In Potsdam kostet eine Singlewohnung im Median 41 Prozent des neuen Höchstsatzes, hat eine immowelt-Studie ergeben
Ende Juni hat der Bundestag über eine Reform der Bafög-Förderung entschieden, die nun ausgeweitet werden soll. Zudem sollen Studierende 5,75 Prozent mehr Geld bekommen. Studierendenvertreter kritisieren die Bafög-Anhebung jedoch als unzureichend. Eine aktuelle Analyse von immowelt zeigt: Trotz Erhöhung reicht die Bafög-Wohnpauschale von bald 360 Euro in 31 von 68 untersuchten Hochschulstädten nicht für die Kaltmiete einer typischen Studentenwohnung (ein bis zwei Zimmer, 40 Quadratmeter) aus. Vor der Anhebung lag die Wohnpauschale in 38 Unistädten unter der Kaltmiete.
In Potsdam müssen Studierende demnach im Median 380 Euro für die Miete ausgeben. Das entspricht 41 Prozent des neuen bzw. 44 Prozent des bisherigen Höchstsatzes. Damit gehört Potsdam zum Mittelfeld. Besonders im Osten Deutschlands und im Ruhrgebiet kommen Studierende dank der niedrigen Angebotsmieten mit der Förderung deutlich besser über die Runden. In beliebten Unistädten wie Halle (230 Euro), Dresden und Leipzig (jeweils 270 Euro) gehen nur 25 bis 29 Prozent des Bafögs an den Vermieter. Die niedrigsten Angebotsmieten aller betrachteten Städte bezahlen Studierende in Chemnitz: Eine Studentenwohnung kostet dort im Median 190 Euro und beansprucht somit nur 20 Prozent des neuen Bafög-Höchstsatzes. Berlin und Potsdam sind die einzigen Städte im Osten, bei denen die Mieten im Median höher liegen als die Bafög-Wohnpauschale.
Wer ein Studium in Gelsenkirchen (240 Euro, 26 Prozent), Bochum (280 Euro, 30 Prozent), Dortmund oder Essen (jeweils 300 Euro, 32 Prozent) absolviert, verbraucht weniger als ein Drittel der gesamten Bafög-Förderung für die studentische Bleibe. In allen untersuchten Unistädten des Ruhrgebiets liegt die mittlere Kaltmiete für eine Studentenwohnung sogar unterhalb der neuen Bafög-Wohnpauschale von 360 Euro. Das Gleiche gilt für die untersuchten ostdeutschen Hochschulstädte, mit Ausnahme von Berlin (500 Euro) und Potsdam (380 Euro).
In den hochpreisigen Hochschulstädten hingegen – vor allem im Süden – müssen Studierende trotz Reform weiterhin einen großen Teil des kompletten Bafög-Höchstsatzes (931 Euro inklusive Wohnpauschale) für die Miete aufwenden. In München, der teuersten Stadt, kostet eine 40 Quadratmeter große Wohnung im Median 780 Euro pro Monat – das sind 84 Prozent des neuen Höchstsatzes. Bisher mussten Studierende in der Isar-Metropole 91 Prozent der Förderung für die Miete ausgeben. Auch in anderen großen Hochschulstädten bleibt Studierenden nach Zahlung der Miete nur wenig vom Bafög übrig. In Frankfurt (520 Euro) verschlingt die Kaltmiete für eine Studentenwohnung 56 Prozent des reformierten Bafög-Höchstsatzes (vor Erhöhung: 60 Prozent). In Berlin bringt die Bafög-Reform ebenfalls nur geringfügige Verbesserungen: Wer in der Hauptstadt eine Studentenwohnung bezieht, verbraucht 54 Prozent des gesamten Bafögs für die Kaltmiete von 500 Euro (vor Erhöhung: 58 Prozent).
Mögliche Mietpreisanstiege in Folge von Inflation, Ukraine-Krieg und Zinserhöhung könnten die finanzielle Situation vieler Studierenden in diesem Jahr deutlich verschlechtern. Die ohnehin begrenzte Wirkung der Bafög-Reform würde sich damit zusätzlich reduzieren.
Ausführliche Tabellen zu den 68 untersuchten Städten können Sie hier herunterladen.
Berechnungsgrundlage
Datenbasis für die Berechnung der Mieten in 68 ausgewählten deutschen Universitätsstädten waren auf immowelt.de inserierte Angebote mit einer Wohnfläche von bis zu 40 Quadratmetern und ein bis zwei Zimmern. Dabei wurden ausschließlich Angebote berücksichtigt, die vermehrt nachgefragt wurden. Die Preise geben den Median der in 2021 auf immowelt.de angebotenen Mietwohnungen wieder. Der Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise. Bei den Mietpreisen handelt es sich um Nettokaltmieten bei Neuvermietung der auf immowelt.de inserierten Immobilien. Der Höchstsatz der Bafög-Förderung wurde, wie im Gesetz niedergeschrieben, mit 931 Euro veranschlagt. Die darin enthaltene Wohnpauschale beträgt 360 Euro. Der alte Höchstsatz der Bafög-Förderung wurde mit 861 Euro veranschlagt. Die darin enthaltene Wohnpauschale beträgt 325 Euro.
Quelle: immowelt