Wohnsiegel für Geringverdiener

Das Pestel-Institut will Orientierung im Berliner Speckgürtel bieten.

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In der Region rund um Berlin wird Wohnraum immer teurer. In absoluten Zahlen gemessen führt Berlin zwar mit einem Durchschnittspreis von 7,92 Euro pro Quadratmeter. Danach folgt aber direkt Potsdam mit 6,92 Euro. Für Geringverdiener wird es überall in den anliegenden Städten und Landkreisen immer schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Das geht aus einer Wohnungsraum-Analyse des Eduard Pestel Instituts in Hannover hervor, über die der rbb berichtete. Dafür wurden bundesweit die Wohnungsmärkte auf den Prüfstand gestellt. Vor allem in Ballungsräumen wurden ähnliche Entwicklungen bei den Preisanstiegen festgestellt.

Besonders betroffen seien Bezieher von Hartz-IV. Die vom Job-Center übernommenen Mieten für Single-Haushalte seien etwa im Landkreis Barnim innerhalb von sechs Jahren um fast 20 Prozent gestiegen, während die Verbraucherpreise in diesem Zeitraum nur um 6,5 Prozent zulegten. „Bei den Mieten wird oft rausgeholt, was rauszuholen ist“, so Günther. „Dabei bauen Vermieter auf die Job-Center als zuverlässige Zahlstelle“, sagt Günther. Diese übernähmen die Kosten für Wohnungen „einfachen Standards“. Auf genau diese Wohnungen seien jedoch auch viele andere Haushalte mit niedrigen Einkommen angewiesen. „Das Angebot an günstigen Wohnungen wird so rar“, wird der Institutsleiter vom rbb zitiert. Es könnte sein, dass nicht alle Job-Center auf Dauer diese Preisentwicklung mehr mittrügen, sodass Hartz-IV-Empfänger zum Auszug gezwungen wären. Die Suche nach neuem, günstigeren Wohnraum verschärfe sich so noch weiter.

Das Pestel-Institut habe dazu das Wohnsiegel „MeinFairMieter“ entwickelt. Nach Willen des Institutsleiters Matthias Günther soll es zum „Kompass auf dem Wohnungsmarkt“ werden. Das Label soll daher Geringverdienern Orientierung auf dem angespannten Wohnungsmarkt geben. Wohnungsunternehmen, die dieses Gütesiegel führten, böten auch Wohnraum für Geringverdiener an, so Günther. Das könnte vor allem für Wohnungsgesellschaften in öffentlichem Eigentum und Genossenschaften sein, die sich so von „gierigen Vermietern“ abgrenzen könnten.