisen ein im Durchschnitt um 7,2 Prozent steigendes Nutzungsentgelt aus. Daraus ergibt sich für die meisten Mitglieder, abhängig von ihrer jeweiligen Wohnungsgröße, dass ihre „Kaltmieten“ zwischen 2,50 Euro und maximal 100 Euro im Monat steigen.

Neben den erfolgten Anpassungen am Schlaatz und in Drewitz gibt es nur wenige Ausnahmen, die Ende Januar kein Erhöhungsschreiben erhalten haben. Das betrifft einige, erst in jüngerer Zeit modernisierte Objekte wie den Hans-Grade-Ring 60, deren Entgelte bereits beim Neu- oder Wiedereinzug angepasst wurden.

„Auch wenn wir den meisten Mitgliedern im Zuge der bevorstehenden Nebenkostenabrechnung ein Guthaben erstatten können, ist uns bewusst, dass viele nach wie vor mit gestiegenen Lebenshaltungskosten konfrontiert sind“, sagt Vorstandsmitglied Bodo Jablonowski. Wohnkosten sichern den eigenen Lebensmittelpunkt ab und sind für die allermeisten Mitglieder die größte monatliche Ausgabe.

Deren Entwicklung auch künftig so weit wie möglich von der Preisspirale im allgemeinen Wohnungsmarkt abzukoppeln, sieht die Genossenschaft als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an. Mit Weitblick sei es der Karl Marx stets gelungen, im Bestand ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis mit Nutzungsentgelten unterhalb des Potsdamer Mietspiegelniveaus zu schaffen. Und auch nach den jetzt angekündigten Anpassungen liegt der Abstand zum jeweiligen Mietspiegelniveau 2022 bei zehn Prozent.

Um die Qualität der Bewirtschaftung zukünftig halten zu können, benötigt die Genossenschaft einen ausreichenden finanziellen Handlungsspielraum. Dafür bilden die Nutzungsentgelte der Mitglieder die Grundlage, die die Haupteinnahmequelle der Karl Marx darstellen.

Bei den Erhöhungen geht die Karl Marx sehr zurückhaltend vor. Während der Gesetzgeber Mieterhöhungen bis zu 15 Prozent innerhalb von drei Jahren erlaubt, machte die Genossenschaft in weitaus größerem Jahresabstand davon Gebrauch. „Dadurch konnten wir die Belastungen für unsere Mitglieder reduzieren, waren aber immer auch in der Lage, alle wirtschaftlichen Anforderungen zu meistern“, sagt Bodo Jablonowski. Die letzten Anpassungen der Nutzungsgebühren vor der Erhöhung am Schlaatz und in Drewitz fanden 2018/19 statt. Davor waren es für die meisten Gebiete neun Jahre, in denen die Karl Marx durch ein sehr günstiges Umfeld (stabile Baukosten, niedrige Kreditzinsen) auf Erhöhungen verzichten konnte.

Die jetzige Anpassung der Nutzungsentgelte ist für die Karl Marx angesichts vieler veränderter Rahmenbedingungen und kommender Herausforderungen notwendig. Wie allgemein muss sich auch die Genossenschaft mit der Inflation, dem Fachkräftemangel, verteuerten Rohstoffen, gestiegenen Kosten für Bau-, Handwerker- oder Finanzdienstleistungen auseinandersetzen. So haben sich die Instandhaltungskosten innerhalb der letzten sechs Jahre um etwa 70 Prozent verteuert.

Zugleich gilt es, den Bestand weiter an sich wandelnde Bedürfnisse und gesetzliche Anforderungen anpassen. „Unsere Mitglieder werden älter und möchten lange in ihren Wohnungen bleiben. Wir haben zu wenige Angebote für Familien. Unsere Gebäude müssen dem Klimawandel begegnen und zum Schutz vor künftigen externen Kosten energieeffizienter werden. Über zwanzig Jahre nach der ersten Modernisierung stehen absehbar erneut Strangsanierungen und andere aufwendige Modernisierungsschritte bevor“, nennt Bodo Jablonowski einige der Aufgaben, denen sich die Karl Marx stellen und investieren muss, um auch künftig ihren Satzungsauftrag zu erfüllen, die richtige Balance zwischen sozialverträglichen Nutzungsentgelten und einer zuverlässigen Bewirtschaftung der Bestände zu finden.

Für alle, die sich durch die Erhöhung der Nutzungsgebühren in Bedrängnis sehen, wies das Schreiben der Karl Marx darauf hin, welche berechtigten Hilfen die Mitglieder in Anspruch nehmen können und wer die geeigneten Ansprechpartner dafür sind.